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Kathrine Switzer wurde am 05. Januar 1947 geboren und begann im Alter von 12 Jahren, regelmäßig Sport zu betreiben. Sie war nicht nur begeisterte Hockeyspielerin, sondern joggte auch jeden Tag, um fitter zu werden. Während ihrer Studienzeit trainierte sie beim männlichen Leichtathletik-Team mit, da sie in einer sehr guten körperlichen Verfassung war. Beim Crosslauf (Querfeldeinlauf) war der Trainer so begeistert von Kathrine Switzer gewesen, dass er ihr vorschlug, es einmal bei einem echten Marathonlauf, wo 42,195 Kilometer zu laufen waren, zu versuchen. Man musste sich jedoch eine List einfallen lassen, denn zu dieser Zeit war es für Frauen strengstens verboten, an einem Marathonlauf teilzunehmen.

Kathrine Switzer: „Ich wollte beweisen, dass Frauen, entgegen allen Behauptungen, Marathon laufen können“

Früher waren die meisten Menschen der Ansicht, dass Frauen bei längeren körperlichen Belastungen ernsthafte Schädigungen davontrugen. Nicht nur eine mögliche Unfruchtbarkeit war die Folge, sondern es bestünde immer die Gefahr, dass sich die Gebärmutter herauslösen könnte. Zusätzlich wollten die Veranstalter generell keine Teilnahme von Frauen, denn der Marathon sollte eine rein männliche Sportart bleiben. Aus diesem Grund liefen einige Frauen oft unerlaubt mit, sie fädelten sich zwischendurch ein und liefen dann einfach ohne Startnummer über die Ziellinie. Kathrine Switzer wollte sich aber offiziell registrieren und meldete sich mit dem Namen „K.V. Switzer“ (Kathrine Virginia Switzer) an, weshalb am Anfang niemand Verdacht schöpfte, dass sie eine Frau war.

Am Wettkampftag hatte Kathrine Switzer Glück, denn durch das kalte Wetter konnte sie einen dicken Trainingsanzug und eine Wollmütze tragen. Als im Jahr 1967 der Startschuss zum offiziellen Boston-Marathon ertönte, war es keinem der Organisatoren aufgefallen, dass sich die 20-jährige Kathrine Switzer, gemeinsam mit ihrem Freund und einem Trainer, im Teilnehmerfeld befand. Nach einigen Kilometern flog der Schwindel jedoch auf und der Renndirektor Jock Semple stürmte wutentbrannt auf die junge Läuferin zu. Sofort begann er sie zu beschimpfen und wollte ihr die Startnummer herunterreißen. Doch der Freund von Kathrine Switzer ging dazwischen und versetzte Jock Semple einen harten Bodycheck, so dass seine Freundin das Rennen fortsetzen konnte. Da zufällig ein Pressebus mit einigen Fotografen anwesend war, wurden zahlreiche Fotos von dieser ungewöhnlichen Auseinandersetzung gemacht.

Foto von Kathrine Switzer

Kathrine Switzer: „Semple kochte vor Wut. Er beschimpfte mich und wollte mir die Startnummer abnehmen. Ich wusste nicht, was ich machen sollte, hatte Angst. Aber ich wollte den Lauf beenden“

Kathrine Switzer lief mutig weiter und schaffte es sensationell, den Marathon als erste offizielle Läuferin zu beenden. Sie hatte dadurch bewiesen, dass Frauen tatsächlich im Stande waren, größere körperliche Strapazen ohne Probleme zu überstehen. Die Bilder, welche bei dem Konflikt zwischen ihr und dem Renndirektor gemacht wurden, verbreiteten sich auf der ganzen Welt und lösten unterschiedliche Reaktionen aus. Während viele Journalisten positive und lobende Artikel über sie schrieben, gab es auch einige Reporter, welche abschätzig über ihren Lauf berichteten, da eine Frau in diesem Sport nichts zu suchen hatte. Kathrine Switzer aber hatte nun ihre Berufung gefunden, denn sie wollte sich jetzt für die Rechte der Frauen im Laufsport einsetzen.

Kathrine Switzer: „Die Bilder gingen um die Welt. Das war ein entscheidender Moment für den Frauensport“

Kathrine Switzer hatte viele Rückschläge zu überwinden, um Frauen die gleichen Möglichkeiten bieten zu können wie den Männern. Sie erhielt noch oft Absagen für Marathonläufe, nur weil sie eine Frau war. Sie musste nicht nur gegen starre Leichtathletikverbände ankämpfen, sondern musste auch den Frauen selbst die Augen öffnen, dass Sport eine Bereicherung für ihr Leben sein konnte. Kathrine Switzer gab unzählige Interviews, schrieb Artikel in Zeitungen oder trat im Fernsehen auf, um Werbung für den Frauensport zu machen. Sie organisierte Frauenläufe auf der ganzen Welt und lief noch viele Rennen als einzige Frau unter Männern. Aber mit der Zeit folgten weitere Frauen ihrem beherzten Beispiel und die Männerherrschaft im Sport fing langsam zu bröckeln an.


Kathrine Switzer musste viele Barrieren überwinden, um die uneinsichtige und voreingenommene Männerwelt von der Kraft der Frau zu überzeugen. Aber durch ihre Zielstrebigkeit schaffte sie es, den Laufsport zu revolutionieren und Marathonläufe auch für Frauen zugänglich zu machen. Im Jahr 1984 errang sie ihren größten Erfolg, als zum ersten Mal ein Frauenmarathon bei den Olympischen Spielen zugelassen wurde. Ermöglicht durch den unermüdlichen und jahrelangen Einsatz von Kathrine Switzer, welche Wegbereiterin war für einen unfassbaren Boom im Frauenlaufsport.

Kathrine Switzer: „Mehr als die Hälfte der Starter bei US-Marathons sind jetzt Frauen. Das ist phänomenal, wenn man zurückdenkt, dass mich ein Renndirektor rausnehmen wollte, weil ich als Frau einen Marathon gelaufen bin“