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Käthe Sasso wurde am 18. März 1926 in Wien (Österreich) geboren und wuchs in einer liebevollen Umgebung auf. Ihre Eltern waren politisch sehr aktiv und waren aufgrund des aufkommenden Nationalsozialismus unter Adolf Hitler sehr besorgt. Nachdem der Vater zum Kriegsdienst eingezogen wurde, arbeitete die Mutter im Untergrund gegen Adolf Hitler. Auch Käthe Sasso unterstützte sie bereits als kleines Mädchen, wo man Familien half, deren Angehörige aus politischen Gründen verhaftet wurden. Als die Mutter im Alter von 39 Jahren plötzlich verstarb, war Käthe Sasso auf sich allein gestellt. In einer Welt, wo die Grausamkeiten der Nationalsozialisten immer mehr zunahmen, traf Käthe Sasso eine unfassbare Entscheidung.

Käthe Sasso: „Ich wusste schon als Kind, was Unrecht ist“

Im Alter von nur 15 Jahren beschloss Käthe Sasso, die illegalen Tätigkeiten ihrer Mutter fortzuführen. Sie half Familien von Hingerichteten, sammelte Geld und Lebensmittel oder verteilte heimlich Flugblätter, welche sich gegen den immer mächtiger werdenden Adolf Hitler richteten. Am 21. August 1942 wurde die gesamte Widerstandsgruppe jedoch verraten und Käthe Sasso kam ins Gefängnis. Aufgrund ihres jugendlichen Alters entkam sie nur knapp der Todesstrafe, ihre Gefolgsleute hatten nicht so viel Glück. Durch eine befohlene Teilnahme musste sie mitansehen, wie ihre Freunde wegen des Hochverrats hingerichtet und enthauptet wurden. Käthe Sasso musste schlimme Verhöre und Folterungen der Gestapo überstehen und wurde in verschiedenen Arbeitserziehungslagern untergebracht.


Im Alter von 18 Jahren wurde Käthe Sasso in das berüchtigte Konzentrationslager Ravensbrück nach Deutschland verfrachtet, wo fürchterliche Dinge passierten. Aufgrund schwerer körperlicher Arbeit und unzureichenden Essensrationen kamen viele Insassen zu Tode, Misshandlungen und Folter gehörten zum Lageralltag. Käthe Sasso erlebte mit, wie hunderte Kinderaugen zu strahlen anfingen, als man ihnen Süßigkeiten gab, kurz bevor man sie kaltblütig in die Gaskammern schickte. Zudem gab es grässliche medizinische Experimente, wo man mögliche Verletzungen der Soldaten simulierte. In offene Wunden der Häftlinge wurde zum Beispiel Sand oder Benzin geschüttet, um neue Medikamente für die Heilung zu testen. Auch vor schwangeren Frauen oder Babys nahm man keine Rücksicht, die quälenden und lautstarken Hilfeschreie der Versuchspersonen sollten jedoch ungehört bleiben.


Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurden die Insassen auf einen Todesmarsch getrieben. Die tagelangen Strapazen überlebten viele Opfer nicht, sie verhungerten, erfroren, oder wurden erschossen, wenn sie geschwächt zusammenbrachen. Käthe Sasso gelang jedoch die Flucht vor diesem Martyrium und schaffte es im letzten Moment, ein geeignetes Versteck zu finden. Würde sie entdeckt werden, hätte man sie sofort hingerichtet. Unter Todesangst machte sie sich nun auf den langen und beschwerlichen Weg zurück nach Wien, wo Käthe Sasso auch kurz nach Kriegsende ankam.

Als Käthe Sasso sich vollkommen entkräftet in die Straßenbahn begab, dachte sie daran, es nun endlich geschafft zu haben. Als die Schaffnerin jedoch die Fahrkarten kontrollieren wollte, entgegnete sie natürlich kein Geld zu haben und dass sie direkt aus dem Konzentrationslager kam. Die Straßenbahn wurde aber angehalten und sie wurde gezwungen, wieder auszusteigen. Die Straßenbahn war voller Leute, niemand rührte auch nur einen Finger für Käthe Sasso. Dies war für Käthe Sasso der entwürdigende Schlusspunkt für ihren langen und schmerzvollen Leidensweg.

Käthe Sasso beschloss, für die vielen Menschen, welche im Widerstand gegen Adolf Hitler gestorben waren, zu kämpfen. Sie hielt Vorträge an Schulen, wo sie ihre schrecklichen Erlebnisse so ausführlich erzählen konnte, dass sie immer einen bleibenden Eindruck bei den Schülern hinterließ. Unermüdlich forderte sie die jungen Menschen dazu auf, sich immer gegen menschenverachtende Ideen und gewaltbereiter Machenschaften zu stellen und mutig dagegen vorzugehen. Dies war auch die einfache Botschaft von Käthe Sasso, welche sie in ihrem Leben immer mit beherzten Taten zeigte. Für ihren lebenslangen und couragierten Einsatz wurde sie im Alter von 85 Jahren mit dem „Goldenen Verdienstzeichen der Republik Österreich“ ausgezeichnet.

Käthe Sasso: „Ich wollte immer nur ein anständiger Mensch sein. Das Leid anderer zu lindern, lag mir am Herzen“