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Fauja Singh wurde am 01. April 1911 als Sohn eines armen Bauern in Indien geboren. Ohne richtige Schulausbildung musste er unter schwierigsten Bedingungen in der Landwirtschaft helfen und dies war auch sein Lebensinhalt. In seiner Jugend war er ein talentierter Läufer gewesen und nahm an diversen kleineren Rennen teil, aber die Zeiten waren alles andere als einfach. Fauja Singh erlebte die damalige britische Besatzung des Landes und die großen Taten von Mahatma Gandhi hautnah mit, und auch die Unabhängigkeit Indiens im Jahre 1947. Sein Hobby das Laufen konnte er aber nur kurz ausüben, denn in späterer Folge musste er sich um seine Frau und seine Kinder kümmern. Als hart arbeitender Farmer schuftete er von früh bis spät, um seine Familie ernähren zu können. Bis zum Alter von 81 Jahren war dies seine wichtigste Aufgabe gewesen, als plötzlich ein schrecklicher Schicksalsschlag dieses Leben beenden sollte.

Durch einen tragischen Unfall verlor er seine geliebte Frau. Fauja Singh verfiel in eine tiefe Lebenskrise, und so zog er zu einem seiner Söhne nach London, um sein Leben wieder neu ordnen zu können. Aber das westliche Leben war nicht leicht für einen Mann, der Zeit seines Lebens als einfacher Bauer gearbeitet hatte. Fauja Singh war sehr einsam, bis er sich an vergangene Zeiten erinnerte, wo er in seiner Jugendzeit ein begeisterter Läufer gewesen war. Und so fasste er den unglaublichen Entschluss, nach einer sportlichen Auszeit von über 70 Jahren wieder mit dem Laufen anzufangen. Er begann regelmäßig zu trainieren, obwohl ihn die Leute wegen seines hohen Alters für verrückt hielten. Aber Fauja Singh war dies egal, er hatte wieder einen Sinn in seinem Leben gefunden und war seit langer Zeit wieder richtig glücklich.

Fauja Singh: „Gott hat mir die Begabung gegeben zu laufen, also bin ich eben gelaufen“

Fauja Singh steigerte sein Laufpensum immer mehr und lief bereits bis zu 16 Kilometer pro Tag, wobei er eine Mischung aus Laufen und Gehen betrieb. Wenn er einmal einen Müdigkeitseinbruch hatte, was in seinem Alter durchaus vorkommen konnte, dann übertrieb er nicht und nahm mit seiner Busfahrkarte einfach den Bus. Aber Fauja Singh hatte einen starken Ehrgeiz und hielt trotz seines bereits hohen Alters sein Lauftraining beständig durch. Und so beendete er im Jahr 2000 im Alter von bereits 89 Jahren in London seinen ersten ganzen Marathon (42,195 Kilometer). Ein unglaublicher Erfolg, dem ihm nicht wirklich jemand zugetraut hatte. Aber es gab am Anfang seiner Karriere auch unschöne Szenen. Als er im November 2003 den New York Marathon bestritt, der kurz nach dem furchtbaren Terroranschlag auf das World Trade Center (9/11) stattfand, wurde er während seines Laufes immer wieder als „Bin Laden“ (Anführer der Anschläge in Amerika) beschimpft, weil Fauja Singh immer mit seinem Turban lief. Aber der beherzte Inder steckte dies weg und ließ sich trotz der Erniedrigungen der Leute nicht davon abhalten, auch diesen international anerkannten Marathon erfolgreich zu absolvieren.

Foto von Mithrandirthewise

Sein Meisterwerk schaffte er jedoch am 16. Oktober 2011 in Toronto (Kanada), als er als erster Hundertjähriger und somit als ältester Mensch einen Marathon erfolgreich beenden konnte. Dieses Ziel hatte er immer erreichen wollen, und er schaffte dies ohne irgendeine ärztliche Betreuung. Tausende Zuschauer feuerten Fauja Singh an, der bei diesem Rennen mit einem Turban und der passenden Startnummer „100“ lief. Mittlerweile war er eine Berühmtheit unter den Marathonläufern geworden und fand viele neue Freunde, wodurch er seine Lebenskrise schon lange überwinden konnte.

Fauja Singh: „Laufen hält mich gesund und motiviert“

Ein unscheinbarer Mann aus Indien war bis zu seinem 81. Lebensjahr als einfacher Landwirt tätig. Durch das Schicksal und seiner Leidenschaft für den Laufsport schaffte er innerhalb kürzester Zeit seinem Leben einen neuen Sinn zu geben und startete eine unglaubliche Laufkarriere. In seiner Altersklasse stellte er mehrere Weltrekorde auf und schaffte es als ältester Mensch zum ersten Mal einen Marathon beenden zu können. Zusätzlich wurde er von der Firma „Adidas“ für eine weitreichende Werbekampagne engagiert, seine Teilnahme an verschiedenen Rennen nutzte er außerdem dazu, Spenden für wohltätige Zwecke zu sammeln. Mittlerweile brachte er seine Biografie mit dem Titel: „Tornado mit Turban“ heraus und sogar die englische Queen gratulierte ihm mit einer Grußkarte zu seinem 100. Geburtstag. Eine unglaubliche Erfolgsgeschichte eines bescheidenen Farmers, doch was ist das Geheimnis seines Erfolges?

Fauja Singh ist schon immer ein einfacher Mann gewesen. Er leistet sich nie ein Luxusleben und ist an materiellen Dingen wenig interessiert. Er ernährt sich gesund und hat generell eine ausgeglichene Lebensweise. Er raucht nicht und trinkt auch keinen Alkohol. Er fühlt sich gut und unabhängig, hat immer genug zu essen und ein Dach über den Kopf. Er blickt optimistisch in die Zukunft und setzt sich immer wieder neue Ziele, die seinem Leben neuen Sinn geben. Er steckt trotz seines hohen Alters voller Tatendrang und zeigt mit seiner Einstellung, dass man alles im Leben erreichen kann, egal wie alt man ist. Man muss nur an sich selbst und den Erfolg glauben, egal was andere Menschen denken.

Fauja Singh: „Ältere sollten viel lachen, stressfrei leben und sich von der Vorstellung lösen, alt zu sein“