„Lesezeit: ca. 3 Minuten“

11. März 2011. Eines der heftigsten Erdbeben in der Geschichte von Japan erschüttert das Land. Der darauffolgende Tsunami mit meterhohen Wellen überrollt nicht nur die Küste, sondern auch das Kernkraftwerk Fukushima. Es geschieht das Unvorstellbare: Durch Explosionen wird Radioaktivität in die Atmosphäre freigesetzt! Es bricht Chaos aus, fluchtartig verlassen 100.000 Menschen die umliegenden Gebiete. Unter ihnen befindet sich Naoto Matsumura.

Naoto Matsumura: „Alle sind damals abgehauen. Und alle gleichzeitig Es gab einen riesigen Stau. Innerhalb von ein paar Tagen war die ganze Gegend wie ausgestorben“

Das Leben in Notunterkünften und Flüchtlingslagern ist für Naoto Matsumura nicht vorstellbar. Auch von einer Tante wird er abgewiesen, weil sie Angst vor der Strahlung hat. So steigt in ihm das Gefühl auf, in seine Heimatstadt zurückzukehren – zumindest um seine Tiere zu versorgen. In der Todeszone angekommen herrscht gespenstische Stille. Keine Autos, keine Fußgänger. Naoto Matsumura stellt fest, dass er trotzdem nicht allein ist, denn alle Haustiere und das Vieh sind noch in der Stadt. Sie alle sind zurückgelassen worden.


Naoto Matsumura: „Ich bin durch die Nachbarschaft gelaufen. Dann habe ich die ersten Hunde gesehen. Sie haben nichts zu essen und nichts zu trinken. Also habe ich ihnen zu Fressen gegeben. Die ganze Stadt war voller Tiere“

Aus Tagen werden Wochen, aus Wochen werden Monate. Naoto Matsumura wird klar, dass keine Menschen mehr in die Evakuierungszone zurückkehren. Tote Katzen liegen auf den Straßen, tote Hühner im Stall, verdurstete Kälber neben toten Kühen. Sie sterben an Hunger und Dehydrierung. Nur wenige Kilometer vom Atomreaktor entfernt beginnt Naoto Matsumura, angekettete Hunde loszubinden, Kühe aus ihren Ställen zu befreien und alle Lebewesen in Not zu füttern. Trotz staatlichem Verbot bleibt er bei den Tieren, um sie zu versorgen. Er lebt von Quellwasser und Dosennahrung, anfangs gibt es nicht einmal Strom und elektrisches Licht. Einmal in der Woche fährt er zum Einkaufen außerhalb der Stadt. Es ist ein einsames Leben – aber mit vielen glücklichen Tieren.

Durch den Nuklearunfall in Fukushima verlieren Menschen nicht nur ihre Heimat, sondern auch Träume und Lebensaufgaben. Psychische Erkrankungen und Depressionen nehmen zu, seelische Wunden sind tief verwurzelt. Naoto Matsumura entkommt dem Abgrund. Er ist hoffnungsvoll und findet in der Versorgung der Tiere neues Lebensglück. Er organisiert Spenden und erhält Unterstützung von Tierschutzorganisationen. Vor der schädlichen Strahlung hat er keine Angst. Laut Ärzten muss er erst in 30 Jahren mit gesundheitlichen Schäden rechnen – bis dahin ist er vermutlich sowieso nicht mehr am Leben.

Die ganze Welt fragt sich, was mit der Natur und den Menschen nach einem Atomunfall passiert. Aber, wer denkt an die Tiere? Naoto Matsumura hilft den verlassenen Geschöpfen vor dem sicheren Hungertod – sie können für die Katastrophe am wenigsten dafür. Seine Liebe ist stärker als die Angst vor dem Tod – und seine Seele findet Erfüllung in der Hingabe für die Tiere.

Naoto Matsumura: „Ich fand, ich hatte keine Wahl“


[Anzeige]

Das Buch von Naoto Matsumura über Amazon bestellen:

Naoto Matsumura: Guardian of Fukushima – The True Story of a Farmer Who Fought to Save the Nuclear Zone’s Animals

Einzelnachweise (abgerufen am 20.07.2021):


1. www.daserste.de – Japan: Der Tierretter von Fukushima
2. www.goodnewsnetwork.org – 10 Years After Fukushima Nuclear Disaster
3. www.ecowoman.de – Nach Fukushima
4. wikipedia.org – Naoto Matsumura