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Ameneh Bahrami wurde in Teheran (Iran) geboren und war eine aufgeweckte und lebensfrohe junge Frau. Wie die meisten aufgeklärten Frauen im Iran stellte sie sich nicht direkt gegen das unbeugsame und starre iranische System mit ihren alten und traditionellen Rollenbildern, sondern nahm sich immer wieder kleine Freiheiten heraus. Sie trug modische Kopftücher, wo ihr schwarzes Haar manchmal zum Vorschein kam, und ab und zu schminkte sie sich dezent. Sie arbeitete für ein Unternehmen der Medizintechnik und nebenbei begann sie, an der Universität in Teheran zu studieren. Ameneh Bahrami träumte von der großen Liebe und einem unabhängigen und eigenständigen Leben, so wie viele junge Frauen in ihrem Land. Doch plötzlich begann ein junger iranischer Student um sie zu werben.
Es war der unscheinbare Madschid Mowahedi, der sich unsterblich in die hübsche Frau verliebt hatte. Er begann, Ameneh Bahrami zu belästigen und anzurempeln, um auf sich aufmerksam zu machen. Er quälte sie mit Anrufen und verfolgte sie monatelang durch die Straßen von Teheran. Die Familie von dem Verehrer stand ebenfalls hinter dem Mann, denn sie sind laut Tradition der Meinung, dass die Frau dem Mann einfach zu gehorchen hatte. Aber Ameneh Bahrami wollte von den bedrängenden Annäherungsversuchen nichts wissen, denn sie wollte ihre eigene große Liebe im Leben finden. Sie meldete den Stalker der Polizei, ab die konnten nichts tun, solange keine Gewalt angewendet wurde. Eines Tages, nach zahlreichen weiteren Ablehnungen gegenüber ihrem Verehrer, lauerte er Ameneh Bahrami vor ihrem Arbeitsplatz auf. Wenn er ihr seinen Willen schon nicht aufzwingen konnte, dann wollte er wenigstens ihr Leben zerstören.
Als sich die 26-jährige Ameneh Bahrami an diesem Tag auf den Heimweg machte, schlich sich der Verehrer von hinten an sie heran, schüttete ihr Schwefelsäure ins Gesicht, und rannte weg. Die Säure brannte wie Feuer in ihrem Gesicht, auch ihre Arme, Hände und ihr Dekolleté wurden stark verätzt. Sofort eilten Passanten herbei, aber keiner konnte der vor Schmerzen schreienden jungen Frau helfen. Die Ärzte im Krankenhaus konnten am Anfang ebenfalls nicht viel für sie tun, um ihre höllischen Schmerzen zu beenden.
Ameneh Bahrami: „Kein Schmerzmittel konnte mein Leid mindern. Ich habe mich sogar gegen die Wand geschmissen, weil die Qualen so unerträglich waren. Ich flehte die Ärzte an, mir eine Spritze zu geben, damit ich sterbe. Letzten Endes aber fingen all die Medikamente an zu wirken“
Von nun an war das unbeschwerte Leben von Ameneh Bahrami für immer vorbei. Ihr Gesicht war vollkommen entstellt, die Schmerzen, die sie am ganzen Körper aushalten musste, waren kaum vorstellbar. Aus dem attraktiven und hübschen Mädchen wurde eine Frau, die kaum wiederzuerkennen war. Ihr Gesicht wurde vollkommen zerfetzt von der Säure und sie verlor ihre beiden Augen. Zu den zahlreichen Narben am ganzen Körper kam die Gewissheit, dass sie in ihrem Leben von nun an immer auf Hilfe angewiesen sein würde. Sie zog nach Barcelona (Spanien), wo sie in einer Spezialklinik viele Operationen über sich ergehen lassen musste. Ihr Gesicht musste die nun blinde Frau immer verdecken, denn die Leute schrien vor Schreck, wenn sie das fürchterliche Gesicht von ihr sahen. Ameneh Bahrami wollte sich an dem Täter rächen, der ihr das alles angetan hatte, und zog vor ein iranisches Gericht. Und das, was sie vorhatte, war unvorstellbar.

