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Als am 09. November 2014 ein Gedenktag für den 25-jährigen Mauerfall in Deutschland stattfindet, kommt Harald Höppner ins Grübeln. Er sieht Fotos von DDR-Bürgern, die erfolgreich geflohen sind und als Helden gefeiert werden, genauso wie die westdeutschen Fluchthelfer. Er vergleicht die damalige Situation mit der aktuellen Flüchtlingslage in Afrika, wo viele Menschen über das Mittelmeer nach Europa kommen und ebenfalls auf ein besseres Leben hoffen. Harald Höppner beschließt zu helfen, denn kein Mensch kann sich sein Geburtsland aussuchen und wo Krieg oder Frieden herrscht. Im tückischen Mittelmeer spielen sich wahre Todesdramen ab.
Harald Höppner beginnt im Internet zu recherchieren, bis er endlich am Ziel ist. In Holland entdeckt er einen fast 100 Jahre alten Fischkutter, welcher hochseetauglich ist und finanziell erschwinglich ist. Mit seinem ersparten Geld kauft er den Kutter und lässt ihn durch Spenden zu einem Rettungsschiff umbauen. Harald Höppner nennt sein Projekt „Sea-Watch“ und versucht seine Idee durch Öffentlichkeitsarbeit voranzutreiben. Er schreibt mehreren Abgeordneten in der Politik E-Mails, welche jedoch alle unerhört bleiben. Harald Höppner lässt sich davon aber nicht unterkriegen und kämpft für seinen Plan, Schiffbrüchigen im Mittelmeer zu helfen.
Harald Höppner: „Die größten Tragödien spielen sich immer noch im Mittelmeer ab, dort engagiert sich kaum jemand“
Erste Freiwillige melden sich bei Harald Höppner, wie Kapitäne, Ärzte, Dolmetscher oder Mechaniker. Das kleine Schiff soll keine Flüchtlinge aufnehmen, sondern als eine Art schwimmende Notrufzentrale fungieren, wo eng mit der Küstenwache kooperiert wird. Mit Schwimmwesten, Rettungsinseln und medizinischer Erstversorgung will Harald Höppner den Flüchtlingen vor dem oft sicheren Tod bewahren. Nach einer großen Kraftanstrengung hat es Harald Höppner geschafft. Das Rettungsschiff versieht seit dem 20. Juni 2015 im Mittelmeer seinen Dienst.
Harald Höppner: „Die Frage ist doch, was wäre, wenn tatsächlich hunderte Leute in Not geraten und wir nicht da wären? Selbst wenn es nur einen Menschen gibt, dem wir das Leben retten, hat sich die Sache schon mehr als gelohnt“
Die Hilfe von Harald Höppner ist mehr als notwendig, denn mit Oktober 2014 endete eine wichtige Operation der italienischen Marine wegen zu hoher Kosten. Sie war mit mehreren Schiffen im Einsatz, um Menschen auf hoher See zu bergen. So konnte man innerhalb eines Jahres mehr als 100.000 Menschen das Leben retten. Doch nun sind die Flüchtlinge wieder auf sich alleine gestellt, man kann sich gar nicht vorstellen, welche Tragödien sich Tag für Tag auf dem Meer abspielen, ohne dass die Öffentlichkeit etwas davon erfährt.
Nur ein alter Fischkutter kämpft sich durch das stürmische Meer. Es ist das Schiff von Harald Höppner, welcher im Alleingang trotz kritischer Stimmen eine mutige Hilfsaktion ins Leben gerufen hat. Er diskutiert nicht über die Probleme, sondern handelt ohne Umschweife. Viele Menschenleben werden ihm seine beherzte Zivilcourage danken. Ein echter Held!
Harald Höppner: „Die Menschen kommen in jedem Fall, egal, was unsere Politiker entscheiden. Wir dürfen die Menschen nicht ertrinken lassen. Wegschauen ist keine Alternative“
Einzelnachweise (abgerufen am 10.11.2015):
1. Welt.de: Die Wut nach dem Tod der Flüchtlinge
2. Der Tagesspiegel – Brandenburger will Flüchtlinge aus dem Mittelmeer retten
3. Zeit.de – Es ist gar nicht so schwer“
4. Wikipedia – Harald Höppner
Danke Harald!!! Danke für deine pragmatische Herangehensweise, Danke für deine solide, nüchterne Schlussfolgerung zum Thema allgemein und danke für den Mut daraus Taten folgen zu lassen. Großartig!!!
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