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Für Bert Trautmann ist es schwer vorstellbar, dass Krieg die Menschen verändert. In jungen Jahren meldet er sich freiwillig, um dem Deutschen Reich im Zweiten Weltkrieg zu dienen. Aber die Schwärmerei weicht schnell dem grausamen Kriegsgeschehen. Er erkennt, dass viele Unwahrheiten erzählt werden und einiges falsch läuft. Er will desertieren! Bert Trautmann wird jedoch von alliierten Soldaten aufgestöbert und gefangen genommen. Er kommt in ein britisches Kriegsgefangenenlager, wo er hart arbeiten muss. In England will er wieder zu sich selbst finden, denn der Krieg hat ihn tatsächlich verändert.
Die Gefangenen werden den Umständen entsprechend gut behandelt und sie dürfen sogar Fußball spielen. Eine willkommene Abwechslung! Eines Tages sind plötzlich alle Augen auf Bert Trautmann gerichtet. Denn als er sich ins Tor stellt, schafft es keiner mehr, ein Tor zu schießen. Er ist ein Naturtalent und wehrt alle Bälle mit unglaublichen Hechtsprüngen ab! Als die Schließung des Gefangenenlagers bevorsteht, bleibt Bert Trautmann in England. Er hält sich mit Gelegenheitsarbeiten über Wasser und schließt sich einem kleinen Fußballverein als Tormann an. Dort muss er sich mit einigen Vorurteilen herumschlagen, weil er vor kurzem noch gegen England im Krieg gekämpft hat. Aber durch gute Leistungen und seinem Ehrgeiz bringt er die Anhänger auf seine Seite. Mit Bescheidenheit und einem großen Herzen steigert er seinen Bekanntheitsgrad und größere Vereine werden auf ihn aufmerksam. Als ihn schließlich Manchester City verpflichten will, muss er nicht lange überlegen. Mit diesem Wechsel steht er jetzt in der Öffentlichkeit und Bert Trautmann schlägt eisiger Gegenwind entgegen.
Bert Trautmann: „Man konnte mich nicht schützen. Ich stand im Fokus. Alle wollten den Deutschen sehen. Ich habe mich gefühlt wie ein Affe im Zoo“
Der Stachel des Krieges sitzt tief in den Köpfen der Menschen. Die Fans empfangen Bert Trautmann mit offener Feindseligkeit. Tausende Fußballbegeisterte gehen auf die Straße und protestieren gegen die deutsche Neuverpflichtung. Bei seinem ersten Spiel steht Bert Trautmann unter großem Druck und ist übelsten Beschimpfungen ausgesetzt. Aber er zieht sich nicht zurück, sondern gibt alles. Mit großem Kampfgeist und tollen Paraden rettet er Manchester City in diesem Spiel ein gutes Ergebnis. Müde und abgekämpft will sich Bert Trautmann in die Kabine begeben, als etwas Einzigartiges passiert. Denn nach Schlusspfiff applaudieren ihm nicht nur die eigenen Leute, sondern auch die gegnerischen Fans respektieren ihn wegen seiner herausragenden Leistung.
Bert Trautmann: „Ich wollte den Leuten zeigen, dass ich ein guter Torwart und ein guter Deutscher war. Aber dass die Spieler beider Mannschaften mir nach Ende des Spiels applaudierten und die Fulham-Fans mich mit Standing Ovations feierten, ist etwas, das ich nie vergessen werde“
In der Mannschaft ist Bert Trautmann akzeptiert und der Teamgeist entwickelt sich stärker als alle politischen Differenzen. Die Menschen beginnen die wahre Seele von dem talentierten Torhüter zu erkennen, der immer hart an sich arbeitet und alles in die Waagschale wirft, um mit Manchester City erfolgreich zu sein. So schafft es Bert Trautmann, die Herzen der Fans zu gewinnen.
Bert Trautmann: „Ich habe mit dem Gefühl gelebt, dass sie zu wenig über die wahren Begebenheiten in Deutschland wussten. Sie sahen nur die Mörder und Kriegstreiber. Für sie war ich am Anfang nur einer von denen“
Die Stimmung dreht sich im Cup-Finale im Londoner Wembley-Stadion endgültig zu seinen Gunsten. Dort wird er von einem gegnerischen Stürmer mit dem Knie so heftig im Nacken getroffen, dass er starke Schmerzen hat. Da keine Auswechslungen erlaubt sind, spielt Bert Trautmann schwer benommen weiter, um seine Mannschaft nicht im Stich zu lassen. Mit großem Kampfgeist hält er sich irgendwie auf den Beinen, bricht aber immer wieder zusammen. Er hält durch! Manchester City schafft es, das Finale zu gewinnen und Bert Trautmann ist der große Held! Bei einer Röntgenuntersuchung stellen die Ärzte später fest, dass er sich einen Genickbruch zugezogen hat und fünf Halswirbel ausgerenkt sind. Diese Verletzung hätte tödlich enden können.
Bert Trautmann: „Mir wurde in die Schädeldecke gebohrt, ich bekam einen Gipshelm und musste wochenlang auf einem Holzbett schlafen“
Bert Trautmann lässt sich davon nicht unterkriegen und kämpft sich nach vielen Monaten harter Arbeit wieder zurück an die Weltspitze. Er absolviert eine überragende Karriere und spielt über 500 Spiele für Manchester City. Er gilt als einer der weltbesten Torhüter und wird als erster Deutscher überhaupt zu Englands Fußballer des Jahres gewählt. Seine Beliebtheit zeigt sich in der Tatsache, dass die Fans nach seinem Abschiedsspiel die Torpfosten herausreißen, damit niemand anderer mehr zwischen den Pfosten stehen kann als Bert Trautmann.
Bert Trautmann kommt als Kriegsgegner nach England und geht als berühmte Legende. Er bewegt eine ganze Gesellschaft und wird bedeutender Friedensbotschafter zwischen England und Deutschland. Er zeigt mit großem Herzen, dass menschlicher Zusammenhalt jede Feindschaft überstrahlen kann. Im Land des einstigen Feindes findet er auch privat eine neue Familie, heiratet und wird Vater. Der Fall Bert Trautmann ist Paradebeispiel dafür, wie Fußball die Menschen wieder zusammenbringen kann!
Bert Trautmann: „Durch meine Herkunft stand ich in England sofort im Rampenlicht. Das hat mich herausgefordert, ständig an mir zu arbeiten. Diese Einstellung hat mir den Weg geebnet“
Das Buch und der Film zu Bert Trautmann:
Einzelnachweise (abgerufen am 01.11.2019):
1. www.11freunde.de – Bernd Trautmann über seine große Karriere bei Manchester City
2. www.dfb.de – Große Geschichte, groß erzählt
3. www.tagesspiegel.de – Bernd Trautmann
4. wikipedia.org – Bert Trautmann