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01. Dezember 1955. Eine Busfahrt in Alabama, USA. Ein Datum, das die Gesellschaft in Amerika für immer verändern wird. Alles beginnt harmlos. Die vorderen Reihen im Bus sind für Weiße reserviert, die hinteren Plätze für Schwarze. Die Mitte ist eine Grauzone, wo schwarze Passagiere vertrieben werden, wenn zu wenige Plätze für die Weißen vorhanden sind. Nun ist es wieder so weit. Böse Blicke des Busfahrers und der strikte Befehl, die mittleren Plätze für Weiße freizumachen. Eingeschüchtert folgen die schwarzen Gäste der Aufforderung und geben ihre Sitzplätze auf. Doch eine schwarze Frau bleibt tatsächlich sitzen: Rosa Parks.
Gedankenverloren blickt sie aus dem Fenster. Sie ist müde von einem anstrengenden Arbeitstag und will eigentlich nur nach Hause. Der Busfahrer baut sich vor ihr auf und schüchtert sie mit strengem Ton ein. Doch Rosa Parks ist es leid, für etwas benachteiligt zu werden, auf das sie keinen Einfluss hat: ihre Hautfarbe. Sie bleibt sitzen und bringt den Busfahrer damit zur Weißglut. Dieser will sich von einer kleinen schwarzen Frau nicht bloßstellen lassen und ruft die Polizei. Aus einem arglosen Konflikt wird plötzlich bitterer Ernst. Fluchtartig verlassen erste Fahrgäste den Bus. Zu unberechenbar ist die Polizei, wenn es um Rassentrennung geht. Schwarze Bürger werden misshandelt oder mit Schlagstöcken geschlagen, und das schon bei deutlich geringeren Verstößen. Rosa Parks bleibt stur. Felsenfest in ihrer Überzeugung.
Und sie hat Glück. Rosa Parks wird bei ihrer Verhaftung nicht geschlagen, sondern „nur“ in eine Gefängniszelle verfrachtet. Wie eine Schwerverbrecherin. Anfangs bekommt sie nicht einmal einen Becher Wasser zu trinken. Natürlich. Weil sie eine schwarze Hautfarbe hat. Im Gerichtsprozess wird sie von einem weißen Richter wegen „Störung der öffentlichen Ruhe“ zu einer Geldstrafe von zehn Dollar und den Gerichtskosten verurteilt.
Die schwarze Bevölkerung ist über diese Ungerechtigkeit empört. Es folgt eine großangelegte Protestbewegung, wo die Schwarzen von nun an auf den Bus verzichten wollen. Sie bilden Fahrgemeinschaften, teilen sich Taxis oder gehen lange Strecken einfach zu Fuß. Der Streik wird angeführt vom damals noch unbekannten Prediger Martin Luther King. Über ein Jahr dauert die Protestbewegung, die große Belastungen mit sich bringt. Schwarze Menschen werden ohne Grund verhaftet oder verlieren bei einem weißen Vorgesetzten ihren Arbeitsplatz. Die Polizei geht mit Gewalt gegen den Streik vor und Anwälte versuchen mit absurden Klagen vor Gericht, die Streikbewegung zu stoppen.
Auch Rosa Parks und ihr Mann verlieren ihre Arbeitsstelle und müssen sich mit Morddrohungen auseinandersetzen. Denn der rassistische Ku-Klux-Klan ist zu allem bereit, verbreitet Angst und schreckt vor Gewalt nicht zurück. Ohne Erfolg. Nach über einem Jahr hartem Kampf schaffen es die Streikenden tatsächlich, ihre zentrale Forderung durchzusetzen. Die Rassentrennung in den Bussen wird offiziell aufgehoben.
Beflügelt durch diesen Erfolg beginnt sich die schwarze Bevölkerung zu organisieren. Martin Luther King formt die Anfänge der schwarzen Bürgerrechtsbewegung, welche sich schnell auf ganz Amerika ausbreitet. Mit zivilem Ungehorsam wird gegen die Unterdrückung und Rassendiskriminierung der schwarzen Menschen protestiert. Mit Erfolg. Durch diese Massenbewegungen wird der Druck auf Regierungen bald so groß, dass die Rassentrennung schließlich aufgehoben und das Wahlrecht für die schwarze Bevölkerung eingeführt wird.
Rosa Parks wird bis heute als die „Mutter der Bürgerrechtsbewegung“ in Amerika verehrt. Mit ihrem stillen Protest im Bus gab sie den Startschuss für den Freiheitskampf von Martin Luther King für die Gleichstellung der Schwarzen. Rosa Parks erhielt in späterer Folge die höchste zivile Auszeichnung der USA (Freiheitsmedaille) und wird vom „Time“-Magazin zu den 100 bedeutendsten Menschen des 20. Jahrhunderts gewählt.
Eine mutige Entscheidung kann die Welt verändern? Ja, sie kann.
Danke, Rosa Parks!
Einzelnachweise (abgerufen am 01.03.2018):
1. www.spiegel.de – Die Frau, die nein sagte
2. www.kindernetz.de – Rosa Parks – Stiller Protest im Bus
3. wikipedia.org – Rosa Parks