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Eines Tages sprach das Zündholz die Kerze an: „Ich habe die Weisung bekommen, dich anzuzünden.“

„Oh nein“, erschauderte die Kerze, „nur das nicht. Wenn ich brenne, sind meine Tage gezählt. Niemand wird dann meine Schönheit mehr bewundern.“ Die Kerze begann zu schluchzen.

Das Zündholz fragte: „Aber willst du denn dein Leben lang kalt und hart bleiben, ohne zuvor wirklich gelebt zu haben?“

„Aber verbrannt zu werden tut doch weh und zehrt an meinen Kräften“, entgegnete die Kerze voller Angst und Sorge.


„Dies ist wahr“, sagte das Zündholz.

„Aber das ist doch das Geheimnis unserer Berufung. Wir sind bestimmt, Licht zu sein. Was ich tun kann, ist wenig. Zünde ich dich nicht an, so verpasse ich den Sinn meines Lebens. Ich bin dafür da, Feuer zu entfachen. Du bist eine Kerze. Du sollst für andere leuchten und Wärme spenden. Alles, was du an Schmerz, Leid und Stärke hingibst, verwandelt sich in Licht. Du gehst nicht verloren, wenn du dich verzehrst. Andere werden dein Feuer weitertragen. Nur wenn du dich versagst, wirst zu sterben.“

Da spitzte die Kerze ihren Docht und sprach voller Erwartung: „Ich bitte dich, zünde mich an!“