Es gab einmal in einem riesigen Schiff eine ganz kleine Schraube, die mit
vielen anderen ebenso kleinen Schrauben zwei große Stahlplatten miteinander
verband. Diese kleine Schraube fing an, bei der Fahrt mitten im Indischen
Ozean, etwas lockerer zu werden und drohte herauszufallen. Da sagten die
nächsten Schrauben zu ihr: „Wenn du herausfällst, dann gehen wir auch.“ Und
die Nägel unten am Schiffskörper sagten: „Uns wird es auch zu eng, wir
lockern uns auch ein wenig.“ Als die großen eisernen Rippen das hörten, da
riefen sie: „Um Gottes Willen bleibt; denn wenn ihr nicht mehr haltet, dann
ist es um uns geschehen!“
Und das Gerücht von dem Vorhaben der kleinen Schraube verbreitete sich
blitzschnell durch den ganzen Körper des Schiffes. Er ächzte und erbebte in
allen Fugen. Da beschlossen sämtliche Rippen und Platten und Schrauben und
auch die kleinsten Nägel, eine gemeinsame Botschaft an die kleine Schraube zu
senden, sie möchte doch bleiben; denn sonst würde das ganze Schiff bersten
und keine von ihnen die Heimat erreichen.
Das schmeichelte dem Stolz der kleinen Schraube, dass ihr solch ungeheure
Bedeutung beigemessen wurde, und sie ließ sagen, sie wolle sitzen und
bleiben.
Rudyard Kipling (Schriftsteller)
Einzelnachweis (abgerufen am 30.09.2021):
http://schnuffelts.blogspot.com – Die kleine Schraube