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Michel wird ohne rechte Hand geboren. Warum, weiß niemand so genau. An der Situation hätte es sowieso nichts geändert. Schon früh lernt Michel, Dinge mit links zu erledigen. Eine fehlende Hand ist zwar kein ernstes Handicap, aber ein sehr sichtbares. Es belastet ihn, weshalb er seinen Armstumpf meistens verbirgt. Zudem wird Ausgrenzung und Mobbing schon früh zu einem Problem. Michel wird der Zutritt zum örtlichen Basketball-Team verwehrt und eine Lehrerin lässt ihn vor versammelter Klasse die Schuhe binden. Alle Kinder lachen ihn aus. Seine Seele trägt Trauer. Mitleidige Blicke und das Getuschel hinter seinem Rücken geben ihm den Rest.

Michel Fornasier: „Es war unangenehm und peinlich, anders zu sein“

Nur mühsam gewinnt Michel ein Stück Freiheit zurück. Er entwickelt eine eigene Technik, um sich seine Schuhe zu binden oder den Reißverschluss seiner Jacke zu schließen. Am Schlagzeug befestigt er die Stöcke mit einem Klebeband am Unterarm. Viele Stunden Übung sind dafür nötig. Als er seine erste Handprothese bekommt, ist es mehr eine beängstigende Erfahrung. Die Einsatzmöglichkeiten sind begrenzt und es fühlt sich wie ein Fremdkörper an. Michel trägt sie nicht gerne. Es dauert eine lange Zeit bis ins Erwachsenenalter, bis er sein Handicap akzeptieren kann. Er will seinen Arm nicht mehr hinter dem Rücken oder in der Jackentasche verstecken. Er will frei sein!

Michel Fornasier: „Ich sagte mir: Das ist einfach ein Teil von dir. Ich bin deswegen nicht besser oder schlechter als jeder andere“

Michel bekommt neues Selbstvertrauen durch eine Hightech-Prothese. Mit modernster Technik wird es ihm ermöglicht, einer menschlichen Hand viel näher zu kommen, als das bisher der Fall gewesen ist. Mit eiserner Disziplin trainiert er die Feinmotorik und bekommt wieder ein Stück mehr an Lebensqualität zurück. Und er geht noch einen Schritt weiter! Um das Thema für Kinder zugänglicher zu machen, erfindet Michel die Fantasiefigur „Bionicman“. Bionicman ist ein einhändiger Superheld, der sich für benachteiligte Menschen stark macht. Die Superkraft von Bionicman besteht darin, seine vermeintliche Schwäche in seine große Stärke umzuwandeln. Sogar eine eigene Comic-Serie wird herausgebracht.

Michel Fornasier: „Jeder von uns hat Superkräfte. Diese Eigenschaften sind ansteckend und können in die Welt getragen werden, um eine Gesellschaft zu inspirieren“


Michel spürt zum ersten Mal im Leben seine eigene Superkraft. Im Superheldenkostüm beginnt er Schulen und Krankenhäuser zu besuchen. Das Ziel ist, Kinder für Mobbing und Inklusion zu sensibilisieren – unsere Andersartigkeit ist unsere größte Stärke! Michel dringt in die Herzen der Kinder durch. Ein kleines Mädchen kommt auf ihn zu und zeigt auf ihr Hörgerät. Stolz erzählt sie: „Schau mal Bionicman, ich habe auch eine Superkraft.“ Ein Junge mit Muttermal tritt vor die Klasse und verkündet: „Das macht mich besonders!“ Es sind magische Momente, wo Kinder lernen, aus ihren Schwächen eine Superkraft zu machen. Bionicman hinterlässt strahlende Kinderaugen!

Michel Fornasier: „Wir können das Mobbing nicht stoppen, aber wir können Kinder stärker als das Mobbing machen“

Michel will den Bekanntheitsgrad von neuartigen Hilfsmitteln wie der Robotik steigern. Mittels 3D-Druckern ist es möglich, Prothesenhände für Kinder herzustellen, die wie buntes Spielzeug aussehen. Sie können ihre „Zauberhände“ selbst mitgestalten. Für Kinder ist eine Hand viel mehr als ein Stück Plastik. Sie ist wie eine Rüstung, die vor Mobbing schützt und das Selbstvertrauen stärkt.

Michel macht sein größtes Handicap zu seiner größten Stärke. Mit der Stiftung „Give Children a Hand“ ermöglicht er Kindern mit einer körperlichen Beeinträchtigung den Zugang zu modernen Prothesen. Er möchte Tabus brechen sowie eine Brücke zwischen Menschen mit und ohne Handicap bauen. Mit Bionicman vermittelt er Hoffnung und ein neues Selbstwertgefühl. Wir streben nach Perfektion. Aber in Wirklichkeit sind es unsere Schwächen, die uns menschlich und stark machen!

Michel Fornasier: „Jeder von uns trägt das Potenzial zur Selbstverwirklichung in sich. Es ist wichtig, an seine Träume und Visionen zu glauben“

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Einzelnachweise (abgerufen am 01.08.2023):
1. www.michelfornasier.com – Michel Fornasier
2. www.alethea-magazine.com – Interview with Michel Fornasier
3. www.axa.ch – Bionicman