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Billy Mills wuchs in einem heruntergekommenen Indianerreservat im Bundesstaat South Dakota (USA) auf. Das Reservat gehörte zu den ärmsten Gegenden der USA, und das Leben dort war alles andere als einfach. In dieser trostlosen Umgebung waren mehr als 80% der Menschen arbeitslos und viele lebten unter der absoluten Armutsgrenze. Strom gab es in den seltensten Fällen, die Selbstmordrate war generell um einiges höher als der normale Durchschnitt. Billy Mills hatte im Reservat seine liebenden Eltern an seiner Seite, die aber nur kurze Zeit sein Leben prägen sollten.
Als Billy Mills acht Jahre alt war, starb plötzlich seine Mutter. Der kleine Junge war am Boden zerstört, unter Tränen brach er immer wieder zusammen, er spürte nur mehr Hass und Wut. Sein Vater, der selber tief betroffen war, versuchte seinen Sohn immer wieder mit denselben Worten zu trösten: „Sohn, deine Flügel sind gebrochen, aber eines Tages wirst du die Flügel eines Adlers haben. Du musst so tief nach deinem Traum suchen, bis etwas ganz Wundersames mit dir geschieht und du erkennst, wer du wirklich bist“. Auch sein Vater sollte kurze Zeit später sterben, und Billy Mills wurde im Alter von nur zwölf Jahren zur Vollwaise. Von nun an musste er sich alleine durch das Leben kämpfen, er entdeckte aber bald seine große Leidenschaft im Sport, das Laufen.
Während viele seiner Alterskollegen dem Alkoholismus und der Drogensucht verfielen, trainierte Billy Mills unermüdlich, auch weil er gegen das Minderwertigkeitsgefühl der Indianer ankämpfen wollte. Er schaffte es durch sein Talent Unterstützer zu finden und begann an der University of Kansas zu studieren. Trotzdem wurde er aufgrund seiner Herkunft immer wieder ausgegrenzt und schikaniert, bei Fotoaufnahmen sagte man ihm zum Beispiel immer wieder, dass er aus dem Bild gehen sollte, weil man ihn nicht dabei haben wollte. Billy Mills hegte sogar Selbstmordgedanken, aber in einem neuen Ziel glaubte er seine Bestimmung gefunden zu haben, nämlich die Olympischen Spiele in Japan. Gegen alle Widerstände und Ausgrenzungen ankämpfend und mit einer imposanten Ausdauer schaffte er es tatsächlich im Alter von 26 Jahren, sich für die Teilnahme zu qualifizieren.
So kam Billy Mills 1964 als völlig unbekannter Läufer nach Tokio, wo die Olympischen Spiele stattfanden. Der Favorit für das 10.000 Meter Rennen war der Australier Ron Clarke, der amtierende Weltrekordhalter, und einige andere Weltmeister und Olympiasieger. Billy Mills wurde nur am Rande wahrgenommen, weder die Medien noch die Konkurrenten erwarteten sich etwas von dem jungen Läufer indianischer Abstammung, der noch nie an einem so großen Wettkampf teilgenommen hatte.
Billy Mills: „In unserer indianischen Kultur heißt es, wenn du dich auf etwas konzentrierst, dann wirken Körper, Geist und Seele zusammen und motivieren dich, deinen Traum zu verwirklichen“
Über 75.000 jubelnde Menschen füllten das Stadion in Tokio und das Rennen ging bereits in die letzte Runde. In Führung lag wenig überraschend der große Favorit Ron Clarke, fast gleichauf mit einem starken Tunesier. Die Sensation war aber Billy Mills, der es als einziger Läufer noch schaffte, an den Führenden dranzubleiben. Das Rennen befand sich schon auf der letzten Zielgeraden, und Billy Mills hatte einige Meter Rückstand auf Ron Clarke. Trotzdem rechnete keiner mit Billy Mills, denn der Führende war als starker Sprinter bekannt. Billy Mills jedoch dachte auf den letzten Metern des Rennens an die Worte seines verstorbenen Vaters: „Eines Tages wirst du die Flügel eines Adler haben“. Mit diesen Gedanken mobilisierte der junge Läufer seine letzten Kräfte und setzte zu einem der stärksten Schlusssprints an, die es je in der Geschichte von Olympischen Spielen gab. Die anwesenden Reporter und Zuschauer konnten ihren Augen nicht trauen, Billy Mills hatte bereits zur Spitze aufgeschlossen, sollten sie hier Zeugen werden von einer unglaublichen Sensation?
Es war einer der magischsten Momente in der Geschichte der Olympischen Spiele. Ein junger Außenseiter lief fast eine Minute schneller als er jemals zuvor über diese Distanz gelaufen war und holte sich sensationell die Goldmedaille über 10.000 Meter. Noch nie zuvor hatte ein Amerikaner über diese Distanz eine Goldmedaille erringen können.
Billy Mills, ein unbekannter Läufer, der in einem ärmlichen Indianerreservat aufwuchs, verblüffte die ganze Welt mit seiner Goldmedaille. Entscheidend waren sein ungeheuerlicher Glaube an sich selbst und der Wille, alles im Leben erreichen zu können, wenn man es auch wirklich will.
Billy Mills: „Lerne dich selbst kennen und entdecke deine Sehnsucht. Und mit der Sehnsucht kommt die Selbstmotivation. Und mit der Motivation kommt die Arbeit. Und mit der Arbeit kommt der Erfolg. Folge deinen Träumen“