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Der Zweite Weltkrieg ist zu Ende, Adolf Hitler ist tot. Benjamin Ferencz hat Jura studiert und wird beauftragt, Beweismaterial für die Kriegsverbrechen der Deutschen zu sammeln. Die Zeit drängt, weil gegen Ende des Krieges viele Beweismittel von den Deutschen vernichtet werden. Benjamin Ferencz arbeitet gewissenhaft und findet traurige Beweise. Nun ist er Chefankläger gegen die Hauptkriegsverbrecher der Nationalsozialisten. Rachegedanken haben keinen Platz. Die Welt soll von den schrecklichen Aktivitäten während des Krieges erfahren. Der Nürnberger Prozess startet. Während Benjamin Ferencz in die Augen der schlimmsten Massenmörder der Geschichte blickt, muss er sein Eröffnungsplädoyer halten:

„Die Angeklagten auf der Anklagebank waren die grausamen Henker, deren Terror die schwärzeste Seite der Menschlichkeitsgeschichte schrieb. Der Tod war ihr Werkzeug und das Leben ihr Spielzeug. Wenn diese Männer immun sind, dann hat das Gesetz seinen Sinn verloren, und der Mensch muss in Angst leben“


Benjamin Ferencz: „Diese Menschen hatten kaltblütig über eine Million Männer, Frauen und Kinder ermordet. Es geht um Rechtsstaatlichkeit, die alle Menschen vor solchen Gräueltaten schützt und ihr Recht auf ein Leben in Frieden und Würde gewährleistet“

Keine Reue. Kein Bedauern. Kein Schuldgefühl. Keine Anzeichen von Trauer. Alle Angeklagten bezeichnen sich als nicht schuldig, niemand will Verantwortung übernehmen. Obwohl ihre Verbrechen einen Grad der Unmenschlichkeit erreicht, dass man sich nicht vorstellen kann, dass Menschen dazu überhaupt fähig sind. Die Beschuldigten glauben immer noch, dass ihr Patriotismus zu Deutschland alle Verbrechen rechtfertigt. Benjamin Ferencz ist fassungslos. Aber er ist vorbereitet. Mit erdrückendem Beweismaterial konfrontiert er die Angeklagten.

In Sachen Dokumentation waren die Deutschen sehr korrekt. Die Einsatzgruppen führten genau Buch über ihre Morde. Diese Unterlagen belegen den Mord von Millionen Menschen. Nur ein kleiner Personenkreis wusste über diese Geheimpapiere Bescheid, um der Öffentlichkeit die Massentötungen zu verschweigen. Das Abschreckende daran: Je „erfolgreicher“ sie ihre Arbeit erledigten, desto eher konnten sie mit einer Beförderung rechnen. Ein grausamer Kreislauf.

Benjamin Ferencz: „Die Dokumente enthielten den Namen des Kommandeurs, den Ort, das Datum und die Zahl der Ermordeten. Ich addierte die Zahlen mit einer Handrechenmaschine. Als ich bei einer Million angekommen war, hatte ich genug. Ein solches Verbrechen darf nicht ungesühnt bleiben“


Augenzeugen und Filmaufnahmen verdeutlichen schockierende Gewaltszenen aus dem Krieg. Folterungen und die schrecklichen Zustände in den Konzentrationslagern werden als Beweise angeführt. Zudem Massenerschießungen von wehrlosen Männern und Frauen. Tausende Kinder werden eins nach dem anderen erschossen, nur weil sie Juden sind. Die Köpfe von Babys werden so lange gegen Bäume geschlagen, bis sie tot sind. Die Öffentlichkeit ist schockiert. Die Schuld der Angeklagten ist zweifelsfrei bewiesen. In ihren eigenen Unterlagen haben sie dokumentiert, wann sie wo und warum wie viele Juden umgebracht haben.

Benjamin Ferencz: „Ich habe gelernt, dass jeder Krieg dazu führen kann, dass eigentlich anständige Menschen sich in Massenmörder verwandeln“

Benjamin Ferencz hat die Konzentrationslager mit eigenen Augen gesehen. Die Eindrücke brennen sich schmerzhaft in seine Seele. Überall liegen tote Körper, aufeinandergestapelt wie Brennholz. In der Luft steht der Gestank von verbrannten Menschen. Die wenigen Überlebenden sind zu Skeletten abgemagert. Viele kriechen mit letzter Kraft zu Müllhaufen, auf der Suche nach Essensresten. Die Hölle auf Erden hat sich verwirklicht. Menschen werden abgeschlachtet, nur weil sie nicht dieselbe Weltanschauung teilen wie ihre Mörder.

Benjamin Ferencz: „Wir geben zu viel Geld aus, um andere Leute zu töten. Es sollte besser dafür verwendet werden, allen Leuten ein besseres Leben zu ermöglichen. Die Gefahr für den Frieden beginnt, wenn eine Mehrheit anfängt, die Diskriminierung einer Minderheit zu akzeptieren – egal, wo dies auf der Welt geschieht“

Als die Angeklagten ihre Urteile erhalten, fühlt sich Benjamin Ferencz erleichtert. Das Recht hat wieder die Oberhand gewonnen. Zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit müssen sich führende Politiker für völkerrechtliche Verbrechen persönlich verantworten. Die Nürnberger Prozesse wirken durch ihre Aufklärungsarbeit bis heute nach und legen die Grundlage für den Internationalen Gerichtshof. Vergehen wie Völkermord, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit können strafrechtlich belangt werden. Jedes Mal, wenn ein Straftäter für ein Verbrechen ins Gefängnis kommt, hat das eine abschreckende Wirkung auf andere, die versucht sind, ähnliche Verbrechen zu begehen. Benjamin Ferencz kämpft ein Leben lang dafür, dass diese Nachricht in die ganze Welt getragen wird.

Benjamin Ferencz: „Meine Botschaft an zukünftige Generationen lautet: Lasst die Waffen schweigen und verschafft dem Recht Gehör. Es geht darum, dass wir das Recht aller Menschen auf ein Leben in Frieden und Würde anerkennen, unabhängig von ihrem Glauben oder etwa ihrer Hautfarbe. Und für den Weg dorthin, würde ich ihnen noch drei weitere Botschaften mitgeben: Gebt niemals auf! Gebt niemals auf! Gebt niemals auf!


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Einzelnachweise (abgerufen am 29.01.2024):
1. www.t-online.de – Ich habe Hitler leider nicht erwischt
2. www.planet-wissen.de – Der Nürnberger Prozess
3. www.tagesschau.de – Ein Verfahren, das bis heute nachwirkt
4. wikipedia.org – Benjamin Ferencz