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Nobuyuki Tsujii wurde am 13. September 1988 in Tokio (Hauptstadt von Japan) geboren, er war jedoch von Geburt an blind. Seine Mutter erkannte aber schon sehr schnell ein musikalisches Talent an ihrem Sohn, denn immer, wenn sie klassische Musik hörte, hüpfte er freudig herum und reagierte sehr positiv darauf. Besonders der Klavierkomponist Frédéric Chopin hatte es dem Jungen angetan, denn dies hörte er mit Abstand am liebsten. Aufgrund seiner Leidenschaft für die Musik besorgte ihm seine Mutter ein kleines Spielzeug-Klavier.

Nobuyuki Tsujii: „Mein Lieblingsstück war damals Chopins Polonaise in As-Dur, bei einer bestimmten Aufnahme habe ich freudig reagiert und bin herumgehüpft, aber wenn ein anderer Pianist das gleiche Stück gespielt hat, war ich unzufrieden“

Als ihm seine Mutter einmal das bekannte Lied „Jingle Bells“ vorsang, konnte sie es kaum glauben, wie der kleine Junge darauf reagierte. Denn trotz seiner Blindheit schaffte er es, die Melodie auf seinem kleinen Plastik-Klavier nachzuspielen. Nobuyuki Tsujii hatte ein unglaublich feinfühliges Gehör und spielte von nun an alles nach, was er hörte und was ihm gefiel.

Nobuyuki Tsujii: „Ich habe das Klavier schon als Kind geliebt. Es hat mir Spielzeug ersetzt – es war ein Freund für mich“

Aufgrund seines außerordentlichen Talentes bekam er bald ein größeres Klavier und erhielt auch Unterricht durch einen Klavierlehrer, aber es war ein sehr mühsamer Weg. Nobuyuki Tsujii musste sich die Stücke in der Brailleschrift (Blindenschrift) einprägen. Während eine Hand die Noten las, spielte er mit der anderen Hand. Um mit beiden Händen spielen zu können, musste er aber alle Töne auswendig können, und so übte Nobuyuki Tsujii stundenlang an seinem Klavier und mit der Zeit wurde er tatsächlich besser. Trotz seiner Sehbehinderung lernte er mit diversen Hilfsmitteln seine liebsten klassischen Musikstücke und konnte sie bald mühelos und auswendig nachspielen.


Nobuyuki Tsujii: „Ich habe das Üben nie als Belastung empfunden, das war für mich, wie andere Kinder draußen spielen, meine Lieblingsbeschäftigung, wo ich mich ausdrücken konnte“

Im Alter von zehn Jahren stand Nobuyuki Tsujii bereits mit den „Osaka Century Symphonikern“ auf der Bühne, denn seine Art, wie er die Musikwerke interpretieren konnte, war faszinierend und einzigartig. Er trainierte von nun an bis zu vier Stunden am Tag um sein Klavierspiel zu verbessern, und dieses Training sollte sich bald bezahlt machen. Im Jahr 2009 reiste Nobuyuki Tsujii nach Texas (USA), um einen internationalen Klavierwettbewerb zu bestreiten, wo die weltweit besten jungen Konzertpianisten teilnahmen. An dem mehrtägigen Wettbewerb musste er nun Tag für Tag unter größter nervlicher Anspannung sein Talent beweisen, denn Fehler konnte er sich hier nicht erlauben. Und Nobuyuki Tsujii machte keine Fehler.

Mit unglaublicher Sicherheit spielte sich der junge Pianist in die Herzen der Menschen. Die Juroren staunten über den blinden Musiker, der die berühmtesten Werke von Beethoven bis Chopin so einwandfrei und gefühlvoll spielen konnte, wie sie es noch nie gehört hatten. Nobuyuki Tsujii gelang eine der größten Sensationen in der Geschichte dieses internationalen Wettbewerbes, denn er war nicht nur der erste Japaner, der diesen Wettbewerb gewinnen konnte, er war auch der erste Künstler, der ihn als blinder Pianist gewinnen konnte.

Nobuyuki Tsujii wurde in seiner Heimat Japan und auch in China zum gefeierten Star, seine klassischen Musikwerke wurden zum absoluten Verkaufsschlager. Mittlerweile ist er auf der ganzen Welt unterwegs und spielt auf den größten Konzertbühnen. Sogar die kritischsten Zuhörer konnte er durch seine gefühlvollen Töne überzeugen, denn auch die größte Fingerfertigkeit kann nicht das Gefühl und das Gespür ersetzen, mit der Nobuyuki Tsujii seine Werke spielen kann.

Nobuyuki Tsujii: „Ich möchte das spielen, was ich selbst liebe. Ich verbinde viel mit den Stücken. Und ich möchte dem Publikum zeigen, wie ich sie sehe“

Obwohl er von Geburt an blind war, ging Nobuyuki Tsujii immer seiner größten Leidenschaft nach. Stundenlang trainierte er sich eine unfassbare Perfektion am Klavier an und sämtliche Musikstücke erlernte er nur durch sein Gehör. Diese Kombination aus hartem Training und seinem besonderen Talent verhalfen ihm zum absoluten Superstar in der klassischen Musik zu werden. Außerdem arbeitet er auch ohne Probleme mit Orchestern zusammen, obwohl er weder den Dirigenten, noch das Orchester sehen kann. Immer wieder staunen die Menschen über diese faszinierende Zusammenarbeit mit dem blinden Pianisten aus Japan, der sein größtes Handicap zu seiner größten Stärke gemacht hat.

Nobuyuki Tsujii: „Ich spüre, wie der Dirigent atmet, ich muss den Taktstock nicht sehen können, um den Einsatz zu bekommen. Ich spüre auch, was die Orchestermusiker wollen, das ist wie eine Welle, die zu mir fließt und der ich folgen muss“