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Nelson Rolihlahla Mandela wurde am 18.Juli 1918 in einem kleinen Dorf in der Nähe von Umtata, Südafrika, geboren. Er besuchte eine Methodistenschule, in der ihm von Anfang an klar gemacht wurde, dass die Weißen die besseren Menschen wären. Doch Nelson merkte schon sehr bald die Unterdrückung der schwarzen Bevölkerung und ihm wurde seine Identität als Afrikaner immer mehr bewusster. Im Alter von 21 Jahren schrieb er sich in Fort Hare, der damals einzigen Universität, die auch Schwarzen zugänglich war, ein. Auf dieser Universität wurde er auch zum ersten Mal politisch tätig, und er kämpfte für die Rechte der Unterdrückten.


1944 trat Nelson Mandela dem African National Congress (ANC) bei, welcher mit legalen Mitteln versuchte, gegen die Ungerechtigkeiten in Südafrika vorzugehen. In dieser Zeit herrschte Apartheid, also eine strikte Trennung zwischen schwarzer und weißer Bevölkerung. Die dunkelhäutigen Menschen, obwohl in großer Mehrheit, wurden von den Weißen, die an der Macht waren, unterdrückt und schlecht behandelt. Es gab eigene Kaufhäuser, Schulen und vorgeschriebene Lebensräume. Mit dem Ziel, die afrikanische Bevölkerung zu befreien, wurde eine „Missachtungskampagne“ gestartet. Apartheidgesetze wurden bewusst übertreten, dafür wurde man immer wieder eingesperrt oder mit Verboten bestraft. Ursprünglich war Mandela bekennender Vertreter des Gewaltverzichts, doch als unbewaffnete Demonstranten einfach erschossen wurden, akzeptierte er die Notwendigkeit eines gewaltsamen Kampfes gegen die Apartheid. Als der ANC 1960 verboten wurde, ging Mandela als Führer dieser Organisation in den Untergrund um einer Verhaftung zu entgehen, doch ein Jahr später wurde er doch gefasst. Am 12. Juni 1964 wurde Nelson Mandela im berühmten Rivonia-Prozess zu lebenslanger Haft verurteilt und kam im Alter von 46 Jahren auf die berüchtigte Gefängnisinsel Robben Island.


Er wurde in eine kleine Zelle (4 m²) in Sektion B mit der Nr. 46664 (der 466. Gefangene, der 1964 inhaftiert wurde) gesteckt, wo er die nächsten 18 Jahre seines Lebens verbringen sollte. Die Zelle bestand aus einer Schlafmatte, einer Decke, einem Eimer als Toilette und einem kleinen Schrank. Zu dieser unmenschlichen Unterkunft kamen noch zusätzliche Erniedrigungen, Schwarze bekamen schlechteres Essen als die weißen Gefangenen und mussten im Winter in kurzen Hosen und ohne Unterwäsche überleben. Es durfte nur ein Besuch in 6 Monaten empfangen werden, der Kontakt zur Außenwelt wurde generell stark unterdrückt. Unter der Woche wurde 4 Stunden am Tag in einem Steinbruch gearbeitet, das grelle Licht des Kalksteins schadete den Augen sehr, auch Mandelas Augen wurden dort irreparabel geschädigt. Doch Nelson Mandela kämpfte auch gegen diese Ungerechtigkeiten, und im Laufe der Jahre setzte er durch beharrliche Verhandlungen bessere Nahrung, Kleidung und dreibeinige Stühle in den Zellen durch. In den letzten Jahren seiner Gefangenschaft wurde er noch in andere Gefängnisse verlegt, wo er immer wieder Besuche von wichtigen Politikern bekam. Am 11. Februar 1990, nach mehr als einem Vierteljahrhundert Haft, wurde Nelson Mandela nach starkem internationalen Druck schließlich freigelassen.


