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Karen Silkwood arbeitete 1974 in der Kerr-McGee-Plutonium-Aufbereitungsanlage in Oklahoma, USA. Als gelernte Chemietechnikerin wusste sie um das hochgiftige und radioaktive Schwermetall Plutonium bestens Bescheid, bereits ein Millionstel Gramm eingeatmet in die Lunge reicht aus, um Krebs zu verursachen. Plutonium zählt zu den gefährlichsten Stoffen, die es auf der Welt gibt, ein Kilogramm würde genügen, um die gesamte Menschheit zu vergiften. Und so war es kaum verwunderlich, dass es strenge Sicherheitsbestimmungen an der Arbeitsstelle von Karen Silkwood gab. Aber trotzdem kam es immer wieder zu unvorhergesehenen Zwischenfällen, die eigentlich nicht passieren durften.

Mitarbeiter wurden verseucht, weil das Plutonium nicht ordnungsgerecht gelagert wurde. Die Inventarführung war mangelhaft, immer wieder verschwand Kilogrammweise das gefährliche Material. Noch dazu kam dass es zu wenige Duschen für die Mitarbeiter gab, um sich von den radioaktiven Partikeln reinigen zu können. Um diese zahlreichen Verstöße gegen die Gesundheitsvorschriften geheim halten zu können, wurden Sicherheitsdokumente gefälscht und Mitarbeiter wurden über die möglichen Gefahren überhaupt nicht aufgeklärt. Als Karen Silkwood auch noch fehlerhafte Atmungsausrüstungen entdeckte, war es zuviel für sie.

Sie begann sich in der Gewerkschaft zu engagieren, denn die Arbeit war nicht nur gefährlich für sie selber, sondern auch für die vielen Mitarbeiter im Werk. Aber die Fabriksleitung war alles andere als einsichtig, und Karen Silkwood hatte hier keine Unterstützung zu erwarten. Als sie auch noch den Beistand von nahestehenden Freunden verlor, die ihr Engagement nicht teilten, hatte sie nur mehr eine Wahl, den Gang an die Öffentlichkeit. Unter starkem Druck begann Karen Silkwood, Beweise zu sammeln, die ihre Anschuldigungen untermauerten. Bald hatte sie eine Reihe von belastenden Dokumenten zusammengestellt, welche die skandalösen Zustände aufdecken sollten. Am 13. November 1974 hatte sie sich ein Treffen mit einem Reporter der New York Times ausgemacht, um die Unterlagen zu übergeben. Am vereinbarten Treffpunkt sollte sie jedoch nie ankommen.

 

Karen Silkwood kam im Alter von nur 28 Jahren auf dem Weg zu dem ausgemachten Treffen von der Straße ab und starb noch an der Unfallstelle. Über die Unfallursache gab es viele Ungereimtheiten, nach offizieller Stellungnahme der Polizei kam sie wegen Übermüdung von der Straße ab. Es gab jedoch auch unabhängige Gutachten, dass der Wagen gewaltsam von der Straße abgedrängt wurde. Ein Zeuge hatte zudem gesehen, dass Karen Silkwood den Ordner mit den belastenden Dokumenten bei sich hatte, als sie losfuhr. An der Unfallstelle wurde jedoch nie ein solcher Ordner gefunden, dieser blieb bis zum heutigen Tag verschwunden.

Der Tod von Karen Silkwood löste ein landesweites Medienaufsehen aus und es gab umfangreiche Untersuchungen in der Plutoniumaufbereitungsanlage. Der Vater von Karen Silkwood erstritt in einem langjährigen Prozess eine Entschädigungszahlung, das Unternehmen Kerr-McGee bestreitet aber bis heute jede Verantwortung für den Tod von ihr.

Das skandalöse Plutoniumwerk wurde bald geschlossen, Kerr-McGee stieg später ganz aus dem Nukleargeschäft aus.

Karen Silkwood war es durch ihr mutiges und engagiertes Handeln zu verdanken, dass vermutlich vielen Menschen ihre Gesundheit erhalten blieb. Dieser Vorfall rüttelte damals die gesamte Öffentlichkeit wach und bewirkte, dass generell viele Sicherheitsbestimmungen nochmals verstärkt wurden, die bis heute gelten.

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The Killing of Karen Silkwood: The Story Behind the Kerr-McGee Plutonium Case