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Orlando Cruz wurde am 01. Juli 1981 in Puerto Rico (Inselstaat in der Karibik) geboren. Er interessierte sich schon sehr früh für das Boxen und strebte hier eine Profikarriere an. Er trainierte hart und hatte bald erste wichtige Erfolge zu verzeichnen. Mit der Zeit merkte Orlando Cruz aber, dass er sich mehr zu Männern hingezogen fühlte als zu Frauen. Diese Vorstellung macht ihm Angst, weshalb er von nun an eine Rolle spielte, um vor anderen Leuten nicht aufzufallen. Er leugnete seine Gefühle und wollte nicht wahrhaben, dass er homosexuell war. Ein Freund von Orlando Cruz wurde einmal erstochen, weil er als Transvestit an einer öffentlichen Lesben- und Schwulenbewegung teilgenommen hatte. Diese grausamen Bilder jagten ihm noch immer einen ungeheuren Schrecken ein.
Orlando Cruz trieb seine Karriere als Boxer erfolgreich weiter, jedoch verspürte er eine innere Leere, die mit der Zeit immer größer wurde. Er fühlte sich schlecht, da er nicht zu seiner Homosexualität stehen konnte und er seine wirklichen Gefühle verbergen musste. Im Alter von 20 Jahren beschloss er daher, seinen Eltern die Wahrheit über ihn zu erzählen. Es war eine kleine Befreiung für Orlando Cruz, denn von nun an war er nicht mehr alleine mit seinem Geheimnis. Aber er konnte durch dieses Outing seine Unzufriedenheit nicht ausschalten. Immer wieder hörte er von schwulen Männern, die zum Selbstmord getrieben wurden oder von Schwulenhassern ermordet wurden. Dies machte ihn so traurig und wütend, dass Orlando Cruz beschloss, etwas zu tun, was vor ihm noch kein anderer Profiboxer in seiner aktiven Karriere getan hatte.
Orlando Cruz: „Ich wollte nicht länger meine Identität verbergen. Ich möchte den Leuten zeigen, wie es in mir aussieht“
Orlando Cruz beschloss, seine Homosexualität öffentlich zu machen. Er setzte dabei seine Laufbahn als Boxer aufs Spiel, denn es gab Befürchtungen, dass sich der Boxverband oder die Fernsehstationen von ihm abwenden würden. Orlando Cruz konnte und wollte aber seine wahre Identität nicht mehr verbergen und gab Interviews in Zeitungen und für das Fernsehen. Noch nie gab es einen Profiboxer, der sich während seiner aktiven Laufbahn geoutet hatte und keiner wusste, wie die Öffentlichkeit nun auf dieses Geständnis reagieren würde.
Orlando Cruz: „Ich wollte als der Mensch wahrgenommen werden, der ich bin“
Das mutige Outing von Orlando Cruz schlug ein wie eine Bombe, die Nachricht von einem schwulen Profiboxer verbreitete sich blitzartig. Die breite Masse der Menschen reagierte aber überwiegend positiv auf dieses Geständnis, genauso wie der Boxverband oder die Fernsehstationen. Eine riesige Last fiel von seinen Schultern, denn endlich brauchte er nicht mehr eine fremde Rolle spielen. Trotz vieler anerkennender Worte gab es auch einige verletzende und intolerante Reaktionen, die aber in der Minderheit waren und die Orlando Cruz nichts mehr anhaben konnten.
Orlando Cruz: „Ich war immer schon ein stolzer Puertoricaner. Ich war und werde auch immer ein stolzer schwuler Mann sein“
Orlando Cruz war der erste Boxer überhaupt, der es wagte, sich während seiner Profikarriere als homosexuell zu outen. Er zeigte der ganzen Welt, dass es ein Irrglauben war, dass Schwule grundsätzlich verweichlichte und schwache Personen sein mussten.
Bis heute ist Homosexualität vor allem im Leistungssport noch immer ein Tabuthema. Viele aktive Sportler müssen ein verstecktes Leben führen, so wie Orlando Cruz es seinerzeit getan hat. Das beherzte Outing verhalf vielen schwulen Männern auf der ganzen Welt, sich zu ihrer Homosexualität zu bekennen und sich nicht mehr zu verstecken. Denn wenn sich ein schwuler Boxer gegen eine ganze eingeschworene Boxergemeinschaft durchsetzen konnte, dann würden sie es auch schaffen können.
Orlando Cruz: „Ich möchte mit mir im Reinen sein. Man kann im Leben alles erreichen, was man gerne will“