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Der 16-jährige Jadav Payeng war im Jahr 1979 im indischen Bundesstaat Assam (Nordosten Indien) unterwegs, als er eine schreckliche Entdeckung machte. Nachdem sich das Wasser entlang einer öden Sandbank zurückgezogen hatte, war das Gebiet übersät von hunderten toten Schlangen und Reptilien. Jadav Payeng war entsetzt über dieses Massaker, noch nie in seinem Leben hatte er so einen schlimmen Anblick ertragen müssen.

Jadav Payeng: „Die Schlangen starben in der Hitze, weil kein Baum Schatten spendete. Ich habe mich hingesetzt und ihre leblosen Körper beweint“


Jadav Payeng alarmierte sofort die zuständige Forstverwaltung, ob sie dort Bäume anbauen könnten, damit sich so etwas nicht wiederholte. Doch er wurde nur ausgelacht und mit dem fadenscheinigen Entschluss abgewimmelt, dass in dieser Gegend einfach nichts wachsen würde. Sie rechneten aber nicht mit der Entschlossenheit von Jadav Payeng, welcher die schrecklichen Bilder der toten Tiere nicht aus seinem Kopf bekam. Er hörte nicht auf die Meinung der Behörden und versuchte selbst, etwas in dieser Angelegenheit zu unternehmen, obwohl ihn niemand unterstützen wollte.

Jadav Payeng: „Es gab niemanden, der mir helfen wollte. Niemand hat sich interessiert“

So begann Jadav Payeng im Alter von 16 Jahren, in diesem trostlosen Gebiet erstmals Gräser und Bambus anzubauen. Von seinem Heimatdorf brachte er Kolonien von roten Ameisen mit, um den Boden fruchtbarer zu machen. In den folgenden Wochen und Monaten pflanzte Jadav Payeng die verschiedensten Bäume und Pflanzen. Tag für Tag kümmerte er sich hingebungsvoll um das Wachstum seiner zarten Pflänzchen und die notwendige Bewässerung. Oft blieb er auch über Nacht und sprach liebevoll zu den Pflanzen, welche Zentimeter für Zentimeter in die Höhe wuchsen. Die Sträucher und Bäume entwickelten sich tatsächlich sehr gut und Jadav Payeng kämpfte unermüdlich und bei jedem Wetter um seine kleine Plantage, ganz auf sich alleine gestellt und mitten in der Einöde.

Jadav Payeng: „Ich entschied, mein Leben dem pflanzen von Bäumen zu widmen“

Während sich Jadav Payeng nebenbei als Bauer seinen Lebensunterhalt verdiente, schossen seine zarten Setzlinge regelrecht in die Höhe. Unterstützt von einer bemerkenswerten Hingabe von Jadav Payeng konnte sich die Natur dadurch immer weiter ausdehnen und das Wachstum vorantreiben. Über die Jahre entstand dadurch nicht nur ein ganzer Wald, sondern ein echtes Ökosystem mit unterschiedlichsten Pflanzen und einer vielfältigen Tierwelt.

Foto von Porikolpok Oxom

Jadav Payeng wurde für seine Vision, Pflanzen in eine karge Sandbank zu setzen, nur ausgelacht. Heute lacht kein Mensch mehr über den willensstarken Inder. Nach über 30 Jahren fleißiger Arbeit erschuf Jadav Payeng aus dem Nichts einen mittlerweile unfassbaren 600 Hektar großen Wald. Viele Tiere fanden hier einen sicheren Unterschlupf, darunter Vögel, Rehe, Affen und Büffel. Auch gefährdete Tierarten wie Tiger und Elefanten siedelten sich in diesem Dschungel an, wo sie einen vor Menschen sicheren Lebensraum vorfanden.

Jadav Payeng erschuf im Alleingang nicht nur ein echtes Paradies für Tiere und Pflanzen, er wurde dadurch auch zu einem richtigen Helden in Indien. Er zeigte mit seinem Beispiel, was eine einzige Person für die Natur erreichen konnte und welche unbändige Kraft in jedem Menschen steckte. Jadav Payeng wurde zum bekannten Symbol für den Umweltschutz und machte durch seinen selbstlosen Einsatz die Welt zu einem besseren Ort.

Jadav Payeng: „Wir müssen die Natur schützen, sonst überleben wir nicht. Vielleicht lebe ich in Armut, aber ich bin zufrieden, dass ich die Menschen beeinflussen konnte, sich mehr für die Natur zu interessieren. Der Baum ist eine Wurzel allen Lebens“