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Liz Murray wurde am 23. September 1980 in New York City (USA) geboren und wuchs im Stadtteil Bronx auf. Ihre gesamte Kindheit war geprägt von der Drogensucht ihrer Eltern, welche sich dadurch nicht um ihre Kinder kümmern konnten. Die wenigen finanziellen Mittel verwendeten die Eltern für den Kauf von Drogen, weshalb es oft nichts zum Essen gab. Wenn ab und zu doch etwas Essbares im Kühlschrank war, musste Liz Murray Besteck benutzen, welches auch ihre Eltern zur Drogenzubereitung verwendeten. In der Wohnung herrschten ekelerregende Zustände, da sich kein Elternteil um den Haushalt kümmerte. Viel wichtiger war es für sie, die wenigen Kleidungsstücke der Kinder zu versetzen, um sich wieder neue Drogen kaufen zu können. Liz Murray kämpfte um die Liebe und Zuneigung ihrer Eltern, um sie von den Suchtmitteln wegzubringen, jedoch ohne Erfolg. Trotz allem fühlte sie sich für ihre Eltern verantwortlich und sah sich als Beschützerin, damit ihnen im Drogenrausch nichts passierte, obwohl sie selbst noch ein Kind war.
Bereits im Alter von 10 Jahren nahm Liz Murray kleinere Gelegenheitsarbeiten an, um ihren Eltern auszuhelfen, doch auch dieses Geld wurde sofort für Drogen ausgegeben. Sie war so gut es ging für ihre Eltern da, nicht nur am Tag, auch oft in der Nacht. So war es kaum verwunderlich, dass sie nur selten die Schule besuchte, hier wurde sie wegen ihrer schmutzigen Kleidung auch nur gehänselt und ausgespottet. Sie verbrachte ihre Freizeit lieber auf der Straße mit anderen Gleichgesinnten, wo sie nicht ausgegrenzt wurde. Die Familie brach endgültig auseinander, als ihre Mutter zu ihrem neuen und gewaltbereiten Freund zog. Hier fühlte sie sich genauso wenig wohl wie im Erziehungsheim, welches sie durch ihre ständige Schulschwänzerei besuchen musste. Nachdem ihr Vater in ein Obdachlosenheim kam, landete Liz Murray im Alter von 15 Jahren schließlich auf der Straße. Sie schlief in Treppenhäusern oder in der U-Bahn, gelegentlich kam sie auch bei Freunden unter. Die Schule verließ sie nun endgültig.
Ohne Ausbildung und irgendeiner Unterstützung hatte sie keine Chance, aus diesem trostlosen Leben wieder auszubrechen. Der absolute Tiefpunkt kam, als sie erfuhr, dass ihre Mutter an Aids gestorben war. Dieser Todesfall rüttelte die verwahrloste Liz Murray wach, denn ihr wurde klar, dass sie nicht genauso enden wollte wie ihre Eltern. Sie hatte nur eine Option, wie sie aus diesem hoffnungslosen Milieu wieder ausbrechen konnte. Der einzige Ausweg war, wieder zur Schule zu gehen und sich so eine Perspektive im Leben aufzubauen. Bis jetzt hatte sie ihre Pläne immer wieder aufgeschoben, aber durch den Tod ihrer Mutter begriff sie, dass sie handeln musste, und das sofort.
Liz Murray: „Es gibt kein später. Man kann etwas tun oder sein lassen, das ist alles“
Sie wandte sich an eine gemeinnützige Organisation für obdachlose Teenager und besuchte wieder die Schule. Unter extremsten Bedingungen begann sie nun, für einen erfolgreichen Schulabschluss zu kämpfen. Obwohl Liz Murray weiter obdachlos war, fand sie Wege und Möglichkeiten, um für die Schule zu lernen. So paukte sie an den unterschiedlichsten Orten, ihre Hausaufgaben erledigte sie unter anderem auch nachts in den U-Bahn-Waggons. Unterstützt von den Lehrern schaffte sie bald sehr gute Noten und das Selbstwertgefühl von Liz Murray stieg von Tag zu Tag. Die Wertschätzung in der Schule war wie ein Motivationsschub für sie, um nicht wieder aufzugeben. Sie hatte ihr Ziel nun klar vor Augen und ließ sich durch nichts mehr ablenken.
Liz Murray: „Ich arbeitete sehr hart, wurde besser und bekam schließlich nur noch Einsen“
Liz Murray schaffte es durch eine ungeheure Kraftanstrengung, die Highschool mit besten Noten zu beenden. Daraufhin arbeitete sie unermüdlich für ihre Ziele weiter und ergatterte trotz vieler Mitbewerber ein Stipendium der New York Times und schrieb sich in Harvard ein, eine der besten und exklusivsten Eliteuniversitäten der Welt. Sie hatte nun wieder einen echten Lichtblick im Leben, doch das Studium musste sie bald wieder abbrechen. Ihr bereits sehr geschwächter Vater war wie ihre Mutter an Aids erkrankt und sie nahm eine Auszeit, um sich um ihn kümmern zu können. Ungeachtet ihrer schweren Kindheit liebte sie ihren Vater noch immer und fühlte sich verantwortlich für ihn. Nachdem ihr Vater gestorben war, ging sie wieder zurück nach Harvard und vollendete im Jahr 2009 erfolgreich ihr Studium, im Alter von 28 Jahren.

unter CC BY-SA 3.0
Elizabeth Murray hatte keine Aussichten auf eine hoffnungsvolle Zukunft. Als Kind von drogensüchtigen Eltern wuchs sie in einer Welt auf, welche nur von Armut und Hunger geprägt war. Ohne Beistand und Geborgenheit landete sie auf der Straße, ignoriert und ausgestoßen von der Gesellschaft. Doch sie hatte den starken Willen, ihre Leben aus eigener Kraft zu verändern und ihrem erbärmlichen Leben wieder einen Sinn zu geben. So schaffte sie es trotz vieler Schwierigkeiten und ihrer Obdachlosigkeit bis an die Harvard Universität.
Elizabeth Murray wurde zum Vorbild für die ärmeren Bevölkerungsschichten auf der ganzen Welt. Sie zeigte den Menschen, dass es keine Rolle spielte, aus welchen beschränkten Verhältnissen man stammte. Entscheidend war, das Leben selbst in die Hand zu nehmen und entschlossen seinen Zielen zu folgen. Elizabeth Murray wurde eine erfolgreiche Schriftstellerin und Motivationstrainerin, in Vorträgen hilft sie nun selbst anderen Hilfesuchenden, wieder Hoffnung im Leben zu finden.