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Als Tyke noch ein Baby war, wurde sie von Jägern eingefangen und von ihrer Familie weggebracht. Die kleine Elefantendame kam nun in einen Zirkus nach Honolulu (Hawaii) und musste dressiert werden, um den Leuten eine Unterhaltungsshow bieten zu können. Für die Menschen bedeutete ein Zirkus Spaß und Vergnügen, aber für Tyke war das unbeschwerte Leben jetzt vorbei. Denn was sich hinter den Kulissen im Zirkus abspielte, war eine regelrechte Tortur.

Während es Elefanten in freier Natur gewohnt waren, kilometerweit zu marschieren, wurde die kleine Tyke in Ketten gelegt und in einen engen Raum eingesperrt. In dieser unnatürlichen und feindseligen Umgebung war der Elefant nun einem gewissenlosen Dresseur ausgeliefert, welcher für Tyke verantwortlich war. Sofort fing der Trainer an, den Elefanten mit grausamen Foltermethoden zu quälen, um Tyke Gehorsamkeit beizubringen. Mit einem scharfen Metallstock (Elefantenhaken) schlug er auf den wehrlosen Elefanten ein, vor allem auf die empfindlichen Bereiche, wie zum Beispiel hinter den Ohren. Der Abrichter verfolgte nur ein Ziel, den Willen des Elefanten mittels harter Gewalt zu brechen, um ihn gefügig zu machen.


Der Dickhäuter hatte gegen die brutalen Trainingsmethoden keine Chance, sich zur Wehr zu setzen. Tyke wurde jeder Aspekt eines normalen Elefantenlebens beraubt, sie verbrachte die meiste Zeit in schmerzenden Ketten und sie stand in ihrem eigenen Dreck und Kot. Es war nur eine Frage der Zeit, bis der Trainer dem Elefanten Kunststücke beibringen konnte. Tyke lernte dem Dresseur gezwungenermaßen zu gehorchen, denn eine Verweigerung hatte schlimme Schläge und Peitschenhiebe zur Folge. Das Publikum war begeistert von den Darbietungen von Tyke, jedoch ahnte niemand, wie schlecht es dem Elefanten wirklich ging. Durch zusätzlichen Futterentzug wurde sichergestellt, dass Tyke die Befehle auch tatsächlich ausführte.

So vergingen die Jahre und Tyke fristete ein erbärmliches Dasein. Ständig musste sie schmerzhafte Schläge auf ihre sensible Haut aushalten, die Wunden verheilten noch dazu sehr schlecht. Tyke wurde so ängstlich, dass sie jedes Mal zu schreien anfing, wenn ihr gewalttätiger Trainer auftauchte. Aber sie hatte keine Chance sich zu wehren und musste die stundenlange Folter über sich ergehen lassen. Nach 20 Jahren unfassbarer Qualen war Tyke an einem Punkt angelangt, wo sie die Misshandlungen einfach nicht mehr ertragen konnte und es zur großen Katastrophe kam.

Während einer Vorstellung fiel Tyke in ihre natürlichen Instinkte zurück und riss sich los. Wahnsinnig vor Wut und den jahrelangen Erniedrigungen verlor sie vollkommen die Beherrschung und verletzte ihren Trainer tödlich. Der Elefant durchbrach daraufhin alle Absperrungen und schaffte es, in die Innenstadt von Honolulu zu entkommen. Die Flucht des Elefanten war aber nur von kurzer Dauer, denn schnell hatte die Polizei das Tier umzingelt. Umgehend durchbohrten 86 Kugeln den müden Körper des Dickhäuters, welcher qualvoll zusammenbrach und kurze Zeit später starb. Tyke hatte keine Chance, ihre Suche nach Freiheit und einem Leben ohne Angst und Schmerzen war in dieser feindlichen Welt hoffnungslos.

Tyke wurde nach ihrem Tod zum tragischen Symbol für eine sinnlose und qualvolle Haltung von Wildtieren im Zirkus, die Bilder von ihrer Flucht schockierten die Menschen auf der ganzen Welt. Die erschütternde Geschichte des Elefanten gab den vielen in Gefangenschaft lebenden Tieren eine Stimme, dass jedes Lebewesen ein Recht auf ein Leben in Freiheit hat.