Lesezeit: ca. 5 Minuten

Sebastian Kneipp wurde am 17. Mai 1821 in Stephansried (Deutschland) geboren und wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf. Schon als Kind musste er am Webstuhl des Vaters oder als Viehhirte arbeiten, um über die Runden zu kommen. So prägten Not und Elend über weite Strecken seine Kindheit. Als auch noch bei einem Großbrand das Elternhaus vernichtet wurde, musste Sebastian Kneipp eine Anstellung als Knecht auf einem Bauernhof annehmen. Erst als ein entfernter Verwandter sich um ihn annahm, begann sich sein Leben langsam zu ändern. Sebastian Kneipp bekam Lateinunterricht und er durfte ab 1844 offiziell das Gymnasium in Dillingen besuchen.

Während dieser Zeit erkrankte Sebastian Kneipp an der tödlichen Infektionskrankheit Tuberkulose und die Ärzte gaben ihm kaum eine Chance auf eine Genesung. Eines Tages entdeckte der schwer lungenkranke und geschwächte Sebastian Kneipp ein kleines Buch in der Bibliothek, welches ihm neue Hoffnung gab. Darin beschrieb der Arzt Johann Siegmund Hahn seine Erfahrungen mit der Wasserheilkunde und den außergewöhnlichen Heilerfolgen. Sebastian Kneipp war sofort begeistert von diesen Theorien und beschloss, seine Krankheit von nun an selbst zu behandeln.

 
Im Alter von 28 Jahren unternahm Sebastian Kneipp zum ersten Mal einen mutigen Selbstversuch, welcher für ihn zu einem lebensverändernden Schlüsselerlebnis wurde. Obwohl er lungenkrank war, lief er mitten im frostigen Winter zur Donau. Dort angekommen riss er sich völlig überhitzt die Kleider vom Leib und stürzte sich in die eiskalten Fluten. Nach einem kurzen Bad eilte er dann schnell wieder zurück nach Hause. Sebastian Kneipp fühlte sich dadurch tatsächlich gestärkt und ein erfrischendes Wohlbefinden stellte sich bei ihm ein. Er wiederholte dieses Verfahren mehrmals und verabreichte sich zudem Halbbäder und Güsse. Nach einigen Monaten bestätigten ihm die Ärzte eine wundersame Heilung, welche sie sich nicht wirklich erklären konnten. Sebastian Kneipp aber war nun vollkommen von der Heilwirkung des Wassers überzeugt.

Sebastian Kneipp: „Das Wasser ist für den gesunden Menschen ein vorzügliches Mittel, seine Gesundheit und Kraft zu erhalten“

Sebastian Kneipp studierte daraufhin Theologie und wurde am 06. August 1852 zum Priester geweiht. Schon während seines Studiums behandelte er mit Wasser heimlich andere Studierende. Er vertiefte sein Wissen über Wasseranwendungen und heilte damit immer mehr Menschen. Sebastian Kneipp wurde schnell bekannt, da er auch dort Erfolg hatte, wo die Ärzte nicht mehr weiter wussten. Den Medizinern war er jedoch ein Dorn im Auge und man erstattete oft Anzeige gegen ihn wegen Kurpfuscherei, da er ohne medizinische Ausbildung Kranke behandelte. Trotz aller Widerstände setzte sich Sebastian Kneipp aber mit seinen Behandlungsmethoden durch, da er auch während einer Choleraepidemie maßgeblich zur Gesundung der Menschen beitragen konnte.

 
Als er ins Kloster nach Bad Wörishofen versetzt wurde, begann für ihn ein neuer Lebensabschnitt. Er baute die Landwirtschaft des Klosters wieder auf, führte den Ackerbau und die Viehzucht ein und erschuf eine eigene Bienenzucht mit Honiggewinnung. Sebastian Kneipp entwarf zudem ein spezielles Entwässerungssystem für nasse Wiesen, um seine Wasserbehandlungen durchführen zu können. Der Skandal im Dorf war perfekt, als er hilfesuchende Menschen tatsächlich barfuß durch feuchte Wiesen laufen ließ, denn nackte Beine waren zu dieser Zeit eine Ungeheuerlichkeit. Aber der Erfolg gab ihm Recht und immer mehr Reisende suchten Hilfe bei Sebastian Kneipp und seinen ungewöhnlichen Wasseranwendungen.

Sebastian Kneipp: „Das Wasser ist mein bester Freund und wird es bleiben, bis ich sterbe“

Sebastian Kneipp entwickelte durch zahlreiche Versuche an sich selbst und seinen Patienten ein wirksames Heilsystem gestützt auf mehreren Säulen. Zu den Behandlungsmethoden zählten zum Beispiel Güsse, Wassertreten, Wechselbäder sowie verschiedene kalte oder warme Wickel. Er stellte zudem die Elemente Wasser, Pflanzen, Bewegung, Ernährung und Lebensbalance in einen engen Zusammenhang. Er kombinierte erfolgreich die Wirkung der Pflanzen und das Zusammenspiel von Natur und Bewegung. Er war damit für viele Patienten der letzte Rettungsanker, wo die klassische Medizin nichts mehr ausrichten konnte.


Sebastian Kneipp starb am 17. Juni 1897 im Alter von 76 Jahren. Bis zu seinem Tod forschte er unermüdlich für die Gesundheit der Menschen. Durch Bücher und Vorträge wurde er auf der ganzen Welt bekannt und er revolutionierte mit seinem Denken das gesamte Gesundheitswesen. Sebastian Kneipp hinterließ als Pfarrer und Naturheilkundler eine visionäre naturheilkundliche Heilmethode, womit er zum Pionier des ganzheitlichen Denkens wurde.

Sebastian Kneipp: „Alles was wir brauchen, um gesund zu bleiben, hat uns die Natur reichlich geschenkt“

Einzelnachweise (abgerufen am 04.11.2015):
1. Kneipp.de – Entdeckung der Wasserkur
2. Thermen.at – DIE GESCHICHTE VON PFARRER SEBASTIAN KNEIPP
3. Oehkv.at – Geschichte Pfarrer Kneipp
4. Wikipedia – Sebastian Kneipp