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Da es im iranischen Recht das Vergeltungsprinzip gab, darf bei vorsätzlicher Körperverletzung dem Täter das Gleiche widerfahren wie dem Opfer. Und das Gericht gab ihr nach langen Verhandlungen tatsächlich Recht, ihrem Peiniger ebenfalls dasselbe Schicksal wir ihr zuführen zu können. Nach diesem Urteilsspruch kam es zu massiven Protesten von Menschenrechtsorganisationen auf der ganzen Welt und sogar die iranische Regierung, die um ihr Image besorgt war, legte ihr nahe, dieses Recht nicht auszuüben. Aber Ameneh Bahrami spürte nur tiefen Hass gegenüber ihrem Peiniger, und dies war auch verständlich.
Der Täter Madschid Mowahedi zeigte überhaupt keine Reue und prahlte im Gefängnis sogar damit, auf allen Titelseiten zu sein. Als er im Gerichtssaal zum ersten Mal ihr verunstaltetes Gesicht sah, lachte er nur höhnisch. Er sagte zu ihr, dass sie ihn nun heiraten könnte, den einen anderen Mann würde sie sowieso nicht mehr finden. Diese Uneinsichtigkeit schmerzte Ameneh Bahrami sehr, doch nun sollte sie ihrem Peiniger ebenfalls das Augenlicht durch eine Säure nehmen können, und alles war bereits vorbereitet für diese Tat. Im Jahr 2011 stoppte sie aber im letzten Moment ihre Vergeltungsaktion und teilte mit, den Mann nun nicht mehr bestrafen zu wollen. Sie hatte die Sache absichtlich bis auf die Spitze getrieben als Warnung für alle Männer, die ebenfalls Frauen im Iran verletzen wollten.
Ameneh Bahrami lebt heute in Spanien. Von der Familie des Täters wird sie noch immer bedroht, da sie das Verschulden bei ihr sehen. Denn wenn sie ihre Schönheit besser bedeckt hätte, dann hätte sie der Verehrer nicht so ansehen können und es wäre nie so weit gekommen. Bis heute hat sich weder der Übeltäter, noch dessen Familie bei ihr entschuldigt. Der Täter wurde zu einer Haftstrafe von 12 Jahren und einer Geldstrafe verurteilt.
Die seinerzeit hübsche Frau Ameneh Bahrami wird für immer entstellt und schwer behindert bleiben. Trotzdem zeigte sie Größe und verschonte den Täter, der ihr Leben für immer zerstörte. Durch ihren unermüdlichen Kampf vor Gericht gab sie vielen Frauen im Iran Hoffnung. Für solche schrecklichen Vergeltungsaktionen gegen Frauen gab es bis jetzt nur eine mehrjährige Gefängnisstrafe, und diese schreckte viele Männer nicht ab, Gewalt gegen Frauen anzuwenden. Seit dem Gerichtsurteil, dass Frauen an den Männern ebenfalls Vergeltung üben konnten, wurden keine furchtbaren Attentate mehr gegen Frauen durchgeführt.
Ameneh Bahrami musste ihre Lebenspläne schon in jungen Jahren begraben. Durch ihren vorbildlichen Kampf gab sie aber vielen Frauen die Hoffnung, sich nicht von den Männern unterkriegen zu lassen und zu sich selbst zu stehen. Denn heute ist laut iranischem Recht eine Frau immer noch nur halb so viel wert wie ein Mann.
Ameneh Bahrami: „Ich will erreichen, dass niemand mehr erlebt, was ich durchgemacht habe. Ich will potenzielle Täter abschrecken“
Einfach schrecklich, wie die Frau dort behandelt wird! Das steht bestimmt nicht so im Koran.
Ich fand es auch sehr krass, dass es bis zur letzten Minute gewartet hat, um dann zu sagen, dass sie sie doch nicht an ihm rächen wird.
Ich habe erst neulich ein Interview mit ihr gesehen und muss sagen, dass sie eine total tolle Frau ist, die sehr viel Lebensmut hat.
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Ich bete dafür, dass Ameneh Bahrami zum Glauben an Jesus Christus kommt und wieder sehen kann.
Psalm 146,8:
Der HERR macht die Blinden sehend.
Bitte beten auch Sie für Ameneh Bahrami.
Mit guten Segenswünschen
Claus F. Dieterle
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