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Das Fohlen Jappeloup kam am 12. März 1975 auf einer Pferdefarm in der Nähe der Stadt Bordeaux (Frankreich) auf die Welt. Er entwickelte sich jedoch im Gegensatz zu den meisten anderen Pferden nicht nach Wunsch seines Besitzers. Bei einer Widerristhöhe (Größe) von nur 1,58 Meter war Jappeloup zu klein, um jemals eine erfolgreiche Karriere als Springpferd absolvieren zu können. Als der Springreiter Pierre Durand das kleine Pferd zum ersten Mal sah, reagierte er aus diesem Grund abweisend. Er war auf der Suche nach einem starken und hochaufgeschossenen Pferd, welcher auch die schwierigsten Hindernisse überspringen konnte. Als er jedoch Jappeloup in Aktion sah, konnte er es kaum fassen. Noch nie zuvor hatte er ein schmächtiges Pferd mit einer so gewaltigen Sprungkraft gesehen. Pierre Durand nahm Jappeloup nun unter seine Fittiche und setzte alle seine Hoffnung in das dunkelbraune Pferd.

Foto von Laurent Bordes
unter CC BY-SA 3.0

Die neue Partnerschaft musste von Anfang an mühsam aufgebaut werden. Jappeloup hatte einen widerspenstigen und temperamentvollen Charakter, welcher eine Zusammenarbeit schwierig machte. Der erste Erfolg stellte sich ein, als man die französischen Meisterschaften gewinnen konnte und sich für die olympischen Springbewerbe 1984 in Los Angeles (USA) qualifizieren konnte. Dieser Wettbewerb kam für Jappeloup jedoch zu früh und es sollte zur großen Blamage kommen. Unter den Augen von Millionen Zuschauern verweigerte das Pferd ein Hindernis und warf Pierre Durand unsanft zu Boden. Kameras aus der ganzen Welt zeigten einen gedemütigten Reiter, welcher sein Pferd nicht unter Kontrolle hatte. Es war der absolute Tiefpunkt für Pierre Durand und er musste für dieses Debakel viel Kritik einstecken.

Pierre Durand: „Das Wichtigste ist das Pferd nicht zu zwingen, sondern dass man einmal viel Respekt und Liebe entgegen bringt“

Pierre Durand erkannte, dass er Jappeloup zu sehr für den Erfolg bedrängt hatte. Trotz dieser Schmach begann er noch intensiver mit dem Pferd zu arbeiten. Es entwickelte sich langsam eine tiefe Freundschaft zwischen Pierre Durand und dem Tier, welche von Vertrauen und Respekt gekennzeichnet war. Aus dem oft unberechenbaren Pferd wurde mit der Zeit ein zuverlässiger Partner und Pierre Durand schaffte es, das zügellose Temperament von Jappeloup in geeignete Bahnen zu lenken. So errangen sie den Europameistertitel und konnten sich für die nächsten Olympischen Spiele 1988 in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul qualifizieren.

Pierre Durand und Jappeloup verblüfften die Konkurrenten mit einer außergewöhnlichen kämpferischen Leistung. Obwohl Jappeloup in seiner Größe den anderen Pferden weit unterlegen war, glich er dies mit Technik und seinem unglaublichen Springvermögen wieder aus. Durch seinen starken Willen wurde Jappeloup schnell zum Publikumsliebling und zeigte der Welt eine regelrechte Machtdemonstration. Er konnte sich nicht nur in die Herzen der Zuschauer springen, sondern er verhalf auch Pierre Durand sensationell zum Gewinn der olympischen Goldmedaille. Zudem konnten sie im Mannschaftsbewerb eine weitere Medaille gewinnen, wo sie gesamt Dritte wurden.

Jappeloup ging als eines der erfolgreichsten Springpferde aller Zeiten in die Geschichte ein. Obwohl das Pferd wegen seiner geringen Größe benachteiligt war, konnte es alle Gegner überflügeln. Es waren einfache Eigenschaften wie Leidenschaft und Willensstärke, wodurch Jappeloup zum Vorbild für viele Menschen auf der ganzen Welt wurde.

Jappeloup starb am 05. November 1991 an Herzversagen, bis heute wird das Pferd in ganz Frankreich als Nationalheld verehrt.

Pierre Durand: „Das Pferd meines Lebens“