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Paul Potts wurde am 13. Oktober 1970 in einem Vorort von Bistrol (Südwesten von England) geboren. Bereits in jungen Jahren entdeckte er seine Leidenschaft für Musik, mit sechs Jahren wollte er zum Beispiel Pfarrer werden – denn die hatten den besten Job der Welt, denn sie durften jeden Sonntag vor der versammelten Kirchengemeinde singen. Paul war ein dickliches und schüchternes Kind und wurde deshalb in der Schule immer wieder verspottet und erniedrigt. Seinen einzigen Rettungsanker fand er in seiner schon damals beeindruckenden Stimme, und so trat er bereits in frühen Jahren dem örtlichen Kirchenchor bei, um seiner Leidenschaft für Gesang nachzukommen. Es bot ihm die Möglichkeit, einer grausamen Wirklichkeit zu entfliehen und sich seine eigene kleine Welt zu erschaffen.

Paul Potts: „Ich habe instinktiv begriffen, dass meine Stimme mein einziger richtiger Freund ist“

Als er sich mit 16 Jahren seine erste Opernplatte („La Bohème“) kaufte, entdeckte er seine Vorliebe für diesen Musikstil. Paul bildete seine Gesangsstimme durch privat finanzierten Unterricht immer weiter aus und investierte bald seine gesamten Ersparnisse in einen dreimonatigen Italien-Aufenthalt, um Oberngesang zu erlernen. Er hatte Talent, doch sein Mangel an Selbstbewusstsein stand ihm einfach im Weg und verhinderte seinen Durchbruch. Immer wieder absolvierte er Auftritte im Amateurbereich, doch ohne jeglichen Erfolg. 2003 blieb ihm das Pech treu, es wurde bei ihm ein Blinddarmdurchbruch diagnostiziert, zusätzlich wurde dabei ein gutartiger Tumor an der Nebenniere festgestellt, und Paul musste operiert werden. Die Heilung nach der Operation verlief gut, aber gerade auf dem Weg der Besserung stürzte Paul mit dem Fahrrad und er brach sich das Schlüsselbein. Paul Potts war es unmöglich, unter diesen Schmerzen seine Karriere fortzusetzen und verfiel in Depressionen. Paul Potts glaubte nicht mehr an sein Talent, auch, weil keine einzige Plattenfirma auf seine Demo-Tapes auch nur einmal reagiert hatte. War dies das endgültige Ende bevor es überhaupt richtig losgegangen war?

Paul Potts: „Mir ging es wirklich sehr, sehr schlecht und das letzte, an das ich ich dachte, war Singen“

Paul Potts arbeitete von nun an in einer Supermarktkette und später als Verkäufer von Mobiltelefonen, um sich und seine Frau über Wasser zu halten. Seine Leidenschaft als Sänger hatte er verdrängt. Als Paul 2007 zufällig eine Werbemail zur neuen Talenteshow „Britain`s Got Talent“ erhielt, kam er aber ins grübeln. Er warf eine Münze in die Luft, und als sie auf der richtigen Seite landete, überwand er sich und schickte das Anmeldeformular ab. Britain`s Got Talent ist eine Castingshow, wo Leute mit ganz unterschiedlichen Talenten auftraten und von einer Jury bewertet wurden, ähnlich dem deutschen Format „Deutschland sucht den Superstar“. Nun war es soweit, der 36-jährige Paul Potts stand direkt vor seinem vielleicht letzten Auftritt, denn einen weiteren Misserfolg konnte und wollte er nicht mehr verkraften. Doch die Vorzeichen standen schlecht. Vor ihm wurde ein Ehepaar ausgebuht und laut ausgepfiffen, das Publikum lechzte förmlich nach Blut und die Stimmung war mehr als aufgeheizt.

Paul Potts: „Ich habe mich gefragt: Worauf lasse ich mich hier gerade ein? Ich hatte keine Zuversicht, dass irgendetwas Positives dabei herauskommen würde“

Und so betrat der gehemmte Paul Potts mit einem 35-Pfund-Anzug die Bühne und trat zur Markierung vor. Sein Gesichtsausdruck war gequält, und jeder Zuschauer bemerkte seine grenzenlose Nervosität. Als er auch noch verkündete eine Oper zu singen zu wollen, verdrehte der Juror Simon Colwells, der für seine ausschweifenden Sprüche bekannt war, bereits ungläubig die Augen. Das ganze Publikum erwartete eine peinliche Vorstellung, in den Gesichtern zeigten sich Unmut und Abgeneigtheit. Paul Potts wollte umkehren und weglaufen, doch er war in diesem Moment wie gelähmt. Plötzlich begann die Musik zu spielen – und Paul war wieder in seiner Welt in der er sich so wohl fühlte. Er begann zu singen und vergaß alles andere um sich.


Paul Potts: „Als ich aufhörte zu singen, raste mein Herz wie verrückt, denn ich hatte absolut keine Ahnung, was die Jury-Mitglieder sagen würden“

Als Paul Potts seine Arie aus der Oper von „Puccini`s – Nessun Dorma“ beendet hatte, herrschte Stille. Er dachte an einen völligen Misserfolg. Doch plötzlich brach unbeschreiblicher Jubel unter den Zuschauern aus und es gab „Standing Ovations“ für diese unglaubliche Darbietung. Die Jury war sprachlos aufgrund dieser imposanten Stimme und da bemerkte Paul Potts zum ersten Mal die gerührten Gesichter der Menschen, und die meisten hatten Tränen in den Augen – wie auch bei der sonst so harten Jurorin Amanda Halden. Paul Potts begeisterte das Publikum, die Juroren und Millionen von Zuschauern vor den Fernsehgeräten. Und sie wählten Paul Potts einige Zeit später zum Gewinner dieser Show, wo zeitweilig über 40% aller Briten zuschauten.

Paul Potts hatte seinen Durchbruch nun endlich geschafft, kurze Zeit später trat er bereits vor der britische Königin Elisabeth II auf und nahm sein erstes Album auf. Hätte es „Britain`s got Talent“ nicht gegeben, Paul Potts hätte das Singen möglicherweise komplett aufgegeben. Doch eine Anmeldung und ein Auftritt später veränderten das Leben des sympathischen Briten. Oft fehlt im Leben nur ein entscheidender Gedanke, um seine Träume zu verwirklichen. Im Leben des Paul Potts war es die Anmeldung zu dieser einen Castingshow, um ihn auf die richtige Spur zu bringen.

Paul Potts: „Es hat mein ganzes Leben verändert. Ich fühlte mich so klein und unbedeutend. Doch jetzt bin ich jemand – ich bin Paul Potts und dies ist, was ich tue“