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Adolf Burger wurde am 12. August 1917 in Großlomnitz (Slowakei) geboren und wuchs in armen Verhältnissen auf. Im Alter von 14 Jahren ging er in die Lehre als Buchdrucker, wo er das Handwerk bis zur Perfektion erlernen konnte. Aufgrund der Judenverfolgung und der steigenden Macht von Adolf Hitler wurden immer mehr Juden aus der Slowakei verschleppt und in die gefürchteten Konzentrationslager ins Ausland gebracht. Es dauerte nicht lange, bis die geheime Widerstandsbewegung an die Druckerei herantrat, um gefälschte Taufscheine auszustellen, damit man die Juden vor den Konzentrationslagern bewahren konnte. Adolf Burger zögerte keinen Moment und rettete vielen Menschen durch gefälschte Dokumente das Leben.

Adolf Burger: „Selbstverständlich wollte ich helfen, wenn es um Menschenleben geht“

Doch die slowakische Gestapo (Geheimpolizei) kam ihnen bald auf die Schliche und Adolf Burger wurde im Alter von 24 Jahren genauso verhaftet wie seine Arbeitskollegen. Im Vernichtungslager Auschwitz (Polen) musste er mit der Häftlingsnummer 64401 viele Grausamkeiten und brutale Folterungen ertragen. Dann wurde Adolf Burger jedoch in das Konzentrationslager Sachsenhausen nach Deutschland überstellt, wo er durch seine erlernte Tätigkeit als Buchdrucker gebraucht wurde. Was er zu dieser Zeit nicht wusste war, dass seine Frau bereits in der Gaskammer hingerichtet wurde.

Foto von NNSP

Adolf Burger kam in einen speziell abgetrennten Bereich des Konzentrationslagers, welcher zusätzlich mit Stacheldraht umzäunt und rund um die Uhr bewacht wurde. Die Fenster in den Baracken waren weiß getönt, wodurch niemand hineinsehen konnte, zusätzlich sicherten 1000 Volt Hochspannungsdrähte diesen geheimnisvollen Ort. Adolf Burger kannte bald den Grund für diese massiven Sicherheitsvorkehrungen, denn in den beiden Blöcken 18 und 19 standen riesige und hochmoderne Druckereimaschinen. Hier wurden Banknoten, Pässe und andere wichtige Dokumente gefälscht, welche dem nationalsozialistischen Deutschen Reich dienen sollte. Die Errichtung dieser Fälscherwerkstatt wurde persönlich von Adolf Hitler abgesegnet und nicht einmal der Lagerkommandant wusste, was hier vor sich ging. Adolf Burger kannte nun eines der größten Staatsgeheimnisse der Nazis.

Adolf Burger: „Die Nazis waren nicht nur Mörder, sondern auch ganz gemeine kriminelle Geldfälscher“

Adolf Burger wusste, dass diese Arbeit irgendwann mit dem Tod enden würde, denn niemand durfte etwas von der heimlichen Fälscherwerkstatt erfahren. Sogar kranke Mitarbeiter wurden sofort erschossen, damit sie nicht im Delirium etwas ausplauderten. Hauptsächlich wurden englische Pfundnoten gedruckt, um die britische Wirtschaft mit Falschgeld zu überschwemmen und damit auch das internationale Währungssystem zu Fall zu bringen. Streng abgeschirmt von der restlichen Welt mussten die Fälscher unermüdlich für das Deutsche Reich arbeiten, doch Adolf Burger und ein paar andere Arbeitskräfte schafften es dennoch, trotz strengster Sicherheitsvorkehrungen Widerstand zu leisten.


Die Geldfälscher waren mutig genug, den Notendruck hinauszuzögern und zu sabotieren. Unter Todesangst wurden absichtlich mangelhafte Geldscheine gedruckt, welche durch die fehlende Qualität nicht in Umlauf gebracht werden konnten. Die Häftlinge schafften es so, dass Millionen von gefälschten Banknoten nicht in die Hände der Nazis kamen und für den Krieg eingesetzt wurden. Als die Alliierten gegen Ende des Krieges immer näher rückten, wurde die Fälscherwerkstatt kurzerhand in ein Konzentrationslager nach Österreich verfrachtet, um hier weiter zu produzieren. Doch es sollte nicht mehr dazu kommen, denn kurz nach der Übersiedelung wurden die Häftlinge mit Adolf Burger durch die amerikanische Armee befreit.

Foto von Samuelson

Als Adolf Burger nach Hause kam, musste er feststellen, dass auch seine Eltern deportiert und umgebracht wurden. Er dachte an die vielen Häftlinge, welche sich freiwillig in die Hochspannungsleitungen warfen und starben, weil sie den Tod ihrer Angehörigen seelisch nicht verkrafteten. Der Krieg hatte ihm ebenfalls innerhalb kürzester Zeit seine liebsten Menschen genommen, doch er wollte kämpfen. Er sammelte Fotos und Dokumente und machte es sich zu seiner Lebensaufgabe, seine Erfahrungen anderen Menschen zugänglich zu machen. Als in späteren Jahren einige Leute tatsächlich begannen, die Massenmorde in den Konzentrationslagern zu verharmlosen, begann sich Adolf Burger öffentlich zu engagieren. Er hielt Vorträge und besuchte zahlreiche Schulen, wo er über 100.000 Jugendlichen seine schrecklichen Erlebnisse in den Konzentrationslagern erzählte, damit sie nicht vergessen wurden.


Basierend auf seinen Erinnerungen wurde die Geschichte über die Geldfälscher verfilmt („Die Fälscher“). Der Film wurde im Jahr 2008 sensationell mit einem Oscar ausgezeichnet, aber die meisten Häftlinge aus dem ehemaligen Fälscherkommando sahen den Film nicht mehr, denn Adolf Burger zählte zu den letzten Überlebenden. Es war das Andenken an die größte bekannte Geldfälscheraktion, welche jemals in der Geschichte durchgeführt wurde und dem lebensgefährlichen Widerstand einiger mutiger Geldfälscher, wodurch zusätzliches Blutvergießen verhindert werden konnte.

Adolf Burger: „Ich habe mir geschworen, zu überleben, um von dem Schrecklichen zu berichten, damit sich so etwas nie wiederholt“