Nelson Mandela: „Als ich endlich durch das Tor schritt, um auf der anderen Seite ein Auto zu besteigen, hatte ich trotz meiner 71 Jahre das Gefühl, ein neues Leben zu beginnen. Die 10.000 Tage meiner Gefangenschaft waren vorüber“

Das Verbot des ANC wurde aufgehoben und eine neue Ära über die Aufhebung der Apartheid wurde eingeläutet. 1994 fanden in Südafrika erste freie Wahlen für Schwarze und Weiße statt und Nelson Mandela wurde der erste schwarzen Staatspräsident Südafrikas, da seine Partei stärkste Kraft wurde. Das Land wurde jedoch immer wieder von Gewalttaten überschattet, und Mandela kämpfte ständig weiter für die Versöhnung untereinander. Eine der meistbekanntesten Auftritte, bei der er die Nation zur Einigkeit bringen wollte, war nach dem Rugby-Endspiel gegen Neuseeland 1995, in dem Südafrika zum ersten Mal den Weltmeistertitel erringen konnte. Der Rugbysport war noch immer ein weißer Sport, und die südafrikanische Nationalmannschaft ein Symbol für die Rassentrennung. Die Stimmung war aufgeheizt, immer wieder wurden Anschläge verübt. Die Anhänger verlangten von Mandela, dass er dieses Spiel sabotieren müsste, und viele glaubten schon an einen bevorstehenden Bürgerkrieg. Und dann passierte etwas, was keiner für möglich gehalten hätte. Nelson Mandela ging das Risiko ein, seine gesamte Popularität zu verspielen, und zog mit dem Nationaltrikot des Teams und einer entsprechenden Kappe, ein Zeichen des typischen weißen Sports, in das Stadion ein. Er überreichte dem damaligen Mannschaftskapitän, Francois Pienaar, die Trophäe für den Sieg. An diesem Tag brachte er 42 Millionen Menschen zusammen, mit einem neu entdeckten Gefühl des Nationalstolzes. Mandela und Pienaar kreierten einen der bewegendsten Momente in der südafrikanischen Geschichte.


Francois Pienaar: „In der Finalpause, in der Kabine, klopfte es plötzlich und Nelson Mandela kam herein. Und er trug ein Springbok-Shirt. Noch zehn Jahre zuvor hatte er als Häftling auf Robben Island die Welt aufgerufen, jedes Spiel gegen die Springboks zu boykottieren. Und jetzt stand er da – mit dem Springbok auf der Brust und wünschte uns Glück. DAS ist Erfolgsdruck!“

Diese Unglaublichen Szenen wurden von keinem geringeren als Clint Eastwood verfilmt. Im Film „Invictus-Unbezwungen“ (2010), mit den Darstellern Morgan Freeman und Matt Damon, wird über die heikle Zeit kurz nach Ende der Apartheid eingegangen und erzählt, wie man ein Volk durch einen Sport vereinen kann, obwohl man als Außenseiter kaum eine Chance besitzt. Nelson Mandela zeigte sich zufrieden mit seinem Darsteller. Als er sich gemeinsam mit Morgan Freeman den Film zum ersten Mal ansah, kam sein heiteres Gemüt zum Vorschein als er sich zum Hollywoodschauspieler rüberlehnte und ihm zuflüsterte: „Den Kerl kenn ich!“

Nelson Mandela trat 1999 nach fünfjähriger Präsidentszeit aus Altersgründen zurück. Er ist Friedensnobelpreisträger, unter seiner Führung trat eine neue Verfassung für Südafrika in Kraft, sie gilt als eine der fortschrittlichsten der Welt. Die ehemalige Gefängnisinsel Robben Island ist heute eine Gedenkstätte mit einem historischen Museum und gehört zum UNESCO Weltkulturerbe. Täglich besuchen hunderte Touristen Robben Island. 2002 wurde eine Kampagne der Nelson-Mandela-Stiftung mit dem Titel „46664“ gegründet, um das Bewusstsein gegen Aids zu steigern. Nelson Mandela war nicht zuletzt maßgeblich daran beteiligt, dass die Fußballweltmeisterschaft 2010 in Südafrika, und somit zum ersten Mal auf afrikanischem Boden, stattfinden konnte. Wieder mit dem Hintergedanken, dass der Sport die Menschen vereinen kann.

Nelson Mandela starb am 05. Dezember 2013 im Alter von 95 Jahren. Die ganze Welt nahm Abschied von einem der größten Helden unserer Zeit.

Nelson Mandela: „Ich wusste immer, dass tief unten in jedem menschlichen Herzen Gnade und Großmut zu finden sind. Niemand wird geboren, um einen Menschen wegen seiner Hautfarbe, seiner Lebensgeschichte oder seiner Religion zu hassen. Menschen müssen zu hassen lernen, und wenn sie zu hassen lernen können, dann kann ihnen auch gelehrt werden zu lieben. Die Güte des Menschen ist eine Flamme, die zwar versteckt, aber nicht ausgelöscht werden kann“