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Mohandas Karamchand Gandhi wurde am 02. Oktober 1869 in Porbandar (West-Indien) geboren. Er wuchs im wohlhabenden, aber sehr strenggläubigen hinduistischen Elternhaus auf, es gab zum Beispiel nie eine Mahlzeit ohne Gebet. Gandhi mühte sich durch die Schulzeit und war nur ein mittelmäßiger Schüler. Dazu war er ein sehr ruhiger, schüchterner und ängstlicher Junge, weshalb er kaum Freunde hatte. Er vermied jeden Kontakt zu seinen Schulkollegen da er immer Angst hatte, ausgelacht zu werden. Gandhi wollte nach der Schulzeit zwar Medizin studieren, doch der strenge Glaube untersagte diese Tätigkeit.
Im Alter von 18 Jahren ging er deshalb nach London um Rechtswissenschaft zu studieren, um den Wunsch seines Vaters, Rechtsanwalt zu werden, zu entsprechen. Vorher legte er noch ein Gelübde ab, in dem er sich verpflichtete, keusch zu leben und weder Fleisch zu essen noch Alkohol zu trinken. In London lebte er sich nur langsam ein, die westliche Welt war ihm bis zu diesem Zeitpunkt völlig unbekannt. Doch beeindruckten ihn schon damals die Medienfreiheit und die freie Meinungsäußerung. Er versuchte sich in die Gesellschaft zu integrieren, er nahm deshalb sogar Tanzstunden. Ihm erging es da wie vielen Männern, er hatte überhaupt kein Taktgefühl und war unfähig, rhythmische Bewegungen auszuführen und erkannte schnell, dass es seine Fähigkeiten überstieg. Neben seinem Studium beschäftigte er sich ausgiebig mit dem Hinduismus, dem Islam und dem Christentum. Er erkannte alle Religionen an, besonders begeistert war er jedoch von der Bergpredigt und dem Motto, Böses mit Gutem zu vergelten. Nach 3 Jahren hatte Gandhi sein Studium erfolgreich abgeschlossen und kehrte nach Indien zurück, um Anwalt zu werden.
Mahatma Gandhi: „Die Religionen sind verschiedene Wege, die im gleichen Punkt münden. Was macht es, dass wir verschiedene Wege gehen, wenn wir nur das gleiche Ziel erreichen?“
Gandhi war noch immer ein sehr unsicherer und gehemmter junger Mann. Diese Schüchternheit brachte ihm auch gleich den ersten Misserfolg in seinem ersten Fall ein. Als er vor Gericht sprechen sollte, verlor er vor lauter Nervosität die Nerven. Er brachte kein Wort heraus und eilte unter dem Gelächter der Anwesenden aus dem Gerichtssaal. Wer konnte zu diesem Zeitpunkt ahnen, dass er einmal als großer Führer Millionen von Menschen bewegen sollte? Als Gandhi von einem Geschäftsmann ein Angebot bekam, nach Südafrika zu gehen um als beratender Anwalt zur Verfügung zu stehen, nahm er dieses sofort dankbar an.
In Südafrika angekommen erlebte er eine Zugfahrt, die seine weitere Zukunft sehr stark prägen sollte. Gandhi fuhr im Erste-Klasse Abteil. Da ein weißer Südafrikaner nicht mit ihm („einem farbigen Inder“) in einem Abteil sitzen wollte, kam ein Schaffner und wollte ihn trotz gültiger Fahrkarte in den Gepäckraum verfrachten. Doch Gandhi weigerte sich und bestand auf sein Recht, hier verweilen zu dürfen. Beim nächsten Halt wurde er daraufhin unsanft hinausgeworfen. Von diesem Augenblick an entschied sich Gandhi, gegen diese Unterdrückung vorzugehen und für die Rechte der Benachteiligten zu kämpfen. Er gelobte in seinen Kämpfen niemals Gewalt anzuwenden und passiven Widerstand zu leisten (Verweigerung der Zusammenarbeit mit Behörden). Er nannte seine Politik Satyagraha („Hingabe an die Wahrheit“). Er trat von nun an immer öfter in der Öffentlichkeit auf, zeigte Mut und Ausdauer uns seine Popularität wuchs dadurch ständig weiter. Gandhi verschob daraufhin seine Rückkehr nach Indien, und dieser Aufschub dauerte ganze 21 Jahre, in denen er sich für die indische Bevölkerung im ganzen Land einsetzte (1893-1914). Schließlich kehrte er nach diesem Aufenthalt in ein bettelarmes Indien zurück.
Mahatma Gandhi: „Ein Gramm Handeln ist mehr Wert als eine Tonne Predigt“
Dort wurde er von Massen von Menschen bereits erwartet, er war zu diesem Zeitpunkt schon zu einem Nationalhelden aufgestiegen, seine Taten in Südafrika blieben nicht unbemerkt. Er bekam den berühmten Beinamen „Mahatma“ („große Seele“), von nun an war er nur mehr Mahatma Gandhi. Doch die Probleme waren groß, Indien wurde durch Großbritannien besetzt und unterdrückt. Und so ging Mahatma Gandhi auf Reisen und zog von Dorf zu Dorf, da er seine Politik der Satyagraha („gewaltloser Widerstand“) verbreiten wollte. Er lebte immer als einfacher Mensch, dies war auch der Grund warum ihn die Menschen so liebten. Und so brachte er die Massen hinter sich, im Kampf für den passiven Widerstand gegen die britische Herrschaft. Er organisierte zum Beispiel einen landesweiten Streik. An diesem Tag hat in ganz Indien nichts mehr funktioniert, kein Bus oder Zug fuhr, kein Geschäft war offen und kein Telegraph funktionierte. Die Briten bekamen Angst, denn sie waren von ihrem Mutterland komplett abgeschnitten, und Gandhi bekam internationale Aufmerksamkeit. Bei der Spinnrad-Kampagne rief Gandhi dazu auf, selber Spinnräder zu benutzen und selbst Stoffe herzustellen, um damit die englischen Stoffe zu boykottieren. Im ganzen Land wurden englische Kleidungsstücke verbrannt, es wurden öffentliche Kleiderverbrennungen organisiert. Gandhi machte das Spinnrad zum Symbol für die indische Unabhängigkeit. Noch heute ziert deshalb ein Spinnrad die indische Flagge.
