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Thomas Neuwirth wurde am 06. November 1988 in der Stadt Gmunden (Österreich) geboren und wuchs in einer ländlichen Gegend auf. Seine Eltern betrieben ein Wirtshaus, er selbst interessierte sich seit seiner Kindheit jedoch vor allem für Mode und Musik. Thomas Neuwirth war anders als die anderen Jungen, er hielt sich deshalb mit Vorliebe bei seiner Großmutter auf, weil sie ihm erlaubte, auch Frauenkleider zu tragen. In seiner sonstigen Umgebung konnte er sich jedoch nicht so geben, wie er wirklich sein wollte. Die Gesellschaft war festgefahren und reagierte auf Menschen, welche einfach anders waren, mit Mobbing und Verachtung.

Thomas Neuwirth: „Ich bin in einem Umfeld aufgewachsen, in dem Homosexualität nicht normal war. Und so habe auch ich selbst angefangen zu denken, dass mit mir etwas nicht stimmte“

Thomas Neuwirth nahm im Alter von 18 Jahren an der österreichischen Castingshow „Starmania“ teil, wo er als Sänger sensationell den zweiten Platz belegen konnte. Ein noch schwierigeres Unterfangen in dieser Zeit war für ihn jedoch, sich homosexuell zu outen. Thomas Neuwirth aber wollte sich nicht mehr verstecken und stellte sich mutig der Öffentlichkeit. Trotz vieler verachtender Kommentare stand seine Familie immer hinter ihm und unterstützte ihn, so gut es ging. Nachdem Thomas Neuwirth seine Ausbildung an einer Modeschule abgeschlossen hatte, wollte er als Sänger eine internationale Karriere einschlagen. Aufgrund der Diskriminierungen wegen seiner Homosexualität erschuf er die Kunstfigur „Conchita Wurst“, wo er sich als eine schillernde Frau mit einem Vollbart darstellte.


Thomas Neuwirth wollte mit seiner ungewöhnlichen Erscheinung die Menschen zum Nachdenken bewegen, damit sie sich aktiv mit den Diskriminierungen auseinandersetzten. Er trat nun immer öfter als „Conchita Wurst“ in der Öffentlichkeit auf und war auch als stimmgewaltiger Sänger im Einsatz. Nachdem „Conchita Wurst“ immer mehr Bekanntheit erlangte, wurde die Kunstfigur dafür ausgesucht, beim Eurovision Song Contest 2014 für Österreich an den Start zu gehen. Für Thomas Neuwirth erfüllte sich dadurch ein großer Traum, jedoch gab sein außergewöhnliches Aussehen als Frau mit Bart viel Raum für Anfeindungen. Und diese bösartigen Angriffe formierten sich nun in ganz Europa.

Thomas Neuwirth: „Für mich sähe eine perfekte Welt so aus, dass man über Belanglosigkeiten wie Sexualität oder Herkunft gar nicht mehr reden müsste“

Hochrangige Politiker aus Russland, Polen, Weißrussland und der Türkei riefen zum Boykott des Song Contests auf und forderten ein Ausstrahlungsverbot im Fernsehen. Im Internet gab es eine regelrechte Hetzjagd gegen „Conchita Wurst“ mit unfassbaren Beleidigungen bis hin zu Morddrohungen. Diese gnadenlosen Attacken überstrahlten bei weitem die Unterstützer von „Conchita Wurst“. Aber Thomas Neuwirth ließ sich von der Kritik nicht unterkriegen und versuchte auf charmante Art, sich mit Stärke und klugen Worten zu wehren. Als sich „Conchita Wurst“ mit ihrem Lied „Rise Like a Phoenix“ beherzt einem Millionenpublikum stellte, war dies der Startschuss für eine der außergewöhnlichsten Erfolgsgeschichten in der Geschichte dieses Musikwettbewerbes.


Thomas Neuwirth: „Mit sich selbst ins Reine zu kommen, das ist schwer. Wenn man zu sich stehen kann, ist es eine Befreiung“

Thomas Neuwirth legte als „Conchita Wurst“ eine unfassbare Performance hin und schaffte es mit seiner Ausstrahlung, das Publikum in seinen Bann zu ziehen. Als am 11. Mai 2014 der Song Contest in Dänemark zu Ende ging, folgten 180 Millionen Zuschauer gespannt der Entscheidung dieses Bewerbes. Und das Ergebnis war eine echte Sensation, denn „Conchita Wurst“ konnte alle Favoriten bezwingen und gewann mit großem Vorsprung diesen internationalen Musikwettbewerb.

Thomas Neuwirth: „Für mich war dieser Abend und vor allem dieser Sieg für all diejenigen, die daran glauben, dass eine Zukunft ohne Diskriminierung und ohne Hass funktionieren kann“

Es war kaum vorstellbar, wie viel Kummer und Leid Thomas Neuwirth in seinem Leben bereits ertragen musste bei dem Versuch, sich immer treu zu bleiben. Aber mit seinem Mut und seiner kraftvollen Stimme konnte er alle Diskriminierungen überwinden und stieg auf der ganzen Welt zu einem wichtigen Botschafter für Toleranz und Akzeptanz auf. Denn es gibt nach wie vor viele Jugendliche, welche sich aufgrund ihrer Homosexualität und dem Druck der Gesellschaft das Leben nehmen. Mit Thomas Neuwirth und „Conchita Wurst“ haben sie nun eine Vollbart tragende Frauenfigur als Vorbild, welche unbeugsam für die Außenseiter in der Gesellschaft kämpft.

Thomas Neuwirth: „Es ist wurst, wie du aussiehst, woher du kommst, ob du Mann oder Frau bist. Einzig und allein der Mensch zählt“