Manchmal sind die Dinge, die wir nicht ändern können, genau die Dinge, die uns ändern.

Der Rucksack ist gepackt, die Wanderschuhe stehen bereit. Nichts kann meiner Frau und mir die Vorfreude auf diesen farbenprächtigen Herbst nehmen. Das Abenteuer wartet! Noch bevor es richtig losgeht, kämpfen wir mit ersten Hindernissen.

  • Aufgrund einer Straßensperre müssen wir das Auto weit außerhalb des vorgesehenen Parkplatzes abstellen. Baustellenfahrzeuge sind unsere ersten Begleiter, die so gar nichts mit der Ruhe der Natur zu tun haben.

Der Ausgangspunkt ist erreicht. Die Blätter erstrahlen in wunderschönen Herbstfarben und die Baumwipfel sind vom Schnee angezuckert – ein herrlicher Anblick.

  • Auf einem Waldpfad versuchen wir den Weg zu finden, doch mangelnde Beschilderung lässt uns das Vorhaben abbrechen – die Gefahr, uns in einem fremden Gebiet zu verirren, ist zu groß.


Foto: Motivationsgeschichten

So leicht geben wir uns nicht geschlagen! Verzaubert von der Landschaft beschließen wir, einen familientauglichen Weg zu gehen, der etwas länger ist.

  • Ein Warnschild zwingt uns aber wieder, das Vorhaben abzubrechen: „Steinschlaggefahr – Wanderweg gesperrt“

Langsam beschleicht uns ein komisches Gefühl – scheinbar will das Universum nicht, dass wir unsere Wanderung beginnen. Gezwungenermaßen ändern wir den Tagesplan. Unser neuer Zielort ist eine Berghütte, die wir direkt mit dem Auto erreichen können. Kurz vor dem Ziel muss ich das Auto jedoch zum Stillstand bringen – wieder stecken wir in der Klemme!

  • Die letzten Kilometer gehen steil hinauf auf einer schmalen Schneefahrbahn. Meine Frau und ich blicken uns an, wir wissen beide, was das bedeutet. Obwohl wir Schnee lieben, macht er uns diesmal einen Strich durch die Rechnung – keine Chance, dass wir dieses rutschige Teilstück schaffen – kaum auszudenken, wenn wir mit unserem Auto hängen bleiben.

Der Tag neigt sich dem Ende zu. Die Euphorie ist der Ernüchterung gewichen, die Hoffnung auf einen versöhnlichen Abschluss schwindet. Zusätzlich meldet sich ein leerer Magen zu Wort – perfekte Zutaten, um in schlechte Laune zu verfallen. In Gedanken versunken treten wir die Heimreise an. Plötzlich sticht uns eine alte Almhütte ins Auge. Von Hunger getrieben beschließen wir, unser Glück zu versuchen. Gute Entscheidung! Nachdem wir von einer neugierigen Ziege begrüßt werden, finden wir einen Platz an einem Kachelofen, der unser Herz erwärmt. Wir freuen uns auf ein leckeres Essen und einen gemütlichen Aufenthalt.

  • Unsere Gefühlslage dreht sich schlagartig: Wir haben nicht genug Bargeld bei uns! So etwas ist uns noch nie passiert – warum ausgerechnet heute? Die Verzweiflung steigt. Meine Frage an den Hüttenwirt, ob man mit Karte zahlen kann, wird mit ungläubigen Blicken erwidert: Kartenzahlung auf einer Almhütte – keine Chance!

Der absolute Tiefpunkt ist erreicht. Statt einer Portion Hausmannskost bekommen wir eine große Portion Frust. Wir wissen, dass wir die Hütte verlassen müssen: Warum hat sich alles gegen uns verschworen?

Da taucht die Hüttenwirtin auf, die uns mit folgenden Worten sprachlos macht: „Wegen dem Geld müsst ihr euch keine Sorgen machen – ihr könnt es im nächsten Ort in einem Geschäft hinterlassen. Wir holen es uns dann in den nächsten Tagen!“ Nach kurzen Diskussionen lassen wir uns auf den Vorschlag ein – die Hüttenbesitzer bestehen darauf, dass wir bleiben. Wir sind zwar Fremde, werden aber wie Freunde behandelt – ein schönes Gefühl! Als uns der Duft des Essens in die Nase steigt, ist auch unser schlechtes Gewissen ein wenig verflogen.

Als wir die Hütte verlassen, ist unsere Seele mit tiefer Dankbarkeit erfüllt. Obwohl der Tag von Misserfolgen gepflastert ist, haben wir doch eine Kostbarkeit gefunden – den Schatz des Vertrauens!

Am nächsten Tag hinterlassen wir das Geld mit einer netten Dankeskarte.

Bis heute nimmt dieses Erlebnis einen besonderen Platz in unserem Herzen ein.

Manchmal sind die Dinge, die wir nicht ändern können, genau die Dinge, die uns ändern!