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Katherine Johnson wurde am 26. August 1918 in einer kleinen Stadt in West Virginia (USA) geboren. Bereits in jungen Jahren zeigte sie eine hohe mathematische Begabung und war eine sehr talentierte Schülerin. Die Eltern ermöglichten ihr eine gute Ausbildung, so besuchte sie die Highschool und begann später auch am College zu studieren, wo sie vor allem an der Astronomie interessiert war. Diese schulische Bildung war zu jener Zeit keine Selbstverständlichkeit für Afroamerikaner, jedoch fand Katherine Johnson immer die richtigen Förderer.
Katherine Johnson: „Ich zählte die Teller, Messer und Gabeln, die ich abwusch. Ich zählte einfach alles, was man nur zählen konnte. Selbst die Sterne am Himmel versuchte ich zu zählen“
Als schwarze Frau hatte es Katherine Johnson schwer, einen für ihre Ausbildung geeigneten Job zu finden. Sie arbeitete anfangs als Lehrerin und wechselte im Alter von 35 Jahren in die Forschung der amerikanischen Luftfahrtindustrie. Hier wurden kluge Köpfe gebraucht, um wichtige und zeitaufwendige Rechenarbeiten durchzuführen. Eine Heerschar von Frauen arbeitete fieberhaft, um Flugbahnen zu kalkulieren, Messdaten zu kontrollieren oder Flugschreiber auszuwerten. Während die Männer den Ruhm in der Öffentlichkeit einheimsten und die großen und wichtigen Aufgaben übernahmen, basierte dies auf der Grundlage der weiblichen „Computerfrauen“. Obwohl diese oft nur mit Stift, Zettel und primitiven Rechenmaschinen arbeiteten.
Katherine Johnson musste wie die anderen schwarzen Mathematikerinnen ein gesondertes Büro benutzen. Wegen der praktizierten Rassentrennung in den USA durften sie weder dieselbe Toilette noch dieselben Tische in der Kantine benutzen wie ihre weißen Kollegen. Die Frauen konnten aber von anderen Abteilungen jederzeit für Rechenarbeiten ausgeliehen werden, um bei verschiedensten Projekten mitzuhelfen. So kam Katherine Johnson als Aushilfe in die Abteilung für die Flugforschung, die nur von Männern besetzt war. Hier sollte sie wieder Rechenarbeiten durchführen und ihren männlichen Kollegen unterstützen. Doch Katherine Johnson weigerte sich, immer nur als gewöhnliche Hilfskraft im Hintergrund zu agieren.
Katherine Johnson: „Meine Kolleginnen machten, was man ihnen sagte, sie stellten keine Fragen. Ich hakte nach, wollte mehr wissen“
Katherine Johnson stellte tiefsinnige Fragen, wollte Zusammenhänge verstehen und machte sich ihre eigenen Gedanken zu den gestellten Aufgaben. Außerdem nahm sie an Meetings teil, die bislang nur den Männern vorbehalten gewesen waren. Genervt mussten ihre männlichen Kollegen nachgeben, weil es eigentlich kein Gesetz dagegen gab, dass dies für Frauen verboten war. Aber Katherine Johnson leistete exzellente Arbeit und machte sich durch ihr analytisches Denken bald unentbehrlich. Sie schaffte es damals als einzige Frau, in eine andere Abteilung ganz aufgenommen zu werden.
In dieser Zeit nahm die Weltraumfahrt einen immer wichtigeren Platz in der Flugforschung ein. Da es hier noch keine richtigen Fachbücher gab, mussten Katherine Johnson und ihre Kollegen improvisieren und ihre rechnerischen Fähigkeiten einbringen. Als die wissenschaftlichen Abhandlungen darüber fertig waren, stand trotz einiger Widerstände auch von direkten Vorgesetzten zum ersten Mal der Name einer Frau auf einem Bericht. Katherine Johnson ermöglichte durch ihre grundlegenden Forschungen dem Astronauten Alan Shepard, den ersten bemannten Flug eines Amerikaners im Weltraum zu absolvieren (1961).
Mittlerweile übernahmen jedoch immer mehr elektronische Geräte die Rechenarbeiten, die jedoch sehr fehleranfällig waren. So wurde Katherine Johnson persönlich von dem bekannten Astronauten John Glenn gebeten, die Zahlen des Computers immer wieder zu überprüfen. Erst als Katherine Johnson die Berechnungen kontrollierte und grünes Licht gab, ging der Astronaut in die Luft – und umkreiste als erster Amerikaner überhaupt dreimal die Erde. Später war Katherine Johnson maßgeblich am Apollo-Programm beteiligt und trug entscheidend zur ersten Mondlandung bei. Als Apollo 13 aufgrund eines Unfalles unplanmäßig zur Erde zurückkehren musste, stellte Katherine Johnson die entscheidenden Berechnungen für den Rückweg an. Durch ihr Improvisationstalent konnten drei Besatzungsmitglieder gerettet werden.
Katherine Johnson griff während ihrer Arbeit oft auf ihre Intuition zurück, da vieles im Weltall noch unerprobt war. Sie spielte dadurch eine entscheidende Rolle bei der Eroberung des Weltraumes und alle Astronauten vertrauten ihrem Spürsinn. In der Vergangenheit spielten immer die Männer die wichtigsten Rollen bei der Weltraumeroberung. Doch in Wirklichkeit war es der Verdienst schlauer „Computerfrauen“ wie Katherine Johnson, welche die maßgeblichen Berechnungen für Weltraumflüge durchführten.
Katherine Johnson ging mutig ihren Weg und vertraute auf ihre Begabung. Sie war eine couragierte Vorkämpferin für alle Frauen und sprengte die Grenzen von Rasse und Geschlecht. Für ihre Leistungen als Pionierin der Raumfahrt erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen und wurde im Jahr 2015 vom damaligen US-Präsidenten Barack Obama mit der höchsten zivilen Auszeichnung der USA geehrt. (Presidential Medal of Freedom)
Katherine Johnson: „Es gab keinen Tag, an dem ich nicht gerne zum Job fuhr“
Einzelnachweise (abgerufen am 20.03.2017):
1. wikipedia.org – Katherine Johnson
2. www.spiegel.de – „Rocket Girls“ der Nasa
3. www.erfolg-magazin.de – Katherine Johnson: Mathe-Genie der NASA