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Ray Charles wurde am 23. September 1930 in der Stadt Albany (US-Bundesstaat Georgia, USA) geboren und wuchs in armseligen Verhältnissen auf. In den wirtschaftlich schwierigen Zeiten hatten die Menschen hart zu kämpfen, um irgendwie über die Runden zu kommen. So gab es in der baufälligen Unterkunft, wo Ray Charles aufwuchs, auch kein fließendes Wasser. Bereits im Alter von fünf Jahren hatte er einen schweren Schicksalsschlag zu überwinden, als er hilflos mitansehen musste, wie sein kleiner Bruder in einer Wäschewanne ertrank. Nur wenige Monate später folgte die nächste Schreckensnachricht, als Ray Charles an einem Glaukom (Grüner Star) erkrankte. Da man sich keine ärztliche Behandlung leisten konnte, erblindete er im Alter von sieben Jahren vollständig. Ray Charles musste sich nun plötzlich in einer für ihn finsteren Welt zurechtfinden, welche noch dazu von einer problematischen Rassentrennung beherrscht wurde. Schwarze wurden unterdrückt und in vielen Lebensbereichen ausgegrenzt, für den dunkelhäutigen Ray Charles waren dies keine guten Zukunftsaussichten.

Die Mutter tat alles für ihren Sohn, um ihn so selbstständig wie möglich zu erziehen. Ray Charles musste im Haushalt mithelfen und durfte sich auch außerhalb des Hauses frei bewegen, damit er lernte, mit seiner Behinderung richtig umzugehen. Ray Charles schaffte es bald durch sein feinfühliges Gehör, sich in der Umgebung orientieren zu können. Er hatte eine Vorliebe für Musik und hörte sich in nahegelegenen Kneipen immer wieder Blues-Platten an. Als ihn seine Mutter in eine Blindenschule schickte, konnte er seine musikalischen Fähigkeiten weiterentwickeln. Er lernte Klavier und Klarinette zu spielen, zudem brachte er sich das Spiel mit dem Saxophon selbst bei. Ray Charles sang auch in einem kleinen Gospelchor mit und zeigte trotz seiner Sehbehinderung unglaubliches Talent, die Musik wurde nun zu seinem wichtigsten Lebensinhalt.

Foto von ABC Records

Kurz vor seinem 15. Geburtstag starb jedoch unerwartet seine Mutter, welche die wichtigste Bezugsperson in seinem Leben gewesen war. Ray Charles brach daraufhin die Schule ab und versuchte, seinen Lebensunterhalt mit Musik zu verdienen, aber als dunkelhäutiger und noch dazu blinder Musiker hatte er einen schweren Stand. Immer wieder geriet er in Rassenkonflikte, wo er als Schwarzer aber ständig in der weißen Gesellschaft benachteiligt wurde. Ray Charles hatte hart zu kämpfen, er verbesserte aber seine Fähigkeiten am Klavier und auch seine Stimme beständig weiter. Er konnte kleinere Nebenjobs als Sänger ergattern und kam ab und zu bei Musikbands unter. Mit der mickrigen Gage konnte er sich aber kaum über Wasser halten und hatte oft nicht genug Geld, um sich das Essen leisten zu können.

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Im Alter von 17 Jahren übersiedelte Ray Charles nach Seattle (Nordwesten USA), um seine Karriere als Musiker voranzutreiben. Bettelarm und ohne Augenlicht musste er sich nun in einer fremden Stadt zurechtfinden, aber er ließ sich dadurch nicht entmutigen. Er wusste, dass es dort Bars gab, welche die ganze Nacht offen hatten und wo er als Sänger und Pianist tätig sein konnte. Er gründete seine erste eigene Band und tourte durch die Nachtclubs, wo er sich durch sein außergewöhnliches Talent schnell einen guten Namen machte. Als die ersten Schallplatten aufgenommen wurden, kamen diese bei den Menschen so gut an, dass sie alle sehr schnell verkauft wurden. Große Plattenfirmen wurden nun auf den blinden Sänger aufmerksam und dies war der Startschuss für eine große Musikkarriere. Ray Charles sang und spielte seine Lieder mit sehr viel Gefühl, aber er war auch Perfektionist, denn es musste jede Kleinigkeit passen, genauso wie die Mitglieder in seinem Ensemble.

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Ray Charles begann systematisch, seinen eigenen Musikstil zu entwickeln. Wagemutig kombinierte er Blues, Country, Rhythm & Blues und Gospelelemente wie er es für richtig erachtete und stürmte mit dieser neuen Musikrichtung die Hitparaden im ganzen Land. Er begann überall auf der Welt große Tourneen zu spielen und stieg zu einem echten Superstar in der Musikbranche auf. Zudem setzte er sich gegen die Rassentrennung ein und verlangte bei jedem Konzert, dass alle Menschen durcheinander saßen, egal ob schwarze oder weiße Hautfarbe, ohne jede Bevorzugung. Er wollte seine Musik für jeden Menschen spielen, der sie hören wollte.


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Ray Charles revolutionierte mit seiner neuen Stilrichtung die gesamte Musikwelt und galt als Wegbereiter für die Soulmusik. Er schaffte es, als schwarzer Musiker zu der weißen Hörerschicht durchzudringen und ging dadurch als eine Legende in die Musikgeschichte ein.

Ray Charles starb am 10. Juni 2004 im Alter von 73 Jahren. Er weigerte sich stets, einen Blindenhund oder einen Blindenstock zu benutzen, trotzdem fand er immer den richtigen Weg.

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