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Roland Zeh kommt als normales und gesundes Baby auf die Welt. Er ist ein kommunikativer und aufgeweckter Junge und kommt mit sechs Jahren in die Schule. Nichts unterscheidet ihn von anderen, gleichaltrigen Kindern. Kurz nach Schulbeginn sollte sich dieser Zustand jedoch schon sehr bald ändern. Roland Zeh erkrankte plötzlich an einer schweren Hirnhautentzündung. Durch eine spezielle Antibiotika-Therapie liegt er ein halbes Jahr in einer Klinik, doch als er als Siebenjähriger das Krankenhaus verlassen kann, ist er durch seine Erkrankung ertaubt und hat fast vollständig sein Gehör verloren.

Roland Zeh: „Es war vielleicht schwer, aber es wurde von mir nicht als Bruch erlebt“

Trotz dieser Behinderung wächst Roland Zeh als normales Kind auf. Er nimmt an allen Aktivitäten teil, ob mit dem Fahrrad oder auf Skiern. Er spricht normal und liest seinen Mitmenschen von den Lippen ab. Seine Eltern gaben ihm nie das Gefühl, behindert zu sein, und so schloss Roland Zeh erfolgreich die Schule ab. Als er aber seinen Berufswunsch bekannt gab, sorgte er für erstaunte Gesichter: Roland Zeh wollte Arzt werden. Viele schrieben ihn daraufhin ab, ein tauber Arzt, so etwas konnte es doch nicht geben. Doch gab es einige Leute, die Roland unterstützten, und so begann er, Medizin zu studieren.

Roland Zeh ist trotz der Behinderung ein hervorragender und fleißiger Schüler, er bekommt durchwegs gute Noten. Roland glaubte an sein Ziel, einmal ein erfolgreicher Arzt zu werden, und dieses Ziel behielt er immer vor Augen. Nach sechs Jahren erfolgreicher Studienzeit war er kurz vor seinem Ziel, als es wie aus heiterem Himmel hieß, dass man ihn nicht zur Abschlussprüfung zulassen könne, da „die gesundheitlichen Voraussetzungen zur Erteilung der Approbation nicht vorliegen.“ Als Roland Zeh den ersten Schock überwunden hatte, ging er vor Gericht, um für sein Recht zu kämpfen. Er konnte zwar z.B. nicht direkt im OP-Saal arbeiten (durch den Mundschutz konnte er die Gespräche nicht mehr von den Lippen ablesen), doch gab es eine Fülle von Facheinrichtungen, in denen hörbehinderte Ärzte Karriere machen konnten. Doch Roland Zeh verlor in erster Instanz. War der Traum eines erfolgreichen Arztes nun schon vorbei?

Das Wort „aufgeben“ kannte Roland nicht, immer wieder musste er Hindernisse in seinem Leben überwinden. Also informierte er die Presse, mobilisierte die Politik und ging in die zweite Instanz. Sein Kampfgeist und sein ungeheurer Wille sollten ihm den Erfolg bringen. Er bekam schließlich Recht und gewann den Prozess. Roland Zeh machte eine erstaunliche Karriere und ist heute Chefarzt für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde in Bad Nauheim (Deutschland). Dort betreut er unter anderem Schwerhörige bei ihrer Rehabilitation. Roland Zeh muss sich als Hörbehinderter natürlich intensiver mit den Patienten unterhalten und muss ständig Blickkontakt halten, um von den Lippen ablesen zu können, doch nicht immer sind diese Umstände von Nachteil, ganz im Gegenteil. Dieser engere Kontakt zum Arzt ist sehr angenehm, da die Patienten ständig das Gefühl haben, der Arzt interessiert sich wirklich für sie.

Roland Zeh ist nur einer von vielen Hörgeschädigten auf der ganzen Welt. Und gerade solchen Menschen mit Behinderung werden oft Steine in den Weg gelegt, obwohl sie unsere ganze Unterstützung bräuchten. Die sensationelle Karriere des Roland Zeh zeigt deutlich, was man mit Willen und Durchhaltevermögen alles erreichen kann und man sich auf keinen Fall unterkriegen lassen soll!

Roland Zeh: „Für Schwerhörige ist ein Führungsjob sehr anstrengend. Aber meine Laufbahn kann vielleicht zeigen: Es geht dennoch“