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Der Elefant wird in Indien aufgrund des Elefantengottes „Ganesha“ als heiliges Tier angesehen und repräsentiert Kraft und Weisheit. Der Dickhäuter lebt vor allem in der Wildnis und wird in Indien aber auch als Lasttier sehr geschätzt. Obwohl der Elefant einen sehr hohen Stellenwert in der Gesellschaft genießt, kommt es immer wieder zu Tierquälereien. Raju wurde bereits als kleines Elefantenbaby geschnappt und musste schon sehr früh Bekanntschaft mit der Gefangenschaft machen. Mit harten Schlägen und äußerster Brutalität wurde der Wille des Elefanten gebrochen, um ihn gefügig zu machen.


Die wechselnden Besitzer von Raju behandelten den Elefanten alles andere als gut. In seiner Gefangenschaft wurde er oft geschlagen und auf engstem Raum eingesperrt. So vergingen die Jahre und Raju war nun im Besitz von einem Mann, welcher den Elefanten oft misshandelte. Angekettet an scharfe Nagelketten musste Raju unfassbare Schmerzen aushalten, die Spitzen schnitten sich in die empfindliche Elefantenhaut und verursachten an den Füßen tiefe Wunden, welche nicht verarztet wurden. Der Dickhäuter musste sich von den Abfällen der Touristen ernähren, weshalb sein Magen auch mit Plastik und Papier angefüllt war. Sein Halter verdiente Geld mit Raju, denn als heiliger Elefant würde er die Menschen gegen Bezahlung segnen können. Zusätzlich riss er dem Elefanten die Haare von seinem Schwanz, um sie als Glücksbringer zu verkaufen.

Nach über 50 Jahren in Gefangenschaft voller Hunger und Schmerz wurde eine Tierschutzorganisation auf das Schicksal des Elefanten aufmerksam, welche Raju befreien wollte. Nachdem die gerichtliche Erlaubnis eingeholt war, drangen die Tierschützer zu dem Elefanten vor, um ihn von seinen Qualen zu erlösen. Als sie die Beine von den schweren Ketten befreiten, wehrte sich der Elefant nicht. Raju spürte instinktiv, dass nun sein Elend für immer vorbei sein würde. Die Tierschützer konnten es kaum fassen, denn als sie die letzten Ketten öffneten, zeigte der Elefant plötzlich eine überraschende Gefühlsregung.


Raju fing an zu weinen und Tränen liefen von seinem Gesicht herunter. Für die Tierschützer war es die Bestätigung dafür, dass der Elefant die Befreiungsaktion realisierte. Es war kaum vorstellbar, was der Elefant in einem halben Jahrhundert alles durchgemacht haben musste. Auch die Tierschützer waren sehr ergriffen von diesem emotionalen Moment und versorgten sofort die schmerzenden Wunden des Elefanten. Für Raju fing nun ein neues Leben in Freiheit an, was ihm über 50 Jahre verwehrt geblieben war.

Elefanten sind hochintelligente Tiere und für viele Forscher ist es erwiesen, dass die Dickhäuter trauern können. Die Bilder von Raju und seinen Tränen gingen um die Welt und veränderte die Meinung vieler Menschen, dass Tiere tatsächlich Gefühle zeigen konnten. Nach der langen Leidensgeschichte von Raju war dies auch kaum verwunderlich.