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Junko Tabei liebt die Berge, seit frühester Kindheit. Die zierliche Japanerin ist zwar ein Leichtgewicht, aber die Gipfel kann sie in ihrem eigenen Tempo bezwingen. Wettkämpfe, die sie zu Höchstleistungen treiben wollen, interessieren sie nicht. Der Berg ist geduldig, früher oder später kommt sie immer oben an. An der Universität schreibt sich Junko Tabei als erste Frau überhaupt in den Bergsteigerclub ein. Die Männerwelt staunt nicht schlecht, als die selbstbewusste junge Frau zum ersten Mal in ihren Räumen auftaucht.

In den 1960er Jahren sind alpinistische Erfolge den Männern vorbehalten. Die moralischen Vorstellungen sind einzementiert, Frauen sollen zu Hause bleiben und die Familie versorgen, aber keinesfalls auf hohe Berge klettern! Aus diesem Grund steht das weibliche Geschlecht unter doppeltem Druck. Einerseits müssen sie sich am Berg beweisen und gegen Vorurteile ankämpfen, andererseits müssen sie bescheiden, fürsorglich und weiblich auftreten, wie von der Gesellschaft gefordert. Junko Tabei bekommt das zu spüren, weil Männer sich teilweise weigern, gemeinsam mit ihr zu klettern. Aber sie lässt sich nicht unterkriegen und bezwingt nach und nach die höchsten Berge Japans. Irgendwann hat sie jedoch genug von der Frauenfeindlichkeit in den meisten Bergsteigerclubs und gründet kurzerhand den ersten Frauenclub des Landes!


Junko Tabei will mehr. Als eine der besten Bergsteigerinnen des Landes will sie gemeinsam mit einem reinen Frauenteam den Mount Everest besteigen. Mit einer Höhe von 8.848 Metern der höchste Berg der Erde! Die Sponsorensuche gestaltet sich schwierig, keiner will so recht die Expedition unterstützen. Die Öffentlichkeit ist der Meinung, dass Frauenkörper nicht geeignet sind, um so hohe Berge zu erklimmen. Viele Kritiker halten das Unterfangen für undurchführbar. Aber die Frauen sind kreativ und nähen sich ihre Handschuhe und Schlafsäcke einfach selbst. Nach hartem Training und sorgfältiger Planung ist es endlich soweit. Zum ersten Mal in der Geschichte macht sich eine Frauengruppe auf, den Mount Everest zu bezwingen.

Junko Tabei: „Mir wurde oft gesagt, dass Frauen den Everest nicht besteigen sollten“

Es ist der 4. Mai 1975, das Expeditionsteam befindet sich in einem Lager auf 6.300 Meter Höhe am Mount Everest. Plötzlich geht alles rasend schnell. Eine gewaltige Lawine donnert den Berg hinunter und verschüttet das Camp. Als der Schnee die Luft von Junko Tabei abdrückt, verliert sie ihr Bewusstsein. Nach sechs Minuten wird sie stark unterkühlt ausgegraben. Wie durch ein Wunder hat nicht nur sie, sondern ihre ganze Mannschaft überlebt. Doch Junko Tabei erleidet Quetschungen und Blutergüsse, sie verbringt die nächsten zwei Tage bewegungsunfähig in ihrem Schlafsack.

Junko Tabei: „Sobald ich wusste, dass alle noch am Leben waren, war ich entschlossen, weiterzumachen“

Nachdem Junko Tabei wieder stehen kann, trifft sie eine beherzte Entscheidung. Trotz der Rückschläge will sie das Projekt zu Ende bringen! Mit schmerzendem Rücken und schweren Beinen schleppt sie sich weiter, ihr letzter Verbündeter ist ihr starker Wille. Die Hartnäckigkeit zahlt sich aus! Am 16. Mai 1975 erreicht sie kriechend im tiefen Schnee den Gipfel des Mount Everest. Als erste Frau der Welt!


Eine 1,50 Meter große Frau hat etwas geschafft, wobei viele ihrer männlichen Kollegen gescheitert sind. Durch diese Leistung erhält sie zum ersten Mal öffentliche Anerkennung und auch die Männerwelt zollt ihr Respekt. Junko Tabei durchbricht gesellschaftliche Grenzen, weil sie sich nicht von Widerständen aufhalten lässt. Sie folgt dem Ruf ihrer Seele und findet wahre Erfüllung in den Bergen. Mit ihrem Mut öffnet sie die männerdominierte Welt der Gipfelstürmer und immer mehr Frauen trauen sich, auf ihr Herz zu hören und dem Ruf der Berge zu folgen!

Junko Tabei: „Ich glaube nicht, dass Menschen ein Vermögen oder Dinge hinterlassen sollten. Wenn ich sterbe, möchte ich zurückblicken und wissen, dass mein Leben interessant war“

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Junko Tabei: Honouring High Places – The Mountain Life of Junko Tabei


Einzelnachweise (abgerufen am 20.05.2020):
1. www.welt.de – Die Frau, die erst ein Kind bekam und dann den Everest bestieg
2. www.bild.de – Die erste Frau auf den höchsten Gipfeln
3. www.welt-der-frauen.at – Junko Tabei: Die erste Frau am Mount Everest
4. www.washingtonpost.com – Junko Tabei
5. wikipedia.org – Junko Tabei