Mahatma Gandhi: „Zuerst ignorieren sie dich, dann lachen sie über dich, dann bekämpfen sie dich und dann gewinnst du“
1930 startete Gandhi mit seinen Anhängern den berühmten „Salzmarsch“. Auf staubigen Wegen legten sie unter Beobachtung der internationalen Presse 385 km innerhalb von 24 Tagen zurück. Die Wege wurden von den Indern mit Blättern bestreut, die Dörfer, durch die sie zogen, wurden festlich geschmückt. Ganz Indien schaute auf Mahatma Gandhi, der mittlerweile wie ein Heiliger verehrt wurde, als das Endziel am Meer erreicht wurde. Gandhi zeigte dem Volk, wie man auf einfache Weise kostenloses Salz gewinnen konnte, in dem er etwas Salz, welches das Meer anspülte, in die Hand nahm. Dies war zur damaligen Zeit strengstens verboten. Die Menge jubelte, von nun an wurde das englische Salz boykottiert. Gandhi und mehr als 60.000 Menschen gingen daraufhin widerstandslos ins Gefängnis, die Polizei war aber nicht mehr Herr der Lage, denn immer mehr Inder zeigten sich mit Mahatma Gandhi solidarisch. Doch es gingen auch schreckliche Bilder um die Welt, als Inder von der Polizei brutal mit Stöcken niedergeschlagen wurden. Es war bedrückend, denn kein Inder wehrte sich dagegen, denn sie wendeten niemals Gewalt an. Es gab Verletzte und viele wurden auch getötet. Der internationale Druck wurde daraufhin immer größer, und Gandhi wurde aus der Haft entlassen. Kurze Zeit später durfte auch indisches Salz legal verkauft werden.
Die folgenden Jahre waren vom Einsatz Gandhis für die Unabhängigkeit geprägt, doch war es erst nach dem 2. Weltkrieg soweit. Das ausgeblutete England wollte seine größte Kolonie schnell loswerden, und als der damalige Premierminister Winston Churchill (bezeichnete Gandhi als „halbnackten Fakir“) in England abgewählt wurde, war der Weg für ein unabhängiges Indien frei, was 1947 offiziell verkündet wurde. Mit dem Abzug der letzten britischen Truppen gingen 130 Jahre britische Herrschaft in Indien zu Ende. Indien wurde aber nur in Form von zweier getrennter Staaten unabhängig, dem muslimischen Pakistan und dem hinduistischen Indien. Gandhi wollte immer einen gemeinsamen Staat, doch die Risse zwischen Moslems und den Hindus waren einfach zu tief. Die Teilung des Landes verursachte eine der größten Massenfluchten der Geschichte, die Hindus und die Moslems flohen in ihre Gebiete. Dabei kam es immer wieder zu grausamen Massakern. Gandhi schaffte es mit einem Fasten bis zum Tod noch einmal kurzfristig für Frieden zu sorgen, doch zog er sich dabei auch den Zorn fanatischer Anhänger beider Religionen auf sich.
Mahatma Gandhi: „Auge um Auge – und die ganze Welt wird blind sein“
Am 30. Jänner 1948, kurz vor Sonnenuntergang, ging er wie jeden Tag zu einem öffentlichen Gebetstreff. Plötzlich trat ein fanatischer Hindu vor, verneigte sich tief vor ihm, und richtete eine Pistole auf Gandhi. Mit drei Schüssen aus nächster Nähe fand Mahatma Gandhi im Alter von 78 Jahren den Tod. Er starb mit dem Wort „Gott“ auf den Lippen, aufrecht und völlig frei von Angst und Hass, wie er es sich immer gewünscht hatte. Der Tod Gandhis löste in der ganzen Welt Trauer aus, vom Vatikan bis zum Kreml. Am Trauerzug zur Verbrennungsstätte nahmen fast eine Millionen Menschen teil, in der ganzen Welt fanden Trauermärsche statt. Dieser kleine Mann mit Nickelbrille, der sehr einfach lebte und in jungen Jahren vor lauter Schüchternheit oft davonlief, entwickelte sich zu einer unglaublichen Persönlichkeit und gab Millionen Menschen Hoffnung im Leben. Gandhis Geburtstag, der 02. Oktober, ist in Indien ein Nationalfeiertag. Er zeigte uns, dass es egal ist, wo wir im Moment im Leben stehen, sondern dass wir uns darum kümmern sollten, welche Richtung wir in Zukunft einschlagen werden.
Mahatma Gandhi: „Wenn ich das Wunder eines Sonnenuntergangs oder die Schönheit des Mondes bewundere, so weitet sich meine Seele in Ehrfurcht vor dem Schöpfer“
Traurig…
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Schöner Artikel. Danke.
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