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Nach seiner Ausbildung zum Diplomingenieur wanderte Hermann Ricker bereits als junger Mann nach Asien aus, wo er in Singapur eine kleine Firma gründete. Mit viel Fleiß und Geschick baute Hermann Ricker sein Unternehmen in ein großes Imperium aus. Er expandierte in viele Länder und der Umsatz stieg durch harte Arbeit von Jahr zu Jahr. Hermann Ricker scheffelte nicht nur Millionen von Dollars, sondern genoss als Chef von bereits 1000 Mitarbeitern das Leben in vollen Zügen. Er besaß mehrere Häuser, hatte eine eigene Yacht und war mit den teuersten Autos unterwegs. 1995 war er mit seinem stattlichen Jaguar gerade auf dem Weg zu einem Geschäftstermin, als ein fürchterlicher Unfall passierte.

Foto von Shinealight

Hermann Ricker: „Ich bin für meine Geschäfte um die Welt gereist, mein Geschäft war mein Leben“

Hermann Ricker kollidierte bei einem Überholmanöver mit einem Lastwagen, der Jaguar wurde herumgeschleudert und überschlug sich mehrmals. Wie durch ein Wunder kroch Hermann Ricker völlig unversehrt aus seinem total zerstörten Wagen. In diesem Moment wurde ihm seine eigene Sterblichkeit bewusst, denn das Leben könnte in jedem beliebigen Augenblick vorbei sein. Er begann sich zu fragen, warum sich Menschen ein Leben lang Besitztümer anhäuften, obwohl man am Ende gar nichts davon mitnehmen konnte. Der Unfall veranlasste Hermann Ricker, seine Lebensansicht zu überdenken und eine komplett neue Richtung einzuschlagen. Er zog sich für ein paar Tage aus dem Leben zurück, schickte alle Dienstmädchen weg und traf dann für sich eine unfassbare Entscheidung.

Hermann Ricker: „Ich begann mich mit mir selbst zu beschäftigen. Was tue ich auf der Welt? Wo komme ich her? Wohin gehe ich? Was soll das Leben überhaupt?“

Hermann Ricker beschloss, sich vollständig von seinem alten Leben zu verabschieden. Er überschrieb seinen mächtigen Konzern mitsamt Yacht und Sportwagen an seine engsten Mitarbeiter und verschenkte sein gesamtes Vermögen an wohltätige Organisationen. Hermann Ricker gab alle Besitztümer und Belastungen von seinem bisherigen Leben auf, um sich den nötigen Freiraum zu schaffen, neue Erkenntnisse und Energien zu gewinnen. Nur mehr ausgestattet mit einer Bastmatte und etwas Proviant ordinierte er nun in Thailand als buddhistischer Bettelmönch, um mit der Lehre Buddhas seine innere Weisheit zu finden. Während alle Freunde und Verwandte ihn für verrückt erklärten, war Hermann Ricker fest entschlossen, seinen Plan in die Tat umzusetzen.

Hermann Ricker: „Das Alte musste Platz machen, um einen neuen Anfang finden zu können. Nur mit einer Mönchskutte bekleidet, fühlte ich mich ganz leicht“


Knapp drei Monate nach seinem Unfall befand sich Hermann Ricker an einem einsamen Ort, vollkommen auf sich allein gestellt. Ohne Strom und fließendes Wasser musste er sich mit der Natur vertraut machen und sich selbst um die Essensversorgung kümmern. Jeden Morgen um fünf Uhr früh ging Hermann Ricker auf eine Betteltour, um um Essen zu bitten. Da in Thailand die Menschen großen Respekt vor den Mönchen hatten, war die Essensschüssel meistens voll. Hermann Ricker wusch seine Kleidung in einem See und verbrachte die meiste Zeit des restlichen Tages mit Meditation, manchmal bis zu 15 Stunden am Tag. Diese radikale Umstellung seiner Lebensweise ohne moderne Hilfsmittel war sehr schwer und Hermann Ricker hatte schlimme Tage zu überstehen, an welchen er am liebsten in sein luxuriöses Leben mit all den Annehmlichkeiten zurückgekehrt wäre.

Hermann Ricker: „Dass es so schwer werden würde, hatte ich mir natürlich nicht vorgestellt. Das Leid der Menschen entsteht, weil sie ständig begehren Besitz, Macht, Ansehen“

Hermann Ricker schaffte es durch eine Achtsamkeitsmeditation, neue Kraft zu schöpfen und sein tiefstes menschliches Potential freizulegen. Er begriff, dass Glück, welches an Objekten festgemacht wurde, vergänglich war. Erst wenn man sich von materiellen Dingen nicht mehr abhängig machte, konnte man das Glück in sich selbst tatsächlich realisieren. Hermann Ricker vertiefte sich immer mehr in die buddhistischen Traditionen und studierte die Gebräuche und Zeremonien. Er löste seine größten Ängste auf und fand seinen universellen Frieden in seinem Innersten, und dies ohne irgendeinen materiellen Besitz.

Hermann Ricker: „Mir wurde klar, wie alles zusammenhängt und miteinander funktioniert. Könnte Erfolg nicht auch am inneren Wohlbefinden gemessen werden, unabhängig von Äußerlichkeiten und Besitztümern?“


Nach Jahren der spirituellen Lehre gründete Hermann Ricker mit seinem neuen Namen „Han Shan“ eine einzigartige Tempeloase, wo er Menschen aus unterschiedlichsten Nationen und kulturellen Hintergründen sein erworbenes Wissen vermitteln konnte. Er verwirklichte seine Lebensaufgabe und unterstützte nun selbst Hilfesuchende, wieder zu sich selbst zu finden und der Berufung zum Wohle der Allgemeinheit zu folgen. Hermann Ricker hielt vielbeachtete Vorträge und schrieb Bücher, welche durch seine außergewöhnlichen Erlebnisse bald zu Bestsellern auf der ganzen Welt wurden.

Die Geschichte von dem Millionär, welcher freiwillig zum bettelarmen Mönch wurde, brachte viele Menschen zum Umdenken. Hermann Ricker zeigte den Menschen, dass es mehr im Leben gab als nur Macht und Besitz. Er lehrte, dass der Verstand nur weniger als 20 % der Energien nutzte, welche der Mensch in sich hatte. Die restlichen 80 % lagen verborgen und warteten nur darauf, genutzt zu werden. Denn wer im Einklang mit den allgegenwärtigen universellen Energien stand, schaffte es, sein wirkliches Potential zu entdecken und den Sinn im Leben zu finden.

Hermann Ricker: „Wer sich von den Energien tragen lässt, kann von der Welle sehr, sehr weit vorwärts gespült werden. Wer hingegen dagegen ankämpft und versucht seine eigenen Wellen zu erzeugen, kann dabei sehr müde werden. Ich empfinde heute eine Form von Glück, von dem ich nicht dachte, dass es das gibt“