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Ewa Müller wurde am 16. Juli 1984 in der polnischen Stadt Koszalin geboren und übersiedelte bereits als kleines Mädchen nach Deutschland, wo sie in Kiel aufwuchs. Da ihr Vater im Gefängnis saß, musste ihre Mutter sie unter schwierigsten Bedingungen alleine großziehen. Ewa Müller musste bereits früh Gelegenheitsjobs annehmen, um irgendwie über die Runden zu kommen. Zu ihrem großen Hobby zählte die Musik und der Sprechgesang Rap, aber da sich mit Rappen kein Geld verdienen ließ, blieb es nur eine Freizeitbeschäftigung.

Ewa Müller: „Ich musste immer schon klauen und dealen, um durchzukommen“

Im Alter von 19 Jahren kam Ewa Müller als Kellnerin in einer Kneipe zum ersten Mal in Kontakt mit der Prostitution. Sie sah in diesem Gewerbe den einzigen Ausweg, irgendwie aus ihrem trostlosen Leben ausbrechen zu können und endlich mehr Geld zu verdienen. Das Leben als Prostituierte war aber alles andere als einfach, Ewa Müller machte viele fürchterliche Erfahrungen. Brutale Zuhälter, Waffen, Gewalt und Vergewaltigungen gehörten zum Geschäft genauso wie Frauen, welche noch schwanger auf der Straße stehen mussten um Geld zu verdienen. Ewa Müller begann aus diesem Grund Drogen zu nehmen, um mit den Erlebnissen besser fertig zu werden.


Neben ihrem düsteren Leben verarbeitete Ewa Müller ihren Schmerz in der Musik. Sie textete Lieder zum Thema Prostitution und zeigte schonungslos die Gewalt in diesem Milieu auf. Es war wie eine Therapie für Ewa Müller, ihre schrecklichen Erfahrungen zu verarbeiten. Eines Tages wurde jedoch ein Produzent auf sie aufmerksam, welcher von dem Talent von ihr überzeugt war. Er überredete sie, Videos von ihren Liedern zu machen um sie zu veröffentlichen. Als Ewa Müller im Alter von 27 Jahren unter ihrem Künstlernamen „Schwesta Ewa“ ihr erstes Video „Schwätza“ auf YouTube platzierte, gab es schnell erste Kommentare darauf.

Ewa Müller: „Ich las mir jede einzelne Bemerkung durch“

Die Meinungen zu „Schwesta Ewa“ gingen weit auseinander. Es sammelten sich viele negative und beleidigende Bemerkungen an, aber es gab auch einige Befürworter ihrer Musik. Ewa Müller schlug in der Rap-Szene eine wie eine Bombe und löste große Empörung aus, denn eine rappende Prostituierte passte den bereits etablierten Rappern überhaupt nicht. Aber sie entdeckte dadurch eine echte Marktlücke, denn als weibliche Rapperin mit einer so bewegenden Vergangenheit war sie alleine auf weiter Flur. Obwohl Ewa Müller die verletzenden Kommentare wegen ihrer Prostitution schwer zu schaffen machten, brachten sie ihr doch eine große Aufmerksamkeit. Nach nur einer Woche klickten bereits mehr als 300.000 User auf ihr Video im Internet.

Ewa Müller schaffte nach kurzer Zeit als „Schwesta Ewa“ ihren Durchbruch als Rapperin und gab den Job als Prostituierte auf. Es war aber genau diese Beschäftigung, welche ihre Lieder so glaubwürdig und unverwechselbar wirken ließen. Sie machte dadurch ihren größten Seelenschmerz zu ihrem größten Vorteil und wurde zum Vorbild für eine große Fangemeinde. „Schwesta Ewa“ vollbrachte dadurch eine der außergewöhnlichsten Erfolgsgeschichten in der Musikszene und stieg von einer unbekannten Prostituierten zu einem gefeierten Musikstar auf.

Ewa Müller: „Ich hätte nie gedacht, dass ich eines Tages ein normales Leben führen werde“