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Ein Vater begab sich mit seinem Sohn und einem Esel auf den Weg zu einem naheliegenden Marktplatz, um seine Waren zu verkaufen.
Der Vater saß auf dem Esel, den der Junge führte. „Der arme Junge“, sagte da ein entgegenkommender Mann. „Seine kurzen Beinchen versuchen mit dem Tempo des Esels Schritt zu halten. Wie kann man so faul auf dem Esel herumsitzen, wenn man sieht, dass das kleine Kind sich müde läuft.“
Der Vater nahm sich dies zu Herzen, stieg hinter der nächsten Ecke ab und ließ den Jungen aufsitzen. Gar nicht lange dauerte es, da erhob schon wieder ein Vorübergehender seine Stimme: „So eine Unverschämtheit. Sitzt doch der kleine Bengel wie ein König auf dem Esel, während sein armer, alter Vater nebenherläuft.“
Dies schmerzte den Jungen und er bat den Vater, sich hinter ihm auf den Esel zu setzen. „Hat man so was schon gesehen?“ keifte da eine alte Frau, „solche Tierquälerei! Dem armen Esel hängt der Rücken durch, und der alte und der junge Nichtsnutz ruhen sich auf ihm aus, die arme Kreatur!“
Die Gescholtenen schauten sich an und stiegen beide, ohne ein Wort zu sagen, vom Esel herunter. Kaum waren sie wenige Schritte neben dem Tier hergegangen, machte sich ein Fremder über sie lustig: „So dumm möchte ich nicht sein. Wozu führt ihr denn den Esel spazieren, wenn er nichts leistet, euch keinen Nutzen bringt und noch nicht einmal einen von euch trägt?“
Der Vater schob dem Esel eine Hand voll Stroh ins Maul und legte seine Hand auf die Schulter seines Sohnes. „Gleichgültig, was wir machen“, sagte er, „es findet sich doch jemand, der damit nicht einverstanden ist. Ich glaube, wir müssen selbst wissen, was wir für richtig halten.“

unter CC BY-SA 3.0
Ein chinesisches Geschichterl mit ungeheurem Wahrheitsgehalt. Jeder sollte es sich ins Stammbuch schreiben – oder hinter die Ohren 😉
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