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1960 befindet sich Ruth Pfau auf dem Weg nach Indien. Ihre letzte Station wird aber Karachi sein, einer Millionenstadt in Pakistan. Denn dort trifft sie zum ersten Mal auf Menschen, die an Lepra leiden. Als Ordensschwester und Ärztin kennt sie die Infektionskrankheit, die unter anderem Haut und Nerven angreift und zu Lähmungserscheinungen führt. Aus Furcht werden die Kranken wie Aussätzige behandelt und erfahren keine medizinische Versorgung. Ruth Pfau beschließt, ihren Lebensmittelpunkt nach Pakistan zu legen, um den Opfern hier zu helfen. Im Alter von 30 Jahren ist ihre Seele tief erschüttert.
Ausgestoßen von der Gesellschaft traut sich kein Arzt in das Lepra-Ghetto der Stadt hinein. Bis auf Ruth Pfau, die mit einer Handvoll Injektionsampullen und mit einer Schürzentasche voll Medikamente den Kampf aufnimmt. Ihre Hilfe wird dringend benötigt, die hygienischen Zustände sind grauenhaft. Ratten fressen die gefühllosen Hände und Beine der Leprakranken auf offener Straße an. Betroffene Kinder werden lebendig in Höhlen eingemauert oder irgendwo ausgesetzt, um sie wilden Tieren zum Fraß vorzuwerfen. Menschen verhungern, weil man ihnen Nahrung und Wasser verweigert, aus Angst vor ihren verstümmelten Körpern. Tausende Kranke vegetieren in bitterster Armut dahin, bis der Tod ihre Seele endlich erlöst.
Ruth Pfau: „Die waren wirklich Aussätzige, lebten vom Betteln, und wenn sie geschnappt wurden, lud sie die Stadtverwaltung in Lastwagen, fuhr sie in die Wüste und kippte sie aus“
Ruth Pfau ist auf sich allein gestellt. In einer alten Bretterbude fängt sie an, erste Patienten zu behandeln. Auf einer Landkarte werden Orte markiert, um die Infektionsherde zu bestimmen. Und genau dort setzt Ruth Pfau an, um gegen diese Krankheit vorzugehen. Sie sucht sich Unterstützer und beginnt mit Aufklärung, der Suche nach Erkrankten und der Behandlung mit neuen Medikamenten. Schnell wird der unermüdlich kämpfenden Frau klar, dass es ein landesweites Netz braucht, um flächendeckend wirken zu können.
Ruth Pfau: „Ich habe damals einfach angefangen. Es war so offensichtlich, dass meine Hilfe in Pakistan gebraucht wird. Und ich habe gemerkt, dass ich ihnen helfen kann“
Fest entschlossen überredet Ruth Pfau die pakistanische Regierung, sie bei ihrem Projekt zu unterstützen. Mit Erfolg! Sie beginnt, junge Leute zu medizinischen Assistenten auszubilden und ein Netzwerk von Leprastationen aufzubauen. Über die Jahre bildet sich so eine Vereinigung von über 1.000 Mitarbeitern in den unterschiedlichsten Regionen Pakistans. Auch in entlegene Dörfer kommt Ruth Pfau, um Opfer zu behandeln. Durch ihr Engagement steigt sie zur Beraterin der Regierung im Rang einer Staatssekretärin für das Lepra-Kontrollprogramm auf. In dieser Position versteht sie es über Jahrzehnte, den Patienten die Hilfe dort zukommen zu lassen, wo sie dringend benötigt wird. Bis ins hohe Alter ist Ruth Pfau unterwegs, um den Menschen zu helfen.
Ruth Pfau stirbt am 10. August 2017, nach über 50 Jahren aufopferungsvoller Arbeit in Pakistan. Sie erhält nicht nur ein Staatsbegräbnis, sondern wird auch als Nationalheldin verehrt. Durch ihre Mitwirkung gilt Lepra heute als weitgehend unter Kontrolle. Eine ganze Gesellschaft hat sich durch die Nächstenliebe einer mutigen Frau verändert. Hunderttausenden Menschen ermöglichte sie so ein würdevolles Leben!
Ruth Pfau: „Wir haben einmal ein junges Mädchen vor dem sicheren Tod gerettet. Heute ist sie von der Lepra geheilt, verheiratet und stolze Mutter von fünf Kindern. Solche Geschichten machen mich glücklich. Es gibt nur einen Weg aus unseren heutigen Schwierigkeiten. Dass wir wieder lernen, einander zu lieben“
Ruth Pfau – Ihr Leben ist ihre Botschaft:
Einzelnachweise (abgerufen am 02.12.2019):
1. www.chrismon.evangelisch.de – Ruth Pfau heilte Leprakranke in Pakistan
2. www.deutschlandfunkkultur.de – Die Mutter der Lepra-Kranken
3. www.katholisch.de – Der Herrgott wollte mich für diese Arbeit haben
4. www.bild.de – Wie Ruth Pfau zur „Mutter der Leprakranken“ wurde
5. wikipedia.org – Ruth Pfau