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Jan Koum wurde am 24. Februar 1976 in der Ukraine geboren. In der Nähe der Hauptstadt Kiew wuchs er unter ärmsten Bedingungen auf, in dem bescheidenen Eigenheim gab es zum Beispiel kein fließend heißes Wasser. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion geriet die Ukraine in eine schwere wirtschaftliche Krise. Da es keine gute Zukunftsaussicht in dem Land gab, übersiedelte die Mutter mit dem 16-jährigen Jan Koum in die USA. Der Vater blieb jedoch in der Ukraine.
In der Stadt Montain View in Kalifornien wollten sie sich nun ein neues und vor allem besseres Leben aufbauen. Die Auswanderer hatten in dem neuen Land jedoch schwer zu kämpfen, um irgendwie über die Runden zu kommen. Die Mutter arbeitete als Babysitterin, Jan Koum verdiente sich Geld dazu, indem er den Boden in einem Lebensmittelmarkt schrubbte. Die Familie war zudem auf Sozialhilfe angewiesen und musste Lebensmittelbeihilfe von der Behörde beanspruchen, um nicht Hunger zu leiden. Auch in der Schule hatte es Jan Koum schwer, sich zu integrieren. In der Highschool war er ein Außenseiter und fiel immer wieder als Störenfried auf. Er entdeckte aber bald seine große Leidenschaft, denn er war fasziniert von Computern und Rechensystemen.
Anstatt mit Freunden auszugehen, schmökerte er in seiner Freizeit lieber in Anleitungen für Computernetzwerke. Er verschlang viele Bücher zu dem Thema und steigerte sein Wissen darüber, ohne jegliche Vorkenntnisse. Jan Koum brachte sich zusätzlich alle Programmiersprachen selbst bei, er hatte ein außergewöhnliches technisches Verständnis. Obwohl er schnell ein echter Experte in dieser Branche wurde, vermisste er seine Freunde und seinen Vater in der Ukraine. In sein Heimatland hatte er fast keinen Kontakt, da die Anrufe ins Ausland einfach zu teuer waren. Als sein Vater 1997 in der Ukraine verstarb, war Jan Koum am Boden zerstört. Immer wieder fragte er sich, warum es keine kostengünstigen Möglichkeiten gab, welche eine bessere Kommunikation mit seinem Vater ermöglicht hätte.

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Jan Koum besuchte nach der Highschool eine staatliche Universität, welcher er jedoch nach kurzer Zeit wieder verließ. Durch sein technisches Talent schaffte er es, eine Stelle beim großen Internetunternehmen „Yahoo“ zu ergattern. Das Leben schien sich jetzt in eine positive Richtung zu entwickeln, als der nächste schwere Schicksalsschlag eintreffen sollte. Als Jan Koum 24 Jahre alt war, starb seine Mutter an Krebs. Sein einziger Lichtblick in dieser schweren Zeit war sein Arbeitskollege Brian Acton, mit welchem er bei „Yahoo“ viel Zeit verbrachte. Sie verstanden sich so gut, dass sie eine Wohngemeinschaft gründeten und beste Freunde wurden. Nach mehreren gemeinsamen Jahren bei „Yahoo“ verließen sie aber die Internetfirma, da sie sehr unterfordert und gefrustet waren von den Arbeitsbedingungen.
Eines Tages kaufte sich Jan Koum ein neues Handy, welches bereits sehr stark auf Internetprogramme ausgerichtet war. Sofort war er fasziniert von den vielen verschiedenen Anwendungen, welche man zusätzlich durch das Internet nutzen konnte. Da kam ihm die Idee von einem vollkommen neuen Geschäftsmodell, welcher den Austausch von Nachrichten über das Handy ermöglichen sollte, und zwar über das Internet. Gemeinsam mit seinem Freund Brian Acton setzte er nun alles auf eine Karte und gründete am Tag seines Geburtstages, am 24. Februar 2009, die Firma „WhatsApp“. Doch die Programmierung schritt nur langsam voran. Ständig stürzte die Anwendungssoftware ab und immer wieder tauchten unvorhergesehene Probleme auf. Doch Jan Koum hatte in seinem Leben bereits gelernt zu kämpfen und ließ sich von den Rückschlägen nicht entmutigen. Als „WhatsApp“ endlich auf sicheren Beinen stand, kam zum ersten Mal die Öffentlichkeit in Kontakt mit diesem neuartigen Nachrichtendienst.

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Ohne eine spezielle Werbestrategie entwickelte sich „WhatsApp“ zu einer echten Sensation. Nur durch Mundpropaganda verbreitete sich diese Kommunikationsmethode rasend schnell und die Nutzerzahlen stiegen von Tag zu Tag. Jan Koum hatte einen wichtigen Trend erkannt, denn er setzte überwiegend auf Handys und Smartphones mit Internetanwendungen. Zudem war er nicht nur auf das schnelle Geld aus, sondern er wollte die perfekte Kommunikation zwischen den Menschen ermöglichen. Es wurden weitere Anwendungsgebiete geschaffen, man konnte jetzt nicht nur Textnachrichten versenden, sondern zum Beispiel auch Foto- und Videodateien austauschen. Da man nur einen Internetzugang dafür benötigte, verbreitete sich „WhatsApp“ wie ein Lauffeuer um die ganze Welt.
Jan Koum leitete mit „WhatsApp“ eine internationale Kommunikationsrevolution ein. Jan Koum und Brian Acton benötigten nur wenige Jahre, um mit ihrer einfachen Kommunikationsanwendung Branchenriesen wie Apple oder Facebook alt aussehen zu lassen. Jan Koum machte seinen größten Nachteil zu seinem größten Gewinn. Jahrelang fehlte ihm ein geeignetes Kommunikationsmittel, um mit seiner Heimat, der Ukraine, günstig kommunizieren zu können. Mit „WhatsApp“ löste er dieses Problem in Eigenregie und stieg nebenbei vom Sozialhilfeempfänger zum vielfachen Millionär auf.
Jan Koum: „Es fühlt sich großartig an, jemanden sofort am Ende der Welt auf einem Gerät zu erreichen, das man immer dabei hat“