Du findest hier Gedanken, Informationen und Geschichten aus meinem persönlichen Alltag. Ich liebe positive Anregungen, um tiefer ins Leben einzutauchen und die Seele zu streicheln. Think outside the box!
Der Flow-Moment
Donauradweg, die angestammte Laufstrecke. Mich trennen wenige Minuten von meinen ersten zwanzig Kilometern. Zu meiner linken Seite sind Wälder, rechts von mir befindet sich der mächtige Fluss. Meine Beine sind müde und schwer. Ich bin motiviert, auch dank meines Musik-Players. Gute Musik erhöht meine Energie und bringt mich durch die schwierigsten Zeiten! Ich biege in eine langgezogene Rechtskurve, keine Menschenseele ist weit und breit zu sehen. Da tauchen die letzten Sonnenstrahlen vor mir auf, es ist Sonnenuntergang! Sie schimmern im orange-rötlichen Licht, die Farben beginnen sich auf dem Wasser widerzuspiegeln. Was für ein herrlicher Tanz der Farben! Ein Glücksgefühl durchströmt meinen Körper und ich spüre, wie die Schwerfälligkeit aus meinen Beinen entweicht. Ich scheine über dem Boden zu schweben, vollkommen überwältigt von diesem Augenblick. Meine Sinne sind geschärft, ich spüre den Hauch von einem Wind und sehe das Rascheln der Blätter auf den Bäumen. Plötzlich ertönt mein absolutes Lieblingslied in den Ohren. Es fängt zu kribbeln an, der innerliche Impuls steigt so stark bis ich mich nicht mehr halten kann. Aus meinem tiefsten Inneren heraus beginne ich laut mitzusingen! Das verstärkt nochmals diesen außergewöhnlichen Moment und ich spüre ein Feuer der Glückseligkeit, das mit Worten kaum zu beschreiben ist.
„Das schönste Gefühl im Leben sind die kleinen Momente, in denen man spürt, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein“
Das muss der berühmte Flow-Moment beim Laufen sein. Zumindest ist er das für mich. Das perfekte Zusammenspiel zwischen Körper, Geist und Seele. Mein Körper vibriert durch die körperliche Aktivität, mein Geist ist vollkommen klar und reingewaschen von typischen Alltagsablenkungen, die Gedanken kreisen um den wunderschönen Sonnenuntergang, meine Seele feiert eine Party mit einer musikalischen Einlage. Das Hochgefühl scheint gar nicht mehr sinken zu wollen, ein regelrechter Rauschzustand! Es ist ein Moment, wo mir alles egal ist und ich vollkommen im Reinen mit mir bin. So steigere ich nochmals die Lautstärke meiner Gesangseinlage und brülle alles heraus, was in mir steckt. Ich bin zwar nicht mit Talent gesegnet, aber wer soll mich schon hören?
Im Endeffekt habe ich das gedacht, denn plötzlich blicke ich in aufgeschreckte Entenaugen. Eine ganze Entenfamilie befindet sich nur wenige Meter von mir entfernt im Wasser. Wir beginnen uns gegenseitig anzustarren. Einige Sekunden vergehen, bis ich einen Lachanfall bekomme. Was werden sich wohl die Enten über diesen grölenden Menschen denken? Zu meinem Flow-Moment kommen jetzt noch Tiere dazu, die mir ein Lachen ins Gesicht zaubern. Ein perfekter Abschluss für meinen Lauf! Als ich nach Hause komme, steckt mein Körper trotz der Anstrengung voller Energie und meine Seele tanzt vor Glück. Warum ich einen Marathon laufen will? Ich würde diese Geschichte als Antwort geben.
Mit motivierten Grüßen,
Bernhard
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Kommentar Markus:
Bernhard beschreibt einen Moment, der nur zustande kommt, weil er sich ein Ziel gesetzt hat. Hätte er sich nicht vor Monaten vorgenommen, einen Marathon zu laufen, dann wären ihm dieser Sonnenuntergang, und die Entenfamilie entgangen. Da bekommt der Ausspruch „Der Weg ist das Ziel“ wieder eine ganz besondere Bedeutung.
Wie ich schon in meinem letzten Kommentar geschrieben habe, hat die Marathongeschichte von Bernhard auch etwas in mir bewegt. Ich habe vor rund zehn Jahren mit mehr oder weniger professionellem Fußball aufgehört. Von einem Tag auf den anderen, kompletter Stopp von allen sportlichen Aktivitäten. Und das aus verschiedensten Gründen, die aber nicht Thema dieses Beitrages sind. Zu diesem Zeitpunkt war ich mir sicher, dass ich immer die Möglichkeit habe, wieder mit Sport zu starten. Das hat dann ca. fünf Jahre gedauert, bis ich wieder langsam begonnen habe, Laufen zu gehen. Ein sehr schwieriger Weg mit ständigen Höhen und Tiefen, längeren Pausen, gefolgt von mühsamen Wiederaufnahmen. Zusammengefasst: „Eine Qual!“
Jetzt hört man von seinem Bruder, dass er einen Marathon laufen möchte, sieht den Fortschritt den er regelmäßig macht, die Distanzen schießen in die Höhe. Und ich denke mir, eigentlich kann es doch nicht so schwer sein. Wenn ich fünf Kilometer laufen kann, dann sind zehn Kilometer doch auch kein Problem. Das Gleiche gilt für fünfzehn Kilometer und so weiter, die Grenzen sind nur im Kopf. Gesagt, getan: Ich habe mir ein Ziel gesetzt, ja ich möchte auch einen Lauf anstreben, den Halbmarathon. Und siehe da, plötzlich fällt es mir leicht, mir meine Laufschuhe anzuziehen, und einfach Laufen zu gehen. Es sind jetzt schon ein paar Wochen vergangen, meine Trainingslisten füllen sich, und die meiste Zeit hatte ich richtig Freude dabei.
Hoffentlich bekomme ich auch bald einen Flow-Moment geschenkt, spätestens dann beim Halbmarathon. Wunderbar, was Ziele bewirken können!
Marathon – Ein schonungsloser Blick hinter die Kulissen (Teil 3)
Marathon – Die Pancakes und der Höhepunkt (Teil 4)
Marathon – Die beste Entscheidung, die ich je getroffen habe (Teil 5)