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Marcel Heinig wurde am 16. November 1981 in Cottbus (Deutschland) geboren und war ein sportlicher Loser wie er im Buche steht. Er hasste es sich zu bewegen und verbrachte die meiste Zeit auf der Couch vor dem Fernseher. Und so hatte er starkes Übergewicht und galt in seiner Schule als mit Abstand unsportlichster Junge. Er schwänzte wann immer er konnte den Schulsport und besorgte sich Atteste, um daran nicht teilnehmen zu müssen. Aber nicht immer konnte er es verhindern, am Sportunterricht teilzunehmen. Der psychische Druck dabei war enorm und sollte sich noch jahrelang in sein Gedächtnis einbrennen.
Bei jedem Wettkampf war er immer der letzte Schüler, der gewählt wurde. Die Mannschaftskapitäne stritten sich auch noch, wer ihn nicht bei sich haben wollte. Sie spielten lieber mit einem Mann weniger, als dass sie mit Marcel Heinig spielen mussten. Diese Situationen hatte er in der Schulzeit ständig und nahmen ihm auch noch das letzte Selbstvertrauen. Sein Abitur machte er mit 40 kg Übergewicht, aber das nächste Problem sollte bald folgen, als er zur Bundeswehr kam.
Marcel Heinig: „Für mich gab es Sport nur auf der Couch vor dem Fernseher“
Beim Eingangstest mussten die Teilnehmer 13 Minuten laufen, aber auch dies war für Marcel Heinig zu viel. Er probierte alles, aber nach wenigen Minuten war er so erschöpft, dass er kaum noch Luft bekam. Von insgesamt 100 Teilnehmern war er mit Abstand der schlechteste gewesen. Dies führte Marcel Heinig drastisch vor Augen, dass er mit 19 Jahren die Vitalität eines 90-Jährigen hatte. Er fühlte sich wieder an die Schulzeit erinnert, nur dass er sich bei der Bundeswehr nicht mehr vor sportlichen Aktivitäten drücken konnte. Unter größter Anstrengung musste er bei allen Trainingsmärschen und Orientierungsläufen mitmachen. Doch mit der Zeit erging es ihm dabei immer besser und Marcel Heinig beschloss, seine Ernährung umzustellen und auch privat Sport zu machen, um abzunehmen. Und dann passierte etwas Unglaubliches, was Marcel Heinig nie für möglich gehalten hätte: Das Ausdauertraining machte ihm sogar Spaß!
Marcel Heinig: „Ich war fasziniert davon, was ein lange untrainierter Körper alles schaffen kann“
Im Jahr 2003, zwei Jahre nachdem er zur Bundeswehr kam, lief Marcel Heinig seinen ersten Marathon (42,195 Kilometer) und bewältigte seine bis dahin größte sportliche Herausforderung. Von nun an hatte er das nötige Selbstvertrauen, welches ihm über die ganzen Jahre hinweg gefehlt hatte. Im Jahr 2004 lief er bereits 22 Marathons, 2005 waren es sogar 77 Marathonläufe. Im Alter von nur 24 Jahren wurde Marcel Heinig das weltweit jüngste Mitglied eines Clubs mit Sportlern, die bereits 100 Marathons gelaufen waren. Eine unglaubliche Leistungssteigerung, aber Marcel Heinig wollte jetzt noch mehr.
Marcel Heinig: „Es sind schon viel Kraft und ein enormer Wille da. Aber gerade die am härtesten erarbeiteten Erfolge sind die schönsten. Und das treibt wieder für neue Ziele an“
Marcel Heinig absolvierte Triathlons (3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren, 42 Kilometer Laufen), und dies ohne Probleme. Schon bald lief er sogar die zwei- bis dreifache Distanz. Im Jahr 2006 schrieb Marcel Heinig Sportgeschichte, jener Mann, der bis vor kurzer Zeit nicht einmal das Wort Sport ohne Schweißausbrüche sagen konnte. Er absolvierte den härtesten Triathlon der Welt, den Ironman Hawaii, innerhalb von zehn Tagen unglaubliche zehn Mal. So etwas hatte es bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht gegeben. Im Jahr 2008 gewann er als erster deutscher Triathlet den längsten Triathlon der Welt (38 Kilometer Schwimmen, 1.800 Kilometer Radfahren, 422 Kilometer Laufen) und stellte dabei einen unglaublichen Weltrekord auf.
Marcel Heinig stellt sich bis heute immer wieder Extremsport-Wettbewerben, um sich sportlich zu fordern. Es scheint so, als müsste Marcel Heinig seine verlorenen Jahre ohne Sport wieder aufholen.
Marcel Heinig zeigt eindrucksvoll, was man mit Ausdauer und Willen alles erreichen kann. Obwohl er ein absoluter Nichtsportler war, schaffte er die Wende in seinem Leben und wurde zu einem der weltbesten Triathleten auf der ganzen Welt. Egal wo wir gerade im Leben stehen – man kann alles schaffen, Begrenzungen finden meist nur im eigenen Kopf statt.
Marcel Heinig: „Es ist so wie der amerikanische Traum vom Tellerwäscher zum Millionär. Wenn man es schafft, einmal mehr aufzustehen als man hinfällt, dann erreicht jeder sein Ziel und wird sein eigener Champion“

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