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Anton Schmid wurde am 09. Januar 1900 in Wien (Österreich) geboren und erlernte den Beruf des Elektroinstallateurs. Er eröffnete mit seiner Frau ein kleines Geschäft, wo er elektrische Anlagen wie zum Beispiel Radios verkaufte oder auch Sachen für seine Kunden reparierte. Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich im Jahr 1938 kam es zu ersten Spannungen und Auseinandersetzungen mit der jüdischen Bevölkerung, jedoch waren dies nur Vorläufer für spätere unvorstellbare Massenmorde. Kurze Zeit später brach auch schon der Krieg aus und Anton Schmid wurde zur deutschen Wehrmacht eingezogen.


Anton Schmid wurde als Feldwebel nach Vilnius (Hauptstadt von Litauen) abkommandiert und war dort der Leiter der örtlichen Versprengtensammelstelle. Seine Aufgabe war es, verstreute oder von ihren Einheiten abgeschnittene deutsche Soldaten wieder aufzusammeln um sie wieder neuen Wehrmachtseinheiten zuzuteilen. Vilnius galt ursprünglich als eine sehr liberale Stadt und war deshalb eine jüdische Hochburg mit vielen jüdischen Bewohnern. Doch mit dem Einmarsch deutscher Truppen in Litauen änderte sich diese Situation schlagartig, plötzlich herrschte Gewalt und Terror in Vilnius mit einem vorrangigen Ziel: Die systematische Vernichtung der jüdischen Bevölkerung.

Dort, wo vor kurzem noch jüdische Menschen friedlich die Straßen belebten, fand nun ein unfassbares Blutvergießen statt. Verängstigte Juden wurden aus ihren Wohnungen getrieben und auf offener Straße hingerichtet. Tausende verloren dadurch ihr Leben, die verbliebene jüdische Bevölkerung wurde in neu errichtete Ghettos umgesiedelt. Von dort brachte man die Juden systematisch nach Paneriai, einem Stadtteil von Vilnius. Der Wald von Paneriai war früher ein beliebter Ausflugsort der Stadtbevölkerung gewesen, doch nun fanden dort Massenexekutionen statt. Schreckliche Massaker spielten sich dort ab, denn auch Frauen und Kinder wurden rücksichtslos und brutal erschossen. Anton Schmid bekam diese unvorstellbaren Massenmorde mit und beschloss, den hilflosen Juden zu helfen.


Anton Schmid: „Ich habe nur als Mensch gehandelt“

Der Feldwebel fing an, sich unter höchster Lebensgefahr in das Ghetto zu schleichen, um den hungernden Menschen Lebensmittel zu bringen, dies war zu der Zeit unter Todesstrafe verboten. Er organisierte lebensnotwendige Medikamente oder brachte Müttern Flaschenmilch für ihre Säuglinge. Anton Schmid begann alle Möglichkeiten seiner Dienststelle auszunutzen, um Juden zu helfen. Er stellte in Überfluss Arbeitsgenehmigungen aus, um Juden in Werkstätten, wo er die Aufsicht hatte, als Arbeiter unterzubringen, um sie vor den Erschießungen zu bewahren. Mutig fuhr er in das berüchtigte Zentralgefängnis in Vilnius, um Juden, welche dort festgehalten und gefoltert wurden, zu befreien und als seine Arbeiter zu deklarieren. Immer wieder versteckte er Juden bei sich daheim, um sie vor den Vernichtungsaktionen zu schützen oder brachte sie mit gefälschten Papieren in das benachbarte Weißrussland. Doch es war nur eine Frage der Zeit, bis die riskanten Aktionen von Anton Schmid auffliegen würden. Bald fand man belastende Beweise und der beherzte Feldwebel wurde verhaftet.

Anton Schmid hatte keine Chance auf eine Rettung. Er wurde vom Kriegsgericht wegen Hochverrats und Judenrettung zum Tode verurteilt und am 13. April 1942 erschossen. Er wurde einsam und abgeschieden am Rande eines Friedhofes in eine Grube geworfen und verscharrt.

Mehr als 150.000 Juden verloren während des Zweiten Weltkrieges in Litauen ihr Leben, dies entsprach etwa 90 % der jüdischen Einwohner. In diesen grausamen Jahren war Anton Schmid für viele jüdische Menschen der letzte Hoffnungsschimmer. Er rettete im Alleingang hunderte Juden vor dem sicheren Tod, weil er einfach ein gutes Herz hatte. Nur wenige Mitglieder der deutschen Wehrmacht hatten den Mut, so zu handeln wie Anton Schmid. Er hätte ein sorgenfreies Leben führen können, aber er wählte den Weg der Menschlichkeit und wurde dafür mit dem Tod bestraft.

Anton Schmid wurde 1967 mit dem Ehrentitel „Gerechter unter den Völkern“ geehrt. Seine Witwe erhielt die entsprechende Medaille und ein Zitat dazu: „Wer immer ein Menschenleben rettet, hat damit gleichsam die ganze Welt gerettet“.

Anton Schmid: „Krepieren muss jeder. Wenn ich aber wählen kann, ob ich als Mörder oder als Helfender krepieren soll, dann wähle ich den Tod als Helfer“