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Ein Geländewagen fährt durch unwegsames Gelände in Afrika. Vollgepackt mit kleinen Setzlingen sucht ein junger Mann nach Standorten, um Bäume pflanzen zu können. Als Entwicklungshelfer hat er ein Ziel: Die Ausbreitung der Wüste zu bekämpfen und gegen Hunger, Umweltzerstörung und Klimawandel vorzugehen. Die Hoffnung von Tony Rinaudo schwindet schnell. Wie seine Vorgänger versenkt er viel Geld und Arbeit im Boden, ohne große Fortschritte zu erzielen. Zu allem Überdruss muss er jetzt noch anhalten, um Luft aus den Reifen zu lassen, damit der Wagen im weichen Wüstensand nicht stecken bleibt.


Tony Rinaudo stoppt den Wagen und sinkt im heißen Sand auf die Knie. Quälende Gedanken durchströmen seinen Körper, er ist verzweifelt und steht kurz vor der Aufgabe. Er fleht zu Gott und bittet um ein Zeichen, ob sein eingeschlagener Weg noch der richtige ist. Es geschieht etwas Einzigartiges: Denn die nächsten Minuten werden sein Schicksal für immer verändern!

Der Blick von Tony Rinaudo fällt auf einen Baumstumpf, wo mitten in der Wüste ein Trieb wächst. Verblüfft schaut er sich um und entdeckt überall winzige Austriebe, die aus dem Sand sprießen. Als er den Boden genauer untersucht, entdeckt er unter dem Wüstensand tatsächlich ein dichtes Wurzelwerk mit gesunden Baumwurzeln! Obwohl Menschen und Tiere die jungen Triebe abschneiden, verbrennen oder niedertrampeln, versuchen die Wurzeln und Samen immer wieder aufs Neue auszutreiben. Bis jetzt war es noch niemandem aufgefallen! Tony Rinaudo durchfährt es wie einen Blitz und er erkennt, wie Wiederaufforstung funktionieren kann.

Tony Rinaudo: „Ich brauchte keinen gentechnisch veränderten Wunderbaum, der Dürren überstand, ich brauchte keine Millionen von Dollar – sondern nur einen Bewusstseinswandel“

Anstatt Bäume neu zu pflanzen, die im trockenen Boden nur schwer Wurzeln schlagen, beschließt er, bereits verwurzelte Pflanzen zu schützen und mit einer einfachen Beschneidungstechnik großzuziehen. Die Idee von Tony Rinaudo stößt auf Widerstand. Nicht nur bei Bauern, sondern auch bei mächtigen Industriezweigen. Sie wollen nur, dass jeder Quadratmeter Land bebaut wird, um mehr Erträge produzieren zu können. Durch diese Herangehensweise ging jedoch das Wissen um die Bedeutung der Bäume und der traditionellen Landwirtschaft verloren. Kein Mensch kümmerte sich mehr darum, bis jetzt.


Tony Rinaudo ist auf sich allein gestellt. Als er anfängt, erste Sträucher zu beschneiden, verspotten ihn die Bauern als verrückten weißen Farmer. Aber er glaubt felsenfest an seine Vision und lässt sich von Skeptikern nicht unterkriegen.

Tony Rinaudo: „Kein Wunder, dass sie mir misstrauen. Jahrzehnte hatten Weiße ihnen erzählt, dass sie die Bäume auf ihren Feldern fällen müssen, um mehr zu ernten. Und plötzlich kommt eine andere Weißnase und erzählt ihnen, dass sie die Bäume stehen lassen sollen, um ihre Ernten zu steigern“

Mit Geduld und einer großen Portion Willenskraft schafft es Tony Rinaudo, die ersten Bauern von seinem Vorhaben zu überzeugen. Die Wiederaufforstung kostet praktisch kein Geld, nur relativ wenig und einfache Arbeit, um die Bäume zu schneiden. Mit den Jahren gibt es erste Erfolge zu verzeichnen, denn die Ernteerträge beginnen sich zu steigern. Warum? Weil junge Baumsprösslinge mittlerweile zu robusten Nutzbäumen herangewachsen sind, mit unschlagbaren Vorteilen!

Tony Rinaudo: „Mit dem Voranschreiten des Klimawandels wird sich zeigen: Die einzigen Farmer, die irgendetwas anbauen können, werden die sein, die eine bestimmte Anzahl von Bäumen auf ihrem Land haben“

Die Blätter düngen die Äcker, ihre Wurzeln schützen die sandigen Böden vor Erosion. Bäume spenden Schatten, brechen den Wind und schützen vor Hitze. Die natürlich in Afrika beheimateten Bäume liefern Nahrung und Medizin, Früchte bringen den Bauern zusätzliches Einkommen, da sie auf den Märkten verkauft werden können. Abgeschnittene Äste können als Brennholz verwendet werden, mit weitreichenden Folgen. Vor allem für Frauen! Für ein Bündel Brennholz mussten sie früher viele Stunden sammeln, mit der Holzschlepperei ruinierten sie sich ihre Gesundheit. Heute können sie produktivere Dinge tun: Gemüse auf dem Markt verkaufen, den Garten in Schuss halten oder sich um den Nachwuchs kümmern. Kinder werden seltener krank und es gibt weniger Streitigkeiten, weil die Bäume dafür sorgen, dass alle genug zu essen haben. Eine unglaubliche Steigerung der Lebensqualität in den Familien!


Foto von NOAA

Die Wiederaufforstung gewinnt durch Tony Rinaudo an neuer Bedeutung. Regierungen und Hilfsorganisationen übernehmen seine Methode und beginnen sich dafür einzusetzen. Millionen Hektar degradiertes Land werden regeneriert, die Entwaldung Afrikas wird umgekehrt und große Teile des Kontinents wieder begrünt. Wissenschaftler sprechen von der größten Umweltveränderung in Afrika in den letzten hundert Jahren! Sogar Satellitenbilder zeigen, wie Wüstengebiete zu Wald werden, mit direkter Auswirkung auf das Mikroklima. Umweltzerstörung, Klimawandel und Hungersnöte treffen Afrika am schlimmsten. Tony Rinaudo stemmt sich mit großem Erfolg dagegen. Mehr als 60.000 Quadratkilometer Baumbestand kehrten bereits wieder zurück und jedes Jahr werden weitere Millionen Bäume hochgepäppelt. Auf natürliche Weise!

In Afrika wird Tony Rinaudo mittlerweile respektiert, die Einheimischen nennen ihn nur mehr den „Waldmacher“ oder den „Baumflüsterer“.

Tony Rinaudo braucht keine Anerkennung, 2018 wird er trotzdem vor den Vorhang geholt. Durch sein unermüdliches Engagement erhält er den Alternativen Nobelpreis!

Tony Rinaudo: „Wenn ein schüchterner Junge vom Land, wie ich, einen Prozess starten kann, der eine so große Wirkung entfaltet hat – was ist dann alles möglich? Tu es!“

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Tony Rinaudo: Unsere Bäume der Hoffnung – Wie ein Mann die Wunder der Schöpfung nutzbar macht, um den Hunger zu besiegen

Einzelnachweise (abgerufen am 01.02.2019):
1. www.swr.de – Der „Waldmacher“ Tony Rinaudo
2. www.wienerzeitung.at – Gottes Waldmacher
3. www.watson.ch – Tony Rinaudo
4. www.geo.de – Dieser Mann verwandelt Wüste in blühende Landschaften