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William Kamkwamba wurde am 05. August 1987 in Malawi (Staat in Südostafrika) geboren, welches zu den ärmsten Ländern der Welt zählte. Der Großteil der Bevölkerung war in der Landwirtschaft tätig und war davon stark abhängig, längere Dürreperioden hatten daher verheerende Auswirkungen und Hungerkatastrophen zur Folge. Zusätzlich hatten die Menschen nur sehr eingeschränkten Zugang zu Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen. In diesen bescheidenen Verhältnissen wuchs William Kamkwamba in einem kleinen Dorf auf, im ständigen Kampf gegen Armut und Hunger.
In seiner Freizeit interessierte er sich schon sehr früh für Technik, er zerlegte zum Beispiel Transistorradios und baute sie wieder zusammen oder konstruierte spezielle Vogelfallen. William Kamkwamba hatte einen ungeheuren Wissensdurst, er wollte mehr aus seinem Leben machen und die ganze Welt entdecken. Aber aufgrund einer Hungersnot konnte seine Familie plötzlich die Kosten für den Schulunterricht nicht mehr bezahlen und William Kamkwamba musste notgedrungen die Schule verlassen. Ein mittelloser Junge aus einem der ärmsten Staaten der Welt, noch dazu ohne vernünftige Schulbildung, es waren keine guten Voraussetzungen für eine glorreiche Zukunft.
William Kamkwamba ließ sich davon aber nicht entmutigen und begann, sich auf eigene Faust in der öffentlichen Dorfbibliothek weiterzubilden. Schon nach kurzer Zeit entdeckte er ein Buch, welches sein Leben für immer verändern sollte. Darin waren Windräder abgebildet, ebenfalls waren Skizzen und Bauanleitungen vorhanden, wie man diese konstruieren konnte. William Kamkwamba war sofort fasziniert von diesen Türmen mit den Riesenventilatoren und beschloss, ein eigenes Windrad zu bauen, um damit Strom zu erzeugen. Die Menschen in seinem Dorf hielten ihn für verrückt und begannen über den Jungen zu schimpfen. Aber William Kamkwamba ignorierte die vielen negativen Äußerungen und begann mit der Entwicklung seiner Idee, ohne jede Unterstützung.
William Kamkwamba: „Irgendwo hatte jemand dieses Ding. Wenn jemand dieses Ding machte, dann konnte ich es auch tun“
Von nun an verbrachte er jede freie Minute auf dem Schrottplatz, um nach geeigneten Teilen für sein Windrad zu suchen. Die Menschen sprachen nur mehr vom „Verrückten auf dem Schrottplatz“, aber mit der Zeit schaffte es William Kamkwamba, immer mehr Teile für sein Projekt zusammenzutragen, obwohl er kein Geld hatte. Er schleppte alte Abflussrohre, Drähte, verschiedene Teile von Fahrrädern und Holz von Eukalyptusbäumen nach Hause, bald hatte er alle Sachen beisammen, um mit dem Bau des Windrades zu beginnen. Als Hilfsmittel hatte er nur einige selbst hergestellte Werkzeuge zur Verfügung, aber William Kamkwamba kam damit aus. Er schaffte es tatsächlich, einen etwa 12 Meter hohen Turm zu bauen, zusammengestellt aus verschiedenem Schrott und alten Fahrradteilen. Und das Windrad funktionierte wirklich, denn er brachte damit eine Glühbirne zum Leuchten. Er entwickelte das Windrad umgehend weiter, er baute zum Beispiel eine Batterie ein, um den gewonnenen Strom speichern zu können.

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Die Dorfbewohner konnten ihren Augen nicht trauen, denn es war bereits spät am Abend und dunkel, aber in der kleinen Hütte von William Kamkwamba brannte tatsächlich Licht. Für die Menschen war es eine Sensation, denn so etwas gab es noch nie in ihrem Dorf. Schnell verstummten alle Kritiker, denn ein 14-jähriger Junge hatte es geschafft, ein funktionierendes Windrad zu errichten, welches Strom in der Nacht erzeugen konnte. William Kamkwamba war stolz auf sein Windrad, aber eine weitere Schulausbildung konnte er sich damit nicht finanzieren.
Dies sollte sich bald ändern, als Mitarbeiter einer Bildungsinitiative zufällig das eigenartige Windrad entdeckten. Es folgte ein Zeitungsbericht von William Kamkwamba und seinem Projekt, denn ein Windrad, verbunden mit Stromerzeugung, mitten in einem abgelegenen Dorf in Afrika, war eine echte Hauptattraktion. Von da an verbreitete sich die Geschichte von dem Jungen, der den Wind einfing, um Strom zu erzeugen, wie ein Lauffeuer um die Welt. Wichtige Leute wurden auf William Kamkwamba aufmerksam und unterstützten ihn nun auch finanziell. Er erhielt ein Stipendium an der „African Leadership Academy“ in Johannesburg (Südafrika), wo er nun studieren konnte, denn er hatte jetzt eine weitere Vision. Er wollte eine Firma gründen, die sich mit dem Bau von Windrädern in Afrika beschäftige, um damit viele entlegene Gebiete, welche ohne Elektrizität auskommen mussten, mit Strom zu versorgen.

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William Kamkwamba schrieb ein Buch über seine außergewöhnliche Geschichte mit dem Windrad. Das Buch war so erfolgreich, dass es sich mehrere Wochen in den Bestsellerlisten der New York Times halten konnte. Er baute weitere Windräder, mittlerweile hatte jedes Haus in seinem Dorf elektrischen Strom zur Verfügung. Durch eine solarbetriebene Wasserpumpe verbesserte er die Lebensbedingungen in seiner Heimat erheblich, denn zum ersten Mal waren die Menschen mit Trinkwasser versorgt.
William Kamkwamba hatte praktisch keine Chance, etwas aus seinem Leben zu machen. Trotz Armut, Hungersnot und fehlender Schulausbildung steckte er den Kopf nicht in den Sand. Er nahm sein Schicksal selbst in die Hand und baute in Eigenregie ein beeindruckendes Windrad, welches ihm auf seinem weiteren Lebensweg viele Türen öffnen sollte. William Kamkwamba glaubte immer an seinen Weg, er ließ sich nie von den vielen ablehnenden Stimmen unterkriegen und schaffte es durch seine Willenskraft, aus einer scheinbar hoffnungslosen Situation eine erfolgversprechende Laufbahn einzuschlagen.
William Kamkwamba: „Egal, was passiert, wenn man nicht aufgibt, wird es gelingen. Alles ist möglich“