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Minamata war Anfang der 1950er Jahre eine idyllische und friedliche Kleinstadt in Japan. Die Haupteinnahmequelle der Bewohner war der Fischfang, da Minamata direkt an der Küste zum südjapanischen Meer lag. Die Menschen waren zufrieden mit ihrem Leben und konnten sich durch das Überangebot an Fisch gut und gesund ernähren. Diese sorgenfreien Tage sollten aber bald zu Ende sein, denn wie aus heiterem Himmel geschahen plötzlich eigenartige und entsetzliche Dinge.

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Hunde und Katzen verhielten sich sehr seltsam und brachen unerwartet tot zusammen, in der Bucht vor der Stadt trieben immer mehr tote Fische. Die Bewohner hatten ein ungutes Gefühl, denn keiner wusste, was das alles zu bedeuten hatte. Plötzlich klagten auch die Menschen über Kopfschmerzen und hatten Probleme beim Gehen und beim Sprechen. Sie hatten mit eigenartigen Zuckungen und mit Lähmungserscheinungen zu kämpfen. Den meisten Einheimischen ging es von Tag zu Tag schlechter und bald kam es zu den ersten qualvollen Todesfällen. Als man die Ursache der mysteriösen Todesumstände herausfand, war es für viele Menschen bereits zu spät.

In der Nähe gab es ein Chemiewerk, welches ihre giftigen quecksilberhaltigen Abfälle einfach in das Meer entsorgt hatte. Durch das verseuchte Wasser und durch den Verzehr von Fischen, die das Gift ebenfalls aufnahmen, gelangte das Quecksilber schließlich in den Nahrungsmittelkreislauf der Menschen. Mit verheerenden Auswirkungen, denn dieses giftige Schwermetall lagerte sich in den Menschen an und vergiftete schleichend und systematisch den Körper. Trotz der klaren Anzeichen versuchte sich das betreffende Chemiewerk aus der Verantwortung zu stehlen. Mit Unterstützung der Regierung, die auf keinen Fall das Wirtschaftswachstum gefährden wollte, konnte die Firma weitermachen wie bisher, da nur halbherzige Gesetze gegen diese Entsorgung geschaffen wurden. Erst einige Jahre später, viele betroffene Menschen hatten bereits gerichtliche Schritte eingeleitet, wurde das Chemiewerk aufgrund der steigenden Demonstrationen und der steigenden Opferzahlen stillgelegt.

Nach Schätzungen wurden etwa 20.000 Menschen durch das Quecksilber geschädigt, 3.000 Menschen waren daran gestorben. Aber die Dunkelziffer dürfte noch viel höher liegen. Viele ungeborene Kinder wurden im Mutterleib geschädigt, fast jedes dritte Kind in Minamata wurde mit geistigen oder körperlichen Schäden geboren. Opfer wurden bettlägerig und waren auf einen Rollstuhl angewiesen. Das Schlimmste an der Sache war, dass viele Kranke bis zum heutigen Tag auf eine entsprechende Entschädigung warten, da nur ein Bruchteil der Geschädigten aufgrund der strengen Kriterien Hilfsgelder von der Regierung erhielten. Viele Menschen in bereits höherem Alter kämpfen heute noch immer um eine gerechte Entschädigung, den meisten Betroffenen wird das allerdings nichts mehr bringen, da sie längst aufgrund der Vergiftung unter der Erde liegen.

Die verheimlichte Giftkatastrophe mit dem Quecksilber wurde weltweit bekannt unter dem Namen „Minamata-Krankheit“. Die Bucht wurde später ausgebaggert, Teile des schwer verseuchten Meeresbodens wurden mit Schichten aus Stahl und Zement überdeckt, mit der Hoffnung, dass sich das Quecksilber nie einen Weg in die Freiheit sucht.

Die Gefährlichkeit von Quecksilber wird auch heute noch stark unterschätzt, trotz des Minamata-Vorfalles. Durch Amalgamfüllungen im Zahnbereich, die zu einem großen Teil aus Quecksilber bestehen, gelangt das giftige Schwermetall überall auf der Welt in die Körper der Menschen. Mit der Zeit setzt dann eine schleichende Vergiftung ein, mit verschiedensten Symptomen wie Kopfschmerzen, Schwindelanfällen oder ständiger Müdigkeit. Regierungen dulden das Amalgam wie seinerzeit das Chemiewerk in Minamata geduldet wurde, um einfach Kosten zu sparen. Darum werden viele Studien über die Gefährlichkeit von Quecksilber und Amalgam einfach ignoriert und man versucht noch immer, die Situation herunterzuspielen.


Über die Tatsache, dass Zahnärzte die Amalgamplomben als giftigen Sondermüll unter strengsten Auflagen entsorgen müssen, wird kaum gesprochen. Und auch über die Gegebenheit, dass sich in den Energiesparlampen ebenfalls das giftige Quecksilber befindet. Ob es hier sichere Studien für die Ungefährlichkeit gibt, darf, wie in den vergangenen Jahren und wie auch in Minamata geschehen, stark angezweifelt werden. Hoffentlich gibt es hier in Zukunft kein böses Erwachen, denn die Gesundheit des Menschen sollte immer und überall an erster Stelle stehen.

Mittlerweile gibt es erste Länder wie Schweden, die ein generelles Verbot für quecksilberhaltige Produkte ausgesprochen haben und die die Gefahr von Quecksilber richtig erkannt haben. Ein mutiger Schritt, dem hoffentlich viele andere Länder folgen